In der Fitnessbranche zeichnet sich eine neue Trendsportart ab: Überall in Deutschland schießen Trampolinparks aus dem Boden. Der aktuell größte ist das "Jump House" in Leipzig, das Anfang des Jahres eröffnet hat.
Das "Jump House" in Leipzig ist eine Mischung aus Turnhalle und Freizeitpark. An der Decke drehen sich Diskolichter, während aus den Lautsprechern der Bass wummert übertönt nur von den Trillerpfeifen der "Sprungmeister", die überdrehte Jugendliche im Zaum halten. Diese hüpfen mit orangefarbenen Socken durch die Gegend, springen gegen Netze, vollführen Drehungen in der Luft. Ganz schön akrobatisch, diese neue, eigentlich altbekannte (Trend-)Sportart.Wir befinden uns in Deutschlands größtem Trampolinpark in Leipzig. Die 4.800 Quadratmeter große Halle wurde schon für so manche sportliche Aktivität genutzt: als Kartbahn, als "Soccer World" und heute nun als gigantische Hüpfburg. Über 140 Trampoline sind auf dem Areal verbaut, das sich in acht verschiedene "Actionbereiche" aufteilt. Mal müssen die Hobbysportler über einen rotierenden Balken springen, mal können sie mit vollem Anlauf in einem Bad aus Schaumstoffwürfeln landen. Das alles in knallig-bunten Farben Lila und Orange dominieren , die direkt aus einer Fernsehshow stammen könnten.
Schon am frühen Morgen herrscht im "Jump House" reger Betrieb. Die erste Hälfte des Tages ist für Schulklassen reserviert, die Lust auf eine etwas andere Sportstunde haben. Damit sie in Schwung kommen, werden die Teenies mit Trillerpfeifen zu Liegestützen ermuntert eine Szene wie aus einem Boot Camp, nur deutlich kürzer. Danach gewird ein paar Runden im Kreis gejoggt, bevor die erste Trampolin-Station auf die jungen Gäste wartet: der "Survival Jump" mit dem rotierenden Balken.
Die Anglizismen kommen nicht von ungefähr, denn die "Jump-House"-Gründer Christoph Ahmadi (43) und Till Walz (43) haben sich von amerikanischen Themenparks inspirieren lassen. Dort hält der Trampolinboom schon seit über einem Jahrzehnt an. Rund 500 Trampolinparks existieren inzwischen in Nordamerika: gigantische, bunte, schrille Erlebnistempel, die mit dem verstaubten Turnhallen-Trampolin nicht mehr viel gemeinsam haben.
Die Gründer brachten die Idee aus den USA mit
Dieses Konzept wollten die beiden Unternehmer, die sich seit Kindertagen kennen, auch nach Deutschland bringen. Ahmadi, der im Vorstand der Kinokette Cinemaxx saß, und Walz, der als Merchandising-Leiter für Super-RTL gearbeitet hat, fuhren mehrfach in die USA, um das Geschäftsmodell zu studieren. Mithilfe von Investoren setzten sie ihre Idee schließlich um: 2014 eröffnete in Hamburg das erste "Jump House" in Deutschland; inzwischen gibt es fünf verschiedene Standorte, Tendenz steigend. Auch andere Betreiber mischen in dem lukrativen Geschäft mit. So haben sowohl amerikanische als auch britische und niederländische Trampolin-Ketten diverse Ableger in Deutschland gegründet.
"Springen ist einfach ein Grundbedürfnis des Menschen", ist Ahmadi überzeugt. "Da spielt es keine Rolle, ob man einen Park in Australien oder Frankreich eröffnet." Eins zu eins kopiert haben die beiden Geschäftspartner das amerikanische Modell trotzdem nicht. "Es gibt da schon ein paar kulturelle Unterschiede", sagt Ahmadi. "In den USA ist man es gewohnt, viel weitere Strecken mit dem Auto zu fahren. In Deutschland müssen die Parks deutlich schneller erreichbar sein." Auch organisierte Kindergeburtstage seien in den USA sehr viel schneller vorbei. "Bei uns ist das nicht so durchgetaktet. Wir nehmen uns mehr Zeit."
