Aix-en-Provence ist nicht nur die Metropole des Lichts und Symbol der zauberhaften Geruchserlebnisse aus Lavendelfeldern und Kräutermanufakturen, sondern auch ein ganzjährig geöffnetes Paradies für Shopper, Erlebnistouristen und Kunstbeflissene.
Lavendel, Oregano, Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian und Basilikum sind mittlerweile weltberühmt und Symbole dieser historischen Metropole. Kein Wunder also, dass die regionale Provinzperle Aix-en-Provence zwischen den südfranzösischen Alpenausläufern und der sonnigen Küste seinen rund 143.000 Einwohnern die höchste Lebensqualität beschert. Mehr als 300 Sonnentage im Jahr gestalten die Universitätsstadt insbesondere für Touristen zum magnetisierenden Eldorado der Künste und des Kommerz. Die brodelnden Hafenstädte Marseille und Toulon sind nur 50 Autobahnminuten entfernt, die pittoresken Ausflugsziele Cassis, Bandol und Sanary-sur-Mer in 60 Minuten über verschlungene Landstraßen durch archaische Dörfer zu erreichen.
Von den Franzosen liebevoll "Aix" genannt, entstand sie als römische Stadt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. dominierten in Entremont einer befestigten Siedlung im Norden der heutigen City der Stamm der Salluvier, bis Prokonsul Caius Sextius Calvinus 23 v. Chr. das Oppidum dem Erdboden gleichmachte, um die erste römische Stadt in Gallien namens Aquae Sextiae Salluviorum zu gründen. Aus dieser Namensgebung entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte das heutige "Aix". Kaiser Diocletian baute die Aquae Sextiae als politischen Kern der Provinz Narbonensis II gegen Ende des 4. Jahrhunderts zum bekannten Sitz einer Diözese aus.
Im Mittelalter regierten ab 1182 hier die provenzalischen Grafen. Der sogenannte gute König René wählte 1471 Aix sogar wegen seines einladenden und überschaubaren Ambientes zu seiner Altersresidenz. Handel und Handwerk blühten. Berühmte Künstler lebten am Hof des gelehrten Mäzens. 1481 vermachte nach dessen Tod sein Neffe Karl von Maine die bis dato unabhängige Grafschaft der französische Krone, schon 1501 initiierte Ludwig XII. in Aix das Parlament. Die Französische Revolution brachte auch hier großes Ungemach, sie degradierte die mannigfaltige Metropole zur Unterpräfektur.
Während des gesamten 19. Jahrhunderts darbte die Schöne in Dornröschenträumen, erst das fulminante Bevölkerungswachstum in Marseille riss das beschauliche Provinznest nach dem Ersten Weltkrieg aus seiner Paralyse. Aus dem agrikulturellen Aix-en-Provence wurde eine stetig wachsende Wohnstadt mit ständigem Pendlerstrom nach Marseille und zur Petrochemie um den See Etang de Berre.
Edle Boutiquen in malerischen Gassen
Keine Frage, Aix zählt neben Cannes und Nizza zu den größten Städten an der Côte dAzur und ist das Herz und die Seele Frankreichs. Bei mediterranem Hochflair in traumhafter Lage lässt dieses Juwel der Attraktionen, Boutiquen, und Bauwerkskunst jedes Touristenherz rasen. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten bietet Aix ein riesiges Kontingent moderner und mondäner Attraktionen. Alleine der "Cours Mirabeau", die gefällige Prachtmeile par excellence, beglückt den Besucher nicht nur für einen Tag. Hier locken edle Boutiquen, Kunsthandwerk, Seifen und Parfüms in malerische Gassen. Prächtige Brunnen, belebte Cafés und das feine Stadtpalais bieten nötige Verschnaufpausen. Ein besonderes Highlight ist die Bischofkirche Saint-Saveur am Universitätsplatz. Die monumentale Kathedrale wurde ausgebaut und modifiziert, sodass ein Sammelsurium an völlig konträren Baustilen entstanden ist.
Harmonisch begrenzt wird der Cours Mirabeau durch zwei üppig ornamentierte Brunnen, im Osten durch den "Fontaine du Roi René", im Westen durch den "Fontaine de la Rotonde". Am Ende der Prachtmeile mit ihren exquisiten Feinschmeckerrestaurants und urigen Cafés wartet eine malerische Missionskirche. Dieses ehemalige Karmeliterinnenkloster ist Geburtsstätte der Oblaten-Kongregation, die 1816 vom katholischen Heiligen Eugen von Mazenod ins Leben gerufen wurde. Weitere Highlights, die vom Cours Mirabeau abzweigen, sind die in der Altstadt gelegene Cathédrale St-Sauveur, der Place de lHôtel de Ville, das Musée dHistoire Naturelle und der Place dAlbertas. Im Süden des Cours Mirabeau liegt das Mazarin-Viertel, in dem das Hôtel de Caumont, der Place des Quatre Dauphins und das Musée Paul Arbaud insbesondere Kunstfans beglücken.
Den höchsten Punkt dieser unvergesslichen City bietet der Kirchturm des Sakralgebäudes Saint-Jean-de-Malte, die älteste gotische Kirche in der Region Provence. Das Gotteshaus stammt aus dem 13. Jahrhundert. Und wurde mit Kreuzgrundriss über ein bereits bestehendes Vorgängergebäude im Süden des Zentrums der Stadt errichtet. Saint Jean-de-Malte grenzt unmittelbar an weitere touristische Treffpunkte, das im 19. Jahrhundert gegründete Museum Musée dHistoire Naturelle, das Theater La Fontaine d Argent sowie die Parkanlagen Jourdan und Ramnot.
Das Klima in dieser Region ist ganzjährig moderat. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Aix-en-Provence beträgt 13,5 Grad, im Juli erwärmt die Sonne mit gemäßigten Temperaturen das bunte Treiben auf 22 Grad. Im Winter regnet es deutlich mehr als im niederschlagärmsten Juli mit gerade einmal 17 Millimetern. Kein Zweifel, Aix ist zu jeder Jahreszeit eine erquickliche und erholsame Reise wert. Aber Vorsicht vor dem Suchtfaktor. Wer einmal hier war, kommt immer wieder.
Von Jean Lüdecke