Das Haus brennt lichterloh. Nur den Regenmantel und zwei ungleiche Gummistiefel rettet Frederik bei seiner Flucht aus den Flammen. Für das Haus auf der kleinen Schäre kommt jede Hilfe zu spät. Fassungslos sieht der alte Mann zu, wie in dieser Nacht der ganze Familienbesitz niederbrennt. Erinnerungen, Tagebücher, Hab und Gut: Alles schmilzt dahin. Als würden mit dem Brand die gesamten Abdrücke seines Lebens erlöschen. Wie soll er damit fertigwerden?
Der Wohnwagen ist unversehrt, so hat er wenigstens ein Dach über dem Kopf. Auch das Bootshaus steht noch, sein Boot schaukelt am Steg. Der 70-Jährige hat zurückgezogen hier gelebt. Viele Menschen sind ihm nicht geblieben. Seine Frau starb vor Jahren, zu seiner erwachsenen Tochter hat er so gut wie keinen Kontakt.
Den ehemaligen Postboten Jansson bekommt er öfter zu Gesicht, manchmal mehr als ihm lieb ist. Und neuerdings besucht ihn Lisa Modin, die junge Journalistin, die über ihn und sein Schicksal schreibt.
Was zählt im Leben, wenn man alles verloren hat? In der Einsamkeit lässt sich Frederik von seinen Gefühlen der Wut, Trauer und Angst schütteln und verwandeln. Sein Warten auf die schwedischen Gummistiefel, die er am Tag nach dem Unglück im Laden am Hafen bestellte, wirkt symbolhaft. Keiner, der auf den schwedischen Schäreninseln zu Hause ist, kann auf wasserdichtes Schuhwerk verzichten. Als Frederik am Ende seines inneren Kampfes endlich die passenden Stiefel erhält, hat er auch im Leben wieder Land gewonnen und kann weitergehen.
Der letzte Roman von Henning Mankell ist ein Vermächtnis. Der schwedische Autor schrieb ihn kurz vor seinem Tod. Am Ende seines Lebens konfrontiert Mankell seine Leser mit existenziellen Fragen. Gleichzeitig zieht sich die Faszination über den schwedischen Schärengarten wie ein roter Faden durch die Handlung. Eindrucksvoll führt er die Landschaft der Stockholmer Schäreninseln vor Augen.
Christine Bartholomae