Die "Lang Lang Music Foundation" fördert den internationalen Klaviernachwuchs. Professor Wolfram Schmitt-Leonardy betreut diese Meisterklasse für hochbegabte Pianisten. Einige der jungen Musiker konzertieren im Saarland.
Zufälle gibts, das glaubt man kaum. Nie und nimmer hätte die Kulturbeauftragte der Gemeinde Riegelsberg Annerose Nill gedacht, dass aus einer Plauderei mit Klavierstimmer Michael Landt aus Dillingen ein Konzertereignis der Superlative für die beschauliche Gemeinde Köllertal erwachsen könnte. Doch genau dies ist nun eingetreten, und seitdem glühen die Telefondrähte im Rathaus.
Doch der Reihe nach. Aus der kleinen Unterhaltung mit dem Klavierstimmer, sozusagen aus einem Gespräch zwischen Tür und Angel, erfuhr die umtriebige Kulturamtsleiterin, dass Anfang Januar weltberühmte Nachwuchspianisten nach Saarlouis kommen werden. Als dann noch der Name des Jahrhundertpianisten Lang Lang fiel, war Annerose Nill ganz aus dem Häuschen.
Der Pianist Lang Lang ist das Idol
"Ach, wäre das schön, wenn diese jungen Musiker auch im Riegelsberger Rathausfestsaal spielen könnten, auf dem von Ihnen frisch gestimmten Flügel", fantasierte sie vor sich hin. Michael Landt meinte ganz trocken: "Ich kann ja mal fragen." Kurz darauf kam eine
E-Mail von Wolfram Schmitt-Leonardy, seines Zeichens Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in München und Paris und jetzt kommt das besondere auch Professor für die "Internationale Lang Lang Music Foundation" in New York.
Der gebürtige Saarlouiser ist Initiator und künstlerischer Leiter eines Projektes zur Förderung internationaler Hochbegabter, dem "Forum junger Solisten" und seit 2013 einer von zwei deutschen Klavierprofessoren der jährlich in den großen Musikmetropolen der Welt stattfindenen "Allianz Junior Music Camps" der besagten "Lang Lang Music Foundation". Zusammen mit Lang Lang sucht der 49-Jährige jedes Jahr in einem weltweiten, aufwendigen Casting aus mehr als 500 Bewerbern die besten internationalen Nachwuchspianisten aus. Mehrmals im Jahr treffen sich diese zu Meisterkursen im Rahmen des "Forums junger Solisten".
Nach Auftritten in München, Barcelona, Wien und Warschau gastieren zehn von ihnen nun in der ersten Januarwoche 2017 im Saarland. In seiner E-Mail an das Kulturbüro Riegelsberg sagte Professor Schmitt-Leonardy ohne großes Aufheben einen Auftritt der auserwählten Nachwuchsmusiker in Riegelsberg zu. Völlig unkompliziert und herrlich unprätentiös verliefen die Gespräche, mit wenigen Telefonaten war alles unter Dach und Fach Annerose Nill konnte es nicht fassen.
Die jungen Teilnehmer im Alter zwischen 13 und
17 Jahren zählen zu den ganz großen Hoffnungen der internationalen Klassikszene und zu den Stars von morgen. Viele der jungen Pianisten konzertierten bereits weltweit mit großem Erfolg in der Carnegie Hall New York, der Wigmore Hall in London oder in der Liederhalle Stuttgart und behaupteten sich in renommierten Klavierwettbewerben.
"Junge Musiker machen Konzerterfahrungen"
Einer der Musiker, der zwölfjährige Joshua Mhoon aus Chicago, hat erst seit wenigen Jahren Klavierunterricht. "Bei seiner Geburt wäre er fast gestorben", erzählt Schmitt-Leonardy. "Die Ärzte meinten, dass er wohl mit einigen Defiziten leben lernen müsste. Doch sein Leben hat sich ganz anders entwickelt. Trotz der leidvollen Erfahrungen seines ersten Lebensjahres hat Joshua wohl eine Hochbegabung entwickelt, mittlerweile ist er sogar Mitglied des Mensa-Clubs, des Clubs der Hochbegabten. Er lernt verdammt schnell. Von ihm wird man sicherlich noch Großes erwarten können."
