Auch wenn sie erwachsen geworden sind, erinnern sich viele Frauen noch an die Zeit, als ihre Mütter ihnen Geschichten erzählten oder Lieder vorsangen. Vielleicht haben diese Frauen inzwischen auch selbst schon Kinder und reisen mit diesen zusammen in die Welt der Fantasie, der Märchen, Lieder und Geschichten. Der Titelsong "Märchen enden gut" von Oonagh auf ihrem gleichnamigen neuen Album beschreibt jedoch nur vordergründig solche Erinnerungen. In Wahrheit geht es um Realitätsflucht aus einem problembeladenen Leben. Als erwachsene Frau kann das lyrische Ich das wahre Leben nur mithilfe der Musik ertragen. Diese gibt Hoffnung. Denn wie sagte die Mutter schon: "Märchen enden gut" das wahre Leben dagegen oftmals nicht.
Auch auf ihrer neuen CD verwebt Oonagh Ethno-Pop und Folk mit mittelalterlicher Musik. Getragen von ihrem lyrischen Sopran erzählt sie dabei in ihren Songs selbst kleine, oftmals poetisch angehauchte Geschichten, die in ihrer Ausdrucksweise ebenfalls ans Mittelalter angelehnt sind. So soll der Song "Das Mädchen und der Tod" beispielsweise die Grundangst des Menschen vor dem Sterben schmälern. Erzählt wird von einem kleinen, herzkranken Mädchen, das dem Tod zwar früh begegnet, ihn aber überlistet und erst im hohen Alter wirklich stirbt. Fröhlicher dagegen ist der Titel "Numenor", eine Art moderne "Peter Pan" oder "Gullivers Reisen"-Story, bei der einfach nur gute Laune aufkommt. Ein wenig an Disneys "Die fantastische Welt von Oz" erinnert der Song "Weise den Weg": Ein Mädchen verliert seine Seele, nachdem der Wind sie verlassen hat. Aber Oonagh weiß auch, wie man feiert: Dies wird deutlich in den Titeln "Tanz mit mir", in dem irischer Folk anklingt oder auch "Zeit der Sommernächte", in der eine Horde wildgewordener Feen eine Party nach der anderen schmeißt. Fast mysteriös wirkt letztendlich der Abschlusstitel "Gayatri Mantra". Mysteriös deswegen, weil nur eingefleischte Oonagh-Fans den Text wirklich verstehen werden. Der Rest kann sich jedoch mit der beruhigenden Melodie trösten.
Alles in allem ein unterhaltsames Album, das sich positiv auf das Gemüt auswirkt.
Christina Korb-Völke