Temples aus dem britischen Northhamptonshire sind für ihr zweites Album sehr gescholten worden. Nicht wenige empfanden den Nachfolger ihres viel gepriesenen 2014er-Debüts "Sun Structures" als "Zuckerschock". Alles sei zu dick aufgetragen, zu pompös, zu offensichtlich, zu aufdringlich, mithin zu kindisch und kitschig in diese Richtung halt.
Zeit also für eine flammende Gegenrede! Sie beginnt mit Vergleichen: MGMT und Tame Impala. Weil ja auch diese Neo-Psychedeliker ihren opulenten, rückwärtsgewandten Pop mit reichlich Zuckerguss servieren. Und: auch sie treffen ohne Umwege ins Hörer-Herz, strecken ihre Melodie- und Sound-Tentakel ganz zielstrebig aus, verführen mit dem Naheliegenden, nicht mit dem unnötig Komplizierten und Verschachtelten. Und da es eher mehr als weniger Bands dieser Couleur geben sollte, darf man eben auch James Bagshaw, Thomas Walmsley, Adam Smith und Samuel Toms hemmungslos dafür
lieben.
Tatsächlich vermittelt das grelle, artifizielle Cover exakt die Botschaft dieser so wohltuenden Musik: der Schlüssel passt und genügt sich zudem selbst. Was doch beneidenswert ist, oder?
Alle zwölf Tracks wurden mit sehr dickem Pinsel in mehreren Schichten aufgetragen. Keyboards ziehen weite hymnische Kreise, diverse Stimmen harmonieren im Falsett, das Schlagzeug benimmt sich wie ein Drum-Computer, reichlich Gebimmel, Gezischel und Geklapper kommt und geht, verweilt nur selten und wird doch so wunderbar songdienlich platziert.
Gewürzt wird alles dann noch mit jener Sorte psychedelischer Schlieren, Rotationen und Verwerfungen, wie man sie seit den 60ern liebt, aber nicht mehr alleweil um die Ohren gewickelt bekommt... Und dafür kann jeder beliebige Song dieses Reigens als Beispiel gelten. Wohlgemerkt: wirklich jeder.
Somit knacken Temples mit "Volcano" ganz mühelos ein "Mystery Of Pop" wie auch ein Songtitel zurecht verspricht. Und für die komplexeren Varianten des Genres hat man ja etliche andere Vertreter, die einem keineswegs weniger am Herzen liegen.
Andreas
Lüschen-Heimer