Eine riesige Lücke klafft punktemäßig zwischen dem Top-Duo der Weltspitze, Andy Murray und Novak Djokovic, und ihren unmittelbaren Verfolgern. Der Gipfelsturm neuer Top-Ten-Leute dürfte in diesem Jahr weitergehen: Dominic Thiem und Gael Monfils machten vor, wies geht.
Der große Favorit bei den Australian Open heißt auch in diesem Jahr Novak Djokovic. Vier von fünf Melbourne-Titeln der vergangenen Jahre hat sich der ehemalige Schützling von Boris Becker geholt. Außerdem als erster Spieler seit 40 Jahren alle vier Grand-Slam-Titel am Stück, mit den French Open 2016 als Schlusspunkt. Hinter dem Star aus Serbien steht allerdings ein großes Fragezeichen, gerade weil er so viel erreicht hat: Schafft er es, sich nach Sinn- und anschließender Leistungskrise neu zu motivieren, sich wieder so hart zu disziplinieren wie einst, als er noch die großen Erfolge anstrebte? Während sich die Unsicherheit um den einstigen "Djoker" ausweitet, etabliert sich Andy Murray weiter als bester Tennisspieler der Welt. Zum Saisonende 2016 übernahm der Kraftsportler die Krone. Zuvor hatte er mal eben neun Saisonturniere gewonnen, unter anderem Wimbledon und die Olympischen Spiele. 2017 könnte das zweite Superjahr des Schotten werden, der in seiner Heimat gerade zum wichtigsten Sportler avanciert. Seinen Nimbus nutzt der 29-Jährige, um Tennis auf der Insel wieder breiter zu etablieren. Ivan Lendl als Trainer hat ihm gut getan. Der Ruhepol half dem Leise-Jubler, auch in Stress-Situationen Nerven und Emotionen besser zu kontrollieren. In Melbourne stehen die Sterne für die erste britische Nummer eins seit Beginn der Wertung so gut wie nie, nach mittlerweile fünf Finalteilnahmen bei den Australian Open.
Stan Wawrinka pflegt seinen ganz eigenen Flirt mit Melbourne, wo er 2014 Rafael Nadal besiegte und sein allererstes Grand Slam gewann. Auch Djokovic ist für den Schweizer eine besiegbare Marke beim Griff nach dem Pokal: siehe French Open 2015 und US Open 2016. Statistisch gesehen steht 2017 mindestens ein weiterer Grand-Slam-Titel für den 31-Jährigen an. Doch Wawrinkas Partien sind immer spannungsgeladen. Würde der Schweizer, der auch einen deutschen Pass hat, sein Potenzial konstant ausschöpfen, käme kein anderer so recht zum Durchschnaufen.
Gibt es 2017 ein Comeback für die Altstars Roger Federer und Rafael Nadal in die Top Five? Sie haben alles gegeben und erreicht. Beide könnten in der Hitze der Australian Open aber noch einmal das Fieber in ihren ausgepowerten, verletzungsgeplagten Körpern spüren und zur Gefahr für ihre Nachfolger werden. Gut angekommen unter den ersten Fünf sind der Kanadier Milos Raonic und Kei Nishikori (Japan). Ganz nah lauern Marin Cilic (Kroatien), Gael Monfils (Frankreich), Dominic Thiem (Österreich) und der Tscheche Tomas Berdych. Mit Alexander Zverev, der auf Rang 24 der ATP-Liste in die neue Saison gestartet ist, dürfen die deutschen Herren wieder selbstbewusster nach den Sternen greifen. Viele setzen auch auf den Rückkehrer Juan Martin del Potro aus Argentinien für Melbourne.
Annegret Handel-Kempf
SPORT
imago / Action Plus
Tennis-Herren: Flirt mit Melbourne
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