Um dieses Buch mit dem scheinbar aussagekräftigen Titel zu erklären, kann man es von hinten aufzäumen. Nämlich mit dem letzten Satz: "Es gibt mehr zwischen Leben und Tod, als wir von hier aus sehen können."
Nach ihrem internationalen Beststeller "Das Lavendelzimmer" hat Nina George mit "Das Traumbuch" nun ein Buch über zwischenmenschliche Verbindungen geschrieben, die übersinnlich sind und über die rein körperliche Begegnung hinausgehen. Es geht um Verlust, ums Loslassen und über die Kraft, die Träumen innewohnt.
Die Handlung spielt in London und bringt drei Menschen zusammen: Zum einen den 13-jährigen Sam, der ohne seinen Vater groß geworden ist. Den hat er aber nun ausfindig gemacht und zu einer Schulfeier eingeladen. Der Kriegsreporter Henri, der jahrelang nichts von seinem Sohn wusste, sagt dem Treffen sofort zu. Auf dem Weg jedoch hat er einen Autounfall und fällt ins Koma.
Und dann ist da noch die Verlegerin Edwina, eine vergangene Liebe Henris. Der hatte Henri vor einigen Jahren eigentlich gesagt, dass er sie nicht mehr liebt. Obwohl Edwina nun einen neuen Lebenspartner hat, soll sie sich im Notfall um ihn kümmern so steht es in Henris Patientenverfügung. Die drei Figuren treffen auf der Intensivstation des Krankenhauses erstmals zusammen, dort beginnt die Geschichte.
Erzählt wird vor allem in Dialogen und aus der Perspektive einer der Hauptfiguren. Auch aus der des Komapatienten Henri, der bei gescheiterten Aufweckversuchen sein Leben an sich vorbeiziehen sieht. Weil der Esoterik-Verdacht nahe liegt, baut die Autorin zudem den sehr rationalen Chefarzt ein, der mit Fachbegriffen erläutert, was passiert, wenn Menschen dabei sind, aus dem Leben zu scheiden.
Nina George verarbeitet mit dem Buch den Tod ihres Vaters, der im Jahr 2011 verstarb. Das Nachwort ist daher ihm gewidmet. Trotz des persönlichen Hintergrundes gelingt George mit "Das Traumbuch" ein helles, klares Werk.
Laura Kutsch