Im Jahr 2011 gründeten Nadine Horn und Jörg Mayer ihren Food-Blog "Eat This!", auf dem sie Tausende mit Rezepten und veganem Lifestyle begeistern. Jörg Mayer verrät im Gespräch, wie der Blog entstanden ist und worauf sie bei ihren Gerichten achten.
In welchem Alter habt Ihr Euch entschieden, vegan zu leben?
Da waren wir um die 23 Jahre alt.
Wie kam es dazu?
Wir waren beide vorher Vegetarier. Wir haben uns dann näher mit der Ethik der Fleisch-, Milch- und Ei-Industrie beschäftigt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es aus ethischen Gesichtspunkten nicht reicht, vegetarisch zu leben. Die Konsequenz war dann, auf alles andere "vom Tier" zu verzichten.
Wann habt Ihr mit dem Bloggen begonnen?
Der Startschuss fiel irgendwann im April 2011.
Habt Ihr Blog und Instagram-Profil aus Spaß am Hobby angelegt, oder hattet Ihr gleich die Absicht, ihn professionell zu betreiben?
Damals gab es vor allem in Deutschland noch wenige professionelle Blogger zumindest außerhalb der Technikbranche. Nein, wir haben den Blog ins Netz gestellt, um unsere Rezepte mit Freunden und Familie zu teilen, um uns selbst daran zu erinnern, was wir da gestern nochmal "zusammengeworfen haben" und dachten dann eben: "Stellen wirs ins Netz, dann haben auch andere was davon."
Wie hat sich Euer Blog entwickelt?
In den vergangenen sechs Jahren hat sich viel verändert. Vorrangig die Qualität unserer Inhalte sowohl textlich als auch fotografisch. Außerdem posten wir regelmäßig zweimal die Woche und das nun schon seit einer ganzen Weile. Das kann man nur machen, wenn man das Ganze auch zumindest ein wenig ,professionell sieht. Wir stellen uns dennoch nach wie vor als Grafiker vor, freuen uns aber wahnsinnig, dass wir uns auch als Blogger bezeichnen könnten.
Hat es Vorteile, in einer Nische zu bloggen? Denkt Ihr zum Beispiel, dass vegane Food-Blogs mehr Potenzial als andere haben, weil sich die Follower nicht nur von tollen Rezepten/Fotos angezogen fühlen, sondern vor allem aufgrund des gemeinsamen Lifestyles?
Wir sind der Meinung, dass qualitativ hochwertiger Content, Authentizität und die Nähe zu den Lesern den Ausschlag macht. Da dürfte es relativ egal sein, über was man bloggt solange es nicht ausschließlich um Rasenmäher geht. Emotionale Themen wie Essen gehen jeden etwas an, und jeder pickt sich da so seine Favoriten raus.
Erhaltet Ihr viele Mails zu Eurem Blog?
Oh ja!
Was schreiben Euch die Leute?
Wir erhalten wirklich viele ganz tolle E-Mails unserer Leser, und wir sind immer sehr happy, wenn wir lesen dürfen, dass es jemandem mit unseren Rezepten leichter fiel, vegan zu werden, oder dass das vegane Essen vom vergangenen Wochenende auch die fleischessenden Besucher überzeugt hat.
Erhaltet Ihr manchmal auch Anfeindungen von Fleischessern?
Das passiert wirklich außerordentlich selten. Um nicht zu sagen nie. Und wenn, könnten wir uns notfalls ganz gut wehren. (lacht)
Kocht und fotografiert Ihr für Euren Blog das, was Ihr sowieso kochen würdet, oder sind es seit der Gründung des Blogs aufwendigere, ausgefallenere Gerichte geworden?
Wenn das Bloggen und Fotografieren zum Teil des Alltags wird, ist man natürlich in der tollen Position, dass es nicht schlimm ist, wenn man auch mal länger in der Küche steht. Allerdings liegen wir auch den übrigen Tag nicht nur faul auf der Couch und verdauen. Deshalb schauen wir auch völlig eigennützig darauf, dass wir viele einfache und schnelle Gerichte auf Eat this! vorstellen kommt ja auch den Lesern zugute ... (lacht)
Worauf achtet Ihr bei Euren Gerichten?
Wir achten erstmal darauf, worauf wir selbst Lust hätten. Was hat Saison, was passt gerade zum Wetterbericht. Klar stellt sich auch die Frage, was gerade in den Contentplan passen würde. Aber das ergibt sich meist von allein.
Wie hebt Ihr Euch von anderen veganen Food Blogs ab?
Das ist für uns nur schwer zu beantworten. Wir hoffen einfach, dass wir mit unseren Rezepten und mit dem, was wir so aus unserem Alltag ausplaudern, gut ankommen. Alles andere müssten Dritte beantworten.
Woher nehmt Ihr Eure Inspirationen?
Von überall! Auf dem Wochenmarkt gibt es saisonales Gemüse? Her damit! Neues Gewürz entdeckt? Ab in den Topf damit. Uraltes Kochbuch ausgegraben? Lass mal reingucken ...
Wie häufig ladet Ihr Food-Fotos und Rezepte hoch?
Wir posten im Regelfall zweimal in der Woche.
Was kocht, bratet oder backt Ihr im Sommer am liebsten?
Uff, das ist leider eine ganz schwierige Frage. Wenn das Wetter mitspielt, sitzen wir gerne im Garten und grillen. Die mit Dinkelhack gefüllten Zucchinipäckchen aus unserem Buch "Vegan grillen kann jeder" kommen da sehr häufig auf den Rost.
Welches Brot ist das leckerste?
Sauerteigbrot. Jedes! Wir stehen einfach gerade auf unsere Sauerteigexperimente.
Was kann man mit Kichererbsen alles Leckeres kreieren?
Die kleinen Powerpakete machen sich super als Grundlage für Burgerpatties, in Eintöpfen, als Hummus, als Brotaufstrich, geröstet als Snack und so weiter. Kichererbsen oder Hülsenfrüchte im Allgemeinen kommen bei uns fast täglich auf den Tisch.
Wie stellt man veganen Camembert her, und schmeckt er genauso wie das Original?
Im Grunde unterscheidet sich die Herstellung nicht stark vom Original. Deshalb haben wir uns auch stark von Rezepturen für "echten" Käse inspirieren lassen. Wir selbst können ja nur noch erahnen, wie echter Camembert schmeckt, aber die Erinnerung wurde definitiv geweckt. Mein Dad sicherlich voreingenommen fand ihn sogar besser als den echten, den er noch im Kühlschrank hatte.
Stehen besondere Projekte bei Euch an?
Wir planen gerade, unser Fotostudio umzubauen, und das wird uns sicherlich noch eine Weile in Beschlag nehmen.
Wie seht Ihr Eure Zukunftsperspektiven?
Ach ... die Zukunft ist ja noch so lang hin ... Im Ernst: Natürlich macht man sich Gedanken. "Wie lange läuft das noch mit dem Bloggertrend?" und so weiter. Aber wir malen noch lange nicht schwarz und sind sicher, dass wir uns auch dem stellen können, was da noch kommt.
Interview: Kristina Scherer-Siegwarth
Weitere Informationen unter:
www.eat-this.org
www.instagram.com/eatthisorg
LEBEN
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