Miroslav Klose beendet seine aktive Spielerkarriere und wird nun eine Trainer-Laufbahn beim DFB beginnen. Grund genug, noch einmal einen Blick auf die außergewöhnliche Karriere dieses Weltklasse-Stürmers zu werfen.
Es gibt heutzutage nur noch wenige Profi-Fußballer in der Bundesliga, die nicht schon in ihrer Jugend bei einem Profi-Club gespielt haben. Und noch seltener kommt es vor, dass es diese Kicker sogar in die Nationalmannschaft schaffen. Ein letztes Beispiel ist Jonas Hector, der bis 2010 in der Oberliga bei seinem Heimatverein SV Auersmacher spielte. Einer aber schaffte es von der Bezirksliga bis zum Welt-Star: Miroslav Klose. Obwohl sich der Fußball im Laufe seiner Karriere quasi jährlich neu erfand, machte Klose konstant weiter das, wofür er bezahlt wurde: Tore schießen. Miroslav Klose ist einfach zeitlos. Denn einen Torjäger mit seinem Riecher für den Abschluss, den kann man immer gebrauchen. Bevor der Weltmeister von 2014 jetzt sein Karriereende verkündete, waren erst im Oktober Gerüchte laut geworden, der italienische Club SSC Neapel sei an Klose interessiert. Daraus wurde zwar letztlich nichts, aber es zeigt: Auch im heutigen modernen Fußball ist der Typ Klose weiterhin gefragt: Bescheidenheit gepaart mit einer unglaublichen Kaltschnäuzigkeit.
Von der
Bezirksliga
in die Weltelite
Beides lernte der Sohn polnischer Einwanderer als Jugendlicher in der tiefsten Pfalz. Bei der Spielgemeinschaft Blaubach-Diedelkopf (nein, das ist kein Scherz, die heißt wirklich so) kickte Klose, während er eine Ausbildung zum Zimmermann absolvierte. Nach der Zeit in der Jugend spielte er für seinen Heimatverein in der Bezirksliga. Siebte Liga statt Champions League. Von einer Profikarriere träumte der junge Klose damals nur. Mit 20 Jahren ließ er dann aber doch seine Heimat zurück. Es ging jedoch nicht direkt zu einem großen Bundesliga-Club. Nein, der saarländische Verein FC Homburg verpflichtete den Nachwuchs-Stürmer. Und das auch erst mal nur für die Zweite Mannschaft. Dank starker Leistungen durfte Klose immerhin auch mal ab und zu in der Ersten Mannschaft ran. In 18 Partien machte Klose aber nur einen Treffer für den damaligen Drittligisten. Niemand hätte damals darauf gewettet, dass der schmächtige Angreifer einmal Weltmeister werden würde. Es sollte anders kommen. Denn nur ein Jahr später zog es Klose zu den "Roten Teufeln" auf den Betzenberg. Hier ballerte er für die Zweite Mannschaft in der Regionalliga immerhin elf Treffer, in der Ersten Mannschaft hatte er zwei Kurz-Einsätze. Erst zu Beginn der Saison 2000/2001 erkannte man Kloses Talent in Kaiserslautern.
Der damals 22-Jährige feierte seinen vorläufigen Durchbruch im Profifußball und spielte sich in der ersten Elf fest. Insgesamt kam Miroslav Klose in dieser Spielzeit wettbewerbsübergreifend auf 27 Tore. Langsam wurde deutlich, dass er einen Riecher dafür hatte, wo das Tor stand.
Auch in den folgenden Jahren wurde das deutlich. Klose war so etwas wie die Lebensversicherung für den Bundesligisten aus Kaiserslautern. Am Ende der Saison 2001/02 hatte der Stürmer 16 Treffer erzielt und damit nur um zwei Tore die Auszeichnung des Torschützenkönigs verpasst. Im März 2001 feierte Klose zudem sein Länderspiel-Debüt, als er eingewechselt per Kopf den Siegtreffer für Deutschland gegen Albanien erzielte. Im Jahr 2002 nahm Klose dann an seiner ersten Weltmeisterschaft teil drei weitere sollten noch folgen. Und auch schon 2002 stellte der Torjäger sein Können auf internationaler Bühne zur Schau. Gleich bei seiner ersten WM erzielte Klose fünf Treffer allesamt per Kopf. Das gelang bisher noch keinem anderen Spieler bei einer Weltmeisterschaft.
