Wenn Großeltern wieder Eltern werden: In der französischen Komödie "Das unerwartete Glück der Familie Payan" bringt eine späte Schwangerschaft eine ganze Familie durcheinander.
Für die meisten Dinge im Leben gibt es eine Zeit: die Zeit des Ausprobierens, die Zeit der Partnersuche, die Zeit, eine Familie zu gründen, Kinder zu haben, die Kinder erwachsen werden zu sehen und schließlich ein Leben als glückliche Großeltern zu führen. In welchem Lebensabschnitt was an der Reihe ist das ist in den Köpfen der Menschen in unserer Gesellschaft klar verankert. Wer sich nicht daran hält, wird schief angeguckt.
Typisch, untypischer Familienwahnsinn
Bei Familie Payan ist das Leben im Wesentlichen nach dem klassischen Muster verlaufen. Auch wenn das erste Kind von Nicole (Karin Viard) und Jean-Pierre Payan (Philippe Rebbot) schon recht früh unterwegs war. Sohn Vincent (Raphael Ferret) wurde gezeugt, als seine Mutter gerade einmal 15 Jahre alt war. Doch das ist schon Jahrzehnte her, die beiden haben außerdem noch eine Tochter, Arielle (Manon Kneusé), die auch schon volljährig ist und bereits ein eigenes Kind hat: Zoé (Stella Fenouillet). Nicole und Jean-Pierre identifizieren sich eigentlich mit ihrer Rolle als recht junge Großeltern. Und wie es so kommt, leben in ihrem Haus gleich vier Generationen unter einem Dach: Nicoles Mutter Mamilette (Hélène Vincent), Nicole und Jean-Pierre selbst sowie Arielle die es noch nicht geschafft hat, zu Hause auszuziehen mit Zoé. Das Familienleben ist mitunter durchaus chaotisch, braucht doch Mamilette einiges an Pflege, und gleichzeitig hat sich Arielle noch nicht wirklich in ihre Rolle als Mutter hineingefunden.
Der Film von Regisseurin Nadège Loiseau zeigt natürlich ein bisschen überspitzt das Leben so, wie es in vielen Familien ist. Nicole arbeitet an einer Autobahn-Mautstelle, Jean-Pierre trainiert ehrenamtlich eine Mädchen-Turngruppe, wird aber von seiner Frau gedrängt, endlich auch einmal Geld zu verdienen. Niemand ist so richtig glücklich oder unglücklich, das Leben läuft so vor sich hin, unterbrochen vom gelegentlichen Auftauchen von Vincent, der Soldat auf einem U-Boot der Marine ist. Doch dann bekommt das Leben eine jähe Wendung: Nicole, die 49 Jahre alt ist, dachte eigentlich, dass sie in die Wechseljahre kommt. Doch auf einmal merkt sie: Sie ist schwanger.
"Das unerwartete Glück der Familie Payan" ist der erste Spielfilm von Nadège Loiseau. Es ist ein typisch französischer Film: Er versteht sich als Komödie, ist aber insgesamt relativ ruhig gehalten. Der Humor versteckt sich oft in Details, in der Absurdität einzelner Szenen. Der Film hat ein sehr klares optisches Konzept, in den Bildern überwiegen intensive, leuchtende Farben und starke Kontraste. Sie lassen nicht vergessen, dass man das, was der Film zeigt, nicht komplett ernst nehmen sollte. Dabei hat der Film durchaus ein ernstes Thema, verpackt es aber durch seine Übertreibungen gekonnt.
Der erste Spielfilm von Nadège Loiseau
Nicole weiß zunächst einmal überhaupt nicht, wie sie mit ihrer unerwarteten Schwangerschaft umgehen soll. Denn eigentlich hat ein Baby in dem Leben, das sie führt, überhaupt keinen Platz. Sie denkt an Abtreibung, entscheidet sich dann aber dagegen. Und so muss sich die Familie, die bislang einiges an mütterlicher Versorgung für selbstverständlich hingenommen hat, an andere Zeiten gewöhnen. Was nicht unbedingt schlecht sein muss, denn Arielle stellt sich nun endlich die Frage nach der Verantwortung, die sie für ihre Tochter hat. Und auch Jean-Pierre muss sich noch einmal fragen, was er eigentlich wirklich im Leben will.
Wolfgang Lenders
INFO: Das unerwartete Glück der Familie Payan
Komödie, Frankreich 2016.
Regie: Nadège Loiseau
Drehbuch: Fanny Burdion,
Julien Guetta, Nadège Loiseau, Mazarine Pingeot
Länge: 99 Minuten
Darsteller: Karin Viard,
Philippe Rebbot, Manon Kneusé, Hélène Vincent, Stella Fenouillet, Raphael Ferret
FSK: ab 0 Jahren
Bundesweiter Kinostart:
20. Juli 2017
Im Internet:
www.wildbunch-germany.de/
movie/familie-payan