2019 wird Bauhaus, die legendäre Hochschule für Gestaltung, 100. In diesem Schuljahr ist ein Programm gestartet, das vor allem junge Menschen die Schule für Design und Architektur im näherbringen will mithilfe sogenannter Bauhaus-Agenten, wie Anja Edelmann. Für die Koordination ist Dr. Silke Feldhoff zuständig.
Frau Edelmann, Frau Feldhoff,Ihr Ziel ist es, an BerlinerSchulen ein kulturelles Vermittlungsprogramm zum Thema Bauhaus zu entwickeln.
Was genau müssen wir uns darunter vorstellen?
Anja Edelmann: Ein umfassendes Vermittlungsprogramm besteht aus ganz unterschiedlichen Formaten, zugeschnitten auf die Interessen und Bedürfnisse möglichst vieler unterschiedlicher Personen beziehungsweise Zielgruppen. Dabei interessieren uns vor allem auch Menschen, die nicht unbedingt zu den klassischen Museumsbesuchern gehören. Die vielleicht bislang noch nie etwas vom Bauhaus gehört haben. Je nach Zielgruppe kann also eine Führung, ein Workshop oder ein langfristiges Projekt im Stadtraum beziehungsweise im digitalen Raum besser geeignet sein. Am Bauhaus-Archiv gibt es bereits jetzt eine ganze Reihe von Bildungsangeboten. Dieses Angebot wollen wir in den kommenden vier Jahren gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, aber auch Künstlern und Experten weiterentwickeln zu einem innovativen Vermittlungsprogramm für das neue Bauhaus-Museum. Denn das Bauhaus-Archiv erhält anlässlich des 100. Jubiläums einen Museumsneubau.
Silke Feldhoff: Das Bauhaus wurde 1919 gegründet und war wohl die bedeutendste Schule für Architektur und Design im 20. Jahrhundert. Dort wurde mit damals sehr innovativen Lehrmethoden gearbeitet. Unser Ziel ist es, das Interesse am Bauhaus zu wecken, Hemmschwellen abzubauen. Wir wollen Erfahrungsräume schaffen und gemeinsam mit den Schülern nachhaltige und übertragbare Vermittlungskonzepte entwickeln. Bisher ist das Bauhaus-Archiv und -Museum mit den bereits vorhandenen Angeboten auf die Schulen zugegangen.
Jetzt machen sich Schulen und Schüler gemeinsam mit den Bauhaus-Agenten Gedanken darüber, wie man das Bauhaus mit seiner 100-jährigen Geschichte gerade jungen Menschen näherbringen kann. Die Kinder und Jugendlichen bringen also ihre Vorstellungen und Ideen ein, werden als Museumsbesucher von morgen zu Experten in eigener Sache und werden mit ihren Anregungen und Vorschlägen ernst genommen.
Frau Feldhoff, Sie sind Koordinatorin des Bauhaus-Agenten-Programms. Wird dieses nur in Berlin umgesetzt?
Silke Feldhoff: Nein, das Bauhaus-Agenten-Programm wird an allen drei Bauhaus-Standorten, nämlich in Weimar, Dessau und Berlin für vier Jahre laufen. Es ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und des Bauhaus-Archivs und -Museums für Gestaltung, Berlin, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Klassik Stiftung Weimar. Zusätzlich arbeitet eine ganze Reihe von Partnern auf Landesebene mit. Es gibt insgesamt neun Bauhaus-Agenten.
Gestartet ist das Programm im Herbst 2016 mit dem Ziel, zeitgemäße und übertragbare Vermittlungsangebote für die Bauhaus-Institutionen in Berlin, Dessau und Weimar zu entwickeln. Denn alle drei Einrichtungen erhalten anlässlich des 100. Gründungsjubiläums Museumsneubauten, und im Vorfeld von 2019 soll die kulturelle Bildung stärker berücksichtigt werden.
In Berlin haben sich über 30 Schulen beworben acht von ihnen nehmen am Programm teil. Nach welchen Kriterien wurden die Schulen ausgewählt?
Anja Edelmann: Wichtig war das Interesse, die Offenheit und die Bereitschaft der Schulen, die Vermittlungsangebote des Bauhaus-Archivs aktiv mitzugestalten. In der Nelson-Mandela-Schule aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurde die Bewerbung beispielsweise von den Schülerinnen und Schülern selbst geschrieben sie haben eine sehr überzeugende Präsentation eingereicht.
Es wurde darauf geachtet, unterschiedliche Schulformen in unterschiedlich sozial strukturierten Stadtbezirken in Ost und West, Nord und Süd zu berücksichtigen. Somit haben wir jetzt offizielle Partnerschulen unter anderem in Spandau, Reinickendorf, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf.
Silke Feldhoff: Dieses Spektrum reicht von der Grundschule bis hin zu einem Oberstufenzentrum. Es war wichtig, die Vielfalt von Schülern in unterschiedlichen Bezirken, mit unterschiedlichem kulturellen und Bildungshintergrund in dem Programm zusammenzubekommen. Denn unser Ziel ist es, bei den gemeinsam entwickelten Angeboten auch die Vielfalt von Erwartungen an ein Museum abzubilden.
Anfang des Schuljahres 2016/17 haben Sie in den Schulen als Bauhaus-Agentinnen Ihre Arbeit aufgenommen. Was sind Ihre ersten Eindrücke und Erfahrungen, wie ist das Projekt angelaufen?
Anja Edelmann: Zunächst haben wir als neue Mitarbeiterinnen des Bauhaus-Archivs und -Museums das Haus mit seinen Strukturen und den verschiedenen Arbeitsbereichen kennengelernt. Außerdem haben wir uns mit den Kollegen aus Weimar und Dessau getroffen, um ihr Programm kennenzulernen und gemeinsame Strategien für die kommenden Jahre zu entwickeln.
Momentan sind wir dabei, unsere Berliner Schulen zu besuchen und mit Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften ins Gespräch über unsere Zusammenarbeit zu kommen. Welche Vorstellungen gibt es? Sollen wir in den regulären Unterricht kommen oder sollen AGs angeboten werden? Welche Themen sind für die Kinder und Jugendlichen besonders interessant?
Da tragen wir gerade die verschiedenen Vorschläge und Ideen zusammen, um dann mit unserer eigentlichen Arbeit als Bauhaus-Agentinnen beginnen zu können, was sicher sehr spannend wird.
Interview: Gaby Schlegel