Grün schillernde Nordlichter aus der Sadies-Heimat Kanada zieren das Cover. Nur den wenigsten wird dieser betörende Anblick je leibhaftig gegönnt sein. Doch sei es verraten: die Musik des sich in der Verpackung befindlichen Tonträgers ist womöglich noch viel schillernder.
Überrascht ist der Gourmet nostalgieseliger Sixties-Klänge davon natürlich nicht, ist die Combo der beiden Good-Brüder Dallas (Gitarre, Banjo, Keyboard, Gesang) und Travis (Gitarre, Geige, Mandoline, Gesang), Sean Dean (Bass) und Mike Belitsky (Schlagzeug) doch bereits seit zwei Jahrzehnten mit verlässlich berauschendem Klang unterwegs. Gleichwohl blieben sie leider bis heute ein gut gehütetes Geheimnis...
"Northern Passages" eröffnet mit jener dem Kenner so vertraut lieblichen Country-Folk-Psychedelica. Es ist schlicht fabelhaft wie das organisch inszenierte Instrumentarium ineinander greift, sich um eine verführerische Melodie rankt und diese in weniger als drei Minuten zur kompletten Entfaltung bringt. Zwei folgende Tracks verschärfen Tempo und Lautstärke und verhehlen damit nicht: The Sadies haben sich immer auch ihre polternde Punk-Haltung bewahrt.
Dennoch: Ins hemmungslose Schwelgen kommt der Fan erst wieder mit dem vierten Stück "Its Easy (Like Walking)", auf dem Gastsänger Kurt Vile nicht nur mit einem zuckersüßen Refrain zu bezirzen weiß. "The Elements Song" ist noch besser und spätestens wenn Dallas Good "Even the birds" singt, wird klar, wer für diese Band bis auf weiteres zur Hauptinspirationsquelle taugt: The Byrds!
Diese Musik ist tatsächlich "Eight Miles High" mindestens... Oder anders ausgedrückt: Sie ist Jingle Jangle Deluxe. Dass die Kerle wiederum jederzeit auch mühelos in der Lage sind, einen beschwingten Country-Song aus dem Ärmel zu schütteln, demonstriert "God Bless The Infidels" eindrücklich.
Vier so restlos wie nahtlos in den Bann ziehende Songs beschließen den begeisternden Reigen. Und wieder sind es keine Geringeren als die Byrds, an die diese saitenherrliche Ideenschmiede gemahnt.