Senkrechtstarter statt Eintagsfliege
Mit diesem Rekord in der Tasche und zwei weiteren treffsicheren Spielzeiten zog Klose schließlich 2004 weiter zum damaligen Spitzenclub Werder Bremen. Fünf Millionen Euro bezahlten die Norddeutschen für den National-Stürmer für die damalige Zeit ein ordentliches Sümmchen. Doch zu Beginn scheiterte Klose an der hohen Erwartungshaltung und fand sich zunächst auf der Bank wieder. Bis er von dort kommend am sechsten Spieltag als Einwechselspieler drei Tore erzielte. Am Ende der Saison hatte Klose 15 Treffer erzielt und zehn weitere aufgelegt. Mit einer noch stärkeren Quote überzeugte er in der darauffolgenden Spielzeit, als er mit 25 Toren aus 26 Spielen Torschützenkönig wurde. Nur zum Vergleich: Damals war Klose schon 27 Jahre alt. Für heutige Verhältnisse war er also quasi schon ein Urgestein. 2006 glänzte der Stürmer auch beim Sommermärchen im eigenen Land, auch wenn es trotz seiner fünf Treffer nicht zum Titel reichen sollte.
Dass der Senkrechtstarter keine Eintagsfliege war, zeigte der gebürtige Pole auch in der darauffolgenden Saison für Bremen, in der er erneut bester Scorer der Bundesliga wurde. Die starken Leistungen blieben natürlich nicht unbeobachtet, und so wurde der deutsche Branchenprimus Bayern München auf Klose aufmerksam. Im Sommer 2007 wurde schließlich Vollzug gemeldet: Die Bayern bekamen einen neuen Torjäger, der an der Seite des Italieners Luca Toni für die Treffer beim Rekordmeister zuständig sein sollte. Obwohl der Wechsel bei vielen Werder-Fans für Unmut sorgte, war es für Kloses Karriere wohl der richtige Schritt. Denn in München war er nicht nur Stammspieler, sondern trug mit seinen Toren auch dazu bei, dass er mit dem FCB zweimal das Double feiern durfte. Zudem erreichte er mit München 2010 das Champions League-Finale. Jedoch verschlechterte sich Kloses Torquote in den beiden Spielzeiten 2009/10 und 20010/11. Insgesamt kam der Stürmer-Star in beiden Saisons nur noch auf zwölf Treffer. Dennoch war Klose trotz seiner Formkrise auch 2010 bei der WM in Südafrika dabei und überzeugte dort mit vier Treffern.
Mit 33 Jahren begann das große Abenteuer in Italien
Zurück im Bundesliga-Alltag konnte sich Klose allerdings nicht mit den Bayern auf eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages einigen. So verließ er den Rekordmeister mit 33 Jahren in Richtung Italien und heuerte dort bei Lazio Rom an. Auch dort zeigte Klose trotz seines nun schon höheren Alters gute Leistungen und erzielte in seiner ersten Saison für die Römer 15 Treffer. Unter anderem verewigte er sich mit einem Fünfer-Pack in den Vereins-Chroniken. Auch in den Spielzeiten danach blieb Klose ein Tor-Garant für Lazio, weshalb er per Option bis Sommer 2016 verlängerte. Zwischenzeitlich hatte sich Klose bei der Weltmeisterschaft 2014 schon längst zur Legende geschossen. Nicht nur durch den Titelgewinn war sein Name in aller Munde. Schon vorher hatte er Gerd Müller als alleinigen Rekordtorschützen der Nationalmannschaft abgelöst. Dieser Rekord gehört Klose nun ganz allein mit 71 Treffern. Zudem trug sich der damals schon 36-Jährige als bester WM-Torschütze aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Nach dieser ruhmreichen Weltmeisterschaft verabschiedete sich Klose von der internationalen Bühne und absolvierte für Lazio nur noch eine Saison. Obwohl diese mit sieben Liga-Treffern aus 24 Spielen relativ erfolgreich verlief, entschied sich Klose dagegen, seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern.
Lange wurde anschließend gerätselt, wohin es den Rekord-Torjäger ziehen würde. Jetzt ist klar: Klose beendet seine Spielerkarriere und wird Trainer. Eine Traum-Karriere geht nun also auf der Trainer-Bank weiter. Wenn man sich Kloses Karriere anschaut, wäre es nicht verwunderlich, wenn er als Trainer auch den ein oder anderen Rekord knacken würde.
Philipp Lippert