In Leipzig hat eine neunte Klasse aus Gera inzwischen das Aufwärmprogramm beendet. Die Jugendlichen hüpfen und lachen, was das Zeug hält. Bei einigen sind Schweißperlen und rote Köpfe bereits deutlich zu sehen (laut "Jump House" verbrennt man rund 1.000 Kalorien pro Stunde beim Trampolinspringen).
"So viel Sportunterricht machen wir sonst das ganze Jahr nicht", meint die 15-jährige Selina Güthe. "Das Springen macht Spaß, ist aber ganz schön anstrengend." Mathe- und Physiklehrer Andreas Schumann beschränkt sich hingegen aufs Zuschauen. "Ich finds super, aber für mich ist das nichts", sagt der Pädagoge.
Ein paar Meter weiter werfen einige Zehntklässler Bälle in einen Korb natürlich mit federndem Anlauf. "Wir wollten unseren Wandertag schon letztes Jahr in einem Trampolinpark verbringen", erzählt Kevin Wehner (17). "Aber da gabs noch nichts bei uns in der Nähe." Wirklich nah war die Anreise aus Gotha aber immer noch nicht: Die Schüler mussten zwei Stunden mit dem Zug fahren, zweimal umsteigen und danach noch die Trampolinhalle erreichen alles für anderthalb Stunden Fitness.
Einfach draufloshüpfen dürfen die Besucher allerdings nicht, da mögen die 18.000 Schaumstoffwürfel im "Foam Jump" noch so verlockend klingen. So sind sowohl Doppelsalti als auch Rückwärtssalti verboten. Auch Schmuck und Handys dürfen beim Springen aus Sicherheitsgründen nicht mitgenommen werden was gerade jungen Kunden schwerfallen dürfte.
Doch auch dafür haben sich die Betreiber eine Lösung überlegt. Außerhalb des Sprungbereichs existiert jeweils eine eigene "Social Media Zone", in der zu den Smartphones gegriffen werden darf. Glück gehabt!
Eine Altersbeschränkung gibt es im "Jump House" bewusst nicht. "Unsere Zielgruppe ist generationenübergreifend", sagt Christoph Ahmadi. "Wir haben schließlich auch allerlei Business-Veranstaltungen. Das schweißt den Teamgeist zusammen." Größere Unfälle habe es bislang noch nicht gegeben, beteuert der Geschäftsmann. Höchstens mal ein umgeknickter Knöchel. Damit das so bleibt, listet das Unternehmen auf seiner Homepage 23 Sicherheitsregeln auf von "Springe nicht abseits der Netze" bis zum Kaugummi-Verbot. Generell gilt: Springen auf eigene Gefahr.
Wie viele Besucher pro Jahr das neue Freizeitangebot wahrnehmen und wie viel Geld damit verdient wird, wollen die Firmengründer nicht verraten. "Wir sind aber schon heute profitabel", betont Ahmadi. In die Hamburger Halle, den ersten Standort der Kette, seien im ersten Jahr über 100.000 Besucher gekommen. Allein dieses Jahr sollen weitere zwei bis drei Parks in Deutschland eröffnet werden; spezielle Fitnesskurse für Erwachsene sind in Planung. Die Zeichen stehen also auf Expansion zumindest solange der Trend anhält.
Ganz billig ist das Sprungvergnügen übrigens nicht. Eine Stunde in Deutschlands größtem Trampolinpark kostet zwölf Euro, für zwei Stunden ist das Doppelte fällig zuzüglich einer "Servicegebühr" von 50 Cent. Dem Trampolin-Boom tut das offenbar keinen Abbruch: Die nächsten Parks sind schließlich schon geplant.
Steve Przybilla
Info
Adresse:
Jump House Leipzig
Markranstädter Straße 8a
04229 Leipzig
Öffnungszeiten: Mo. geschlossen, Di. bis Do. 15 bis 21 Uhr, Fr. 13 bis 21 Uhr, Sa. 9.30 bis 22 Uhr, So. 9.30 bis 20 Uhr.
Preise: ab zwölf Euro (60 Minuten), zzgl. 0,50 Euro Servicegebühr. Rabatte für Schulklassen und Kindergeburtstage.
Weitere Informationen unter: www.jumphouse.de