Wir schreiben das Jahr 1917. Die hübsche Laia wird Verkäuferin im Textiliengeschäft "Santa Eulalia", in dem ihre Mutter als Näherin arbeitet. Laia ist fasziniert von den luxuriösen Stoffen und schönen Kleidern. In der eleganten Roser, die aus dem traditionsreichen Unternehmen ihrer Familie das erste Modehaus Spaniens machen will, sieht sie ein Vorbild, dem sie nacheifern möchte. Aller sozialen Gegensätze zum Trotz freundet sich Laia mit der privilegierten Roser an. Doch die Situation ändert sich, als der charismatische Frauenheld Ferrán in das Leben beider Frauen tritt. Núria Prada schildert in "Die Kleidermacherin" die Entwicklung des Modehauses "Santa Eulalia" in Barcelona, das 1843 gegründet wurde und bereits 1894 als das größte und best sortierte Modekaufhaus Barcelonas bekannt war und verwebt diese traditionsreiche Geschichte mit der Entwicklung mehrerer Figuren, die mit dem Modehaus älter, aber nicht immer reifer und erfahrener werden.
Auf diese Weise vermittelt die ehemalige Lehrerin Núria Pradas ein Bild von den damaligen Sitten und den Abläufen hinter der damaligen Ladentheke eines Kaufhauses. Denn auch wenn man dies angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage Italiens und Spaniens zurzeit oftmals nicht mehr sieht: Südländerinnen lieben Mode. Auch mollige Frauen legen hier viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres und die Modeindustrie produziert nicht nur für Frauen mit Modelmaßen.
Darüber hinaus erhält man einen kleinen Eindruck aus der Kriegszeit in Barcelona, was ungewöhnlich ist, da diese Zeit Spaniens außer in Spanien selbst in Büchern und Filmen selten geschildert wird. Der Roman ist und bleibt insbesondere eines: eine Hommage der Autorin an ihre Stadt Barcelona und "Santa Eulalia". Seit mehr als 150 Jahren steht dieses Modekaufhaus für Tradition, Moderne und Glamour. "Santa Eulalia" hat Umbauten, Umzüge und Erweiterungen erlebt, den Kriegszeiten getrotzt und hat Prêt-à-Porter-Mode in Barcelona salonfähig gemacht.
Christina Korb-Völke