Im neuesten Animationsbrüller "The Boss Baby" aus der "DreamWorks"-Traumschmiede wird der jüngste Familienzuwachs zum Albtraum. Das Minimonster gebärt sich nicht nur despotischer als Napoleon Bonaparte, sondern führt auch noch ein extravagantes Doppelleben.
Kein Baby ist so brav, dass Eltern nicht überglücklich sind, wenn es endlich schläft. Dieses Neugeborene aber schläft zu völlig falschen Zeiten. Und nicht nur das: Neben dem üblichen Prozedere gibt es permanente Hungerstreiks, gezielte Brüllattacken und treffsichere Breigeschosse dieser Windelpupser zieht alle perfiden Register. "Sie sind schon völlig verwirrt!", freut sich Baby Templeton hämisch über seine effektiven Taktiken, die Familie über den Rand des Wahnsinns zu treiben. Bruder Tim (Miles Christopher Bakshi) ist gerade einmal sieben Lenze jung und ist alles andere als erfreut, den kleinen Neuzugang vor die Nase gesetzt zu bekommen: "Er nimmt das ganze Haus in Besitz. Seht ihn euch an! Er trägt einen Anzug. Er ist wie ein kleiner Mann. Und er hat einen Aktenkoffer. Findet das hier sonst keiner, keine Ahnung, irgendwie verrückt?", mahnt er seine Eltern an. Seine nicht unbegründete Eifersucht wird überdies dadurch potenziert, dass der kleine Templeton (im englischen O-Ton brillant von Alec Baldwin verkörpert, in deutscher Fassung glaubhaft charakterisiert von Synchronsprecher Laus Dieter-Klebsch) unglaublich exquisite Frühfähigkeiten zur deutlichen Artikulation besitzt. Zudem schlürft das Herzelchen vorzugsweise doppelten Espresso, drapiert sich in edler Business-Kleidung, glänzt mit einer Protz-Uhr samt Fläschchen-Ziffernblatt, hält Meetings, schreibt Memos und watschelt gerne mit einer stylischen Aktentasche durch das traute Heim.
Den Eltern spielt er derweil scheinheilig das knuffige Kindlein vor. Tim gerät so flugs ins Abseits der elterlichen Zuwendung. Klar, er will umgehend die Liebe seiner Frau Mama (Lisa Kudrow) und des Herrn Papa (Jimmy Kimmel) zurückerobern und begibt sich deshalb auf geheime Mission. Seine Recherchen offenbaren: Francis E. Francis (Steve Buscemi), Boss der Firma Puppy Co., verfolgt nämlich heimtückische Ziele, die irgendwie mit seinem seltsamen Babybruder zusammenhängen. Baby Templeton ist nämlich in Wahrheit Geheimagent der "Babycorps"-Organisation und soll eine weltweite Welpen-Verschwörung aufklären. Die Kardinalfrage lautet: Warum schröpfen die putzigen Vierbeiner in jüngster Vergangenheit von den Erwachsenen wesentlich mehr Liebe ab als Neugeborene? Wohl oder übel raufen sich die beiden Brüder nach schlagkräftigen Disputen und unfreiwilligen Stunts zusammen, um die Welt zu retten und um vor allem klarzustellen, dass einzig und allein die Liebe, insbesondere unter Geschwistern, die größte und schönste Macht auf Gottes Erden ist.
En göttlicher und herzerwärmender Unterhaltungsbrüller voller rühriger Tragik und rasanter Turbulenzen vom Animationsmerlin Tom McGrath, der zuvor die erfolgreiche Filmtrilogie ("Madagascar", "Madagascar 2" und "Madagascar 3 Flucht durch Europa") sowie den Animationshit "Megamind" verantwortet hatte. Das pointierte Drehbuch tippte Michael McCullers, der auch das Script zur Serien-Adaption "Thunderbirds" kreiert und bei "Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman" mitgewirkt hatte. Wie gewohnt überragt in diesem Popcornbuster nicht nur die gängige, plakative und kindgerechte Animations-Technik, sondern auch die witzigen Synchronschauspieler. Neben Alec Baldwin brillieren Steve Buscemi, Lisa Kudrow, Jimmy Kimmel und Tobey Maguire. "Wir Babys stecken in der Krise unseres Lebens", zeichnete und dichtete die erfolgreiche US-amerikanische Autorin Marla Frazee 2010 im vielgepriesenen Bilderbuch "The Boss Baby". Die simple Story um ein egozentrisches und exzentrisches Macho-Menschlein wurde für die Leinwandadaption erfolgsträchtig aufgepeppt, insbesondere dank des Drehbuchs von Michael McCullers, der schon in der "Austin Powers"-Filmreihe bewies, dass er infantile Arroganz und Süffisanz perfekt in bildgefällige Lachsalven transkribieren kann. Adulte Fans hingegen erkennen in diesem Bonbon-bunten Spektakel zahlreiche Versatzstücke von bekannten Agententhrillern wieder.
Der Film beruht
auf dem Buch von Marla Frazee
Alles dynamisch gezuckert und gesalzen mit der Filmmusik des deutschen Oscarpreisträgers Hans Zimmer ("Inception"). Der am 12. September 1957 in Frankfurt am Main geborene Komponist und Produzent gilt als einer von Hollywoods innovativsten Talenten. Für seine Komposition der Filmmusik zu der Walt Disney-Produktion "Der König der Löwen" wurde Zimmer mit dem Oscar für die "Beste Filmmusik" ausgezeichnet. Der Soundtrack avancierte zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte von Walt Disney Records. Weltweit wurden bis heute mehr als acht Millionen Exemplare verkauft. Für den Score erhielt das Ex-Mitglied der "Buggles" ("Video Killed The Radio Star") zudem einen Grammy und einen Golden Globe. Er gilt außerdem unangefochten als Pionier des Digital-Synthesizers mit integrierter Computertechnologie und elektronischen Keyboards in Kombination mit traditionellen orchestralen Klängen. Zu seiner Trophäensammlung zählen die Oscar-nominierte Filmmusik zu Barry Levinsons "Rain Man", Bruce Beresfords Tragikomödie "Miss Daisy und ihr Chauffeur", oder Bernardo Bertoluccis Meisterdrama "Der letzte Kaiser". Kein Wunder also, dass die filigrane Zusammenarbeit derart hochkarätiger Film-Profis dieses zirzensische Fun-Highlight über diesen einzigartigen wichtigtuerischen Wonneproppen zum filmischen Meisterstückchen gestalten.
Jean Lüdeke
INFO: The Boss Baby
USA 2016?/?Animation?/?Komödie
Regie: Tom McGrath
Drehbuch: Michael McCullers, Marla Frazee (Autor)
Produzent: Ramsey Ann Naito
Musik: Hans Zimmer
Länge: 97 Minuten
Synchronsprecher: Alec Baldwin, Steve Buscemi, Lisa Kudrow,
Jimmy Kimmel, Tobey Maguire, Miles Christopher Bakshi,
Daniele Rizzo
Bundesweiter Kinostart:
30. März 2017
Im Internet:
www.foxmovies.com/movies/
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