Ebenso von Kaan Baysal (15 Jahre aus Istanbul), Jan Nikovic (16 Jahre aus Zagreb), Kimmie Han (15 Jahre aus Chicago), María Linares (15 Jahre aus Barcelona) und Ziemowit Switalski
(16 Jahre aus Warschau), um einige weitere Nachwuchskünstler zu nennen, die in Riegelsberg auftreten werden. Sie alle haben schon mit Lang Lang vor großem Publikum gespielt und brennen darauf, ihrem Idol nachzueifern.
Von allen Teilnehmern der Meisterkurse spricht Professor Schmitt-Leonardy in den höchsten Tönen. "Die Kinder und Jugendlichen spielen mit großem Enthusiasmus, spürbarer Leidenschaft und unglaublicher Disziplin. Die Begegnungen mit Lang Lang am Ende des Auswahlverfahrens gibt den Nachwuchskünstlern einen weiteren Schub in ihrer Entwicklung."
Spricht Schmitt-Leonardy von seiner Arbeit mit Lang Lang, spürt man, welch eine große Inspiration von dem chinesischen Ausnahmepianisten ausgeht. "Unsere Arbeit mit den Nachwuchskünstlern ist nicht kurzfristig angelegt. Wir wollen junge musikalische Hochbegabte in ihrer Entwicklung fördern und auf ihrem Weg an die musikalische Weltspitze unterstützend begleiten. Ich selbst fungiere als Bindeglied zwischen Studierzimmer und Konzertbühne für die jungen Talente, begleite sie und stehe ihnen über das gesamte Jahr mit Rat und Tat zur Seite. Unser Engagement für diese jungen Talente ist zwingend nötig, um den temporären Erfolg der jungen Pianisten in langfristige und nachhaltige Erfolge zu verwandeln."
Ein Schritt zum langfristigen Erfolg sind die Auftritte der Musiker im "Forum junger Solisten". Hier machen die Musiker nicht nur wertvolle Konzerterfahrungen, sie erhalten die Chance, auch nach den Allianz Junior Music Camps in Kontakt zu bleiben und miteinander zu musizieren. Es entstehen Freundschaften, die in einer Welt, in der vielfach der Wettbewerb im Mittelpunkt steht, auch wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung ist.
Der Wunsch der hochbegabten jungen Pianisten auch nach der ersten Zusammenarbeit mit Schmitt-Leonardy und Lang Lang, weiterhin zusammen zu musizieren, führte vor drei Jahren dazu, dass Schmitt-Leonardy die Konzertreihe nicht nur nach München und zu Musikfestivals in Italien und Frankreich, sondern auch ins Saarland holte. In seiner Heimatstadt Saarlouis traten die Künstler mal vor kleinerer Kulisse, mal im größeren Rahmen auf.
"Das Projekt zur Förderung internationaler Hochbegabter sehe ich als eine Investition in junge Menschen mit großem geistigem und emotionalem Potenzial, die mit Disziplin, Leidenschaft, Kreativität, Hingabe, Fleiß, Sensibilität und Ausdauer musizieren. Nicht zuletzt investieren wir damit auch in klassische Musik und Kultur, die eine zentrale Stellung in einer gesunden, lebendigen Gesellschaft einnehmen", erklärt Schmitt-Leonardy, der selbst ein arrivierter Pianist ist, der von der internationalen Kritik mit Jahrhundertpianisten wie Vladimir Horowitz, Grigory Sokolov, Krystian Zimerman und Svjatoslav Richter verglichen wird. Mit seinem ambitionierten Projekt "Forum junger Solisten" hofft Wolfram Schmitt-Leonardy letztlich auch klassische Musik und Werte einem breiten Publikum näherzubringen.
Monika Jungfleisch
INFO: Meisterklasse
von Lang Lang und Prof. Wolfram Schmitt-Leonardy
Montag, 2. Januar, 19 Uhr
Haus und Hof, Marienstraße 3, 66706 Perl-Sehndorf
Info-Telefon 06867-9118591
Donnerstag, 5. Januar, 19 Uhr
Riegelsberg, Rathaus
Karten: Riegelsberger Bürgerbüro, Telefon 06806-9300
Karten-Restkontingent an der Abendkasse: zehn Euro.
Freitag, 6. Januar, 19 Uhr
Vereinshaus Saarlouis-Fraulautern
Vorverkauf über Ticket regional