Samt und Mustermixe aus einer Farbfamilie. Grün und neu interpretiertes Maritimes für den Sommer. Braun und Currytöne für Herbst und Winter. Bei den Mode-Labels auf der Panorama-Messe im Rahmen der Berlin Fashion Week gab es auf dem Laufsteg und an den Ständen einige Looks und Trends in Plus-Size-Größen zu sehen.
Das Label Sheego schickt regelmäßig neue Stücke in die Läden, und ist auch auf der Messe dicht dran am Verkaufsgeschehen. Maritime Looks erzählen eine "Blue Story" für den Frühling: Denim, blau-weiße Ringel, die bei den Shirts mit weißer Spitze durchbrochen sind. Dazu leichte Farbverläufe. So mixt sich Romantik in den klassisch-frischen Grundlook. Die blauen Blumen der Romantik haben einerseits traditionsgemäß, andererseits überdimensioniert ihren romantischen Sehnsuchtsort gefunden. Sie werden höchst konkret und tragbar auf Jeans, Blousons und Shirts untergebracht. Auf einem hellgrauen Sweatshirt tummelt sich ein Blumen-Allover-Print. Umgekehrt findet sich das Muster in Grau auf einer blauen Stretchjeans wieder. Passend dazu schmeichelt sich eine weich fallende, dünne Bomberjacke mit großen, sparsam verstreuten Farnblättern über die Oberteile.
Wildlederjacken sind neue Lieblinge
Wers etwas wärmer und robuster liebt, findet vielleicht eher Gefallen an einer schwarzen Motorradlederjacke fürs Darüber. Die Motorradjacken sind endlich wieder häufiger aus Leder zu finden. Waren es im Winter häufiger Fake-Leder-Optiken, scheinen die Labels nun das originale Material wiederentdeckt zu haben. Als Lieblingsstück bei Modebloggerinnen entpuppt sich eine nudefarbene, ins Rosa gehende Wildlederjacke von Junarose. Sie ist häufig in Blogs zu sehen. Die Lederjacken sind mit ab 270 Euro keine Schnäppchen, dafür aber, gerade in Schwarz oder Braun, atmungsaktiver, langlebiger und richtige Klassiker. Blousons und Bomberjacken spielen in diesem Frühjahr bei allen Labels weiter ganz vorn mit. Mal in Dunkelblau, mit weißen Streifen am Kragen und Bündchen in College-Optik, häufiger und sommerlicher aber mit lose verteilten Blüten und Gewächsen bedruckt, bringen sie variantenreich sogar Business-Looks in Schwung.
Nude, Metallic und Grün sind die Farben der Saison. Plissees, Taft und Tüll stehen bei den Materialien im Mittelpunkt. Culottes, Jogpants und Midi-Röcke sind die angesagten Kleidungsstücke für den Sommer. Diese Trends machten die 30 Plus-Size-Bloggerinnen im Workshop im Berliner "Les Soeurs Shop" aus. Fünf Gruppen pickten ihre Favoriten aus den Kollektionen im Laden heraus. Überraschung, Überraschung: Ein zwischen Bronze und Grau changierender, schwingender Plisseerock von Sallie Sahne by Eva Lutz war das Key Piece in jedem der vor Ort gestylten Looks. Der knieumspielende Metallic-Rock entpuppte sich als "Trend-Klassiker". Er funktioniert in viele Richtungen: Mit kastigen, kurzen Oberteilen ebenso wie mit langen, schmalen Shirts und mit Bomberjacke ebenso wie mit einem Cardigan. Ein nudefarbenes Oberteil, helle Nylons und Sneakers passen ebenso wie ein dunkles Shirt, Wollstrumpfhose und Ankle-Boots. Wer "staubigere" Nude-Varianten in Richtung Sand, Beige oder Taupe schätzt, ist bei den Frühlings- und Sommerstücken von Doris Streich gut aufgehoben. Im Lagenlook konzipierte Tuniken und Kleider, gern auch mal schräg geschnitten, gehen in die unauffälligere, aber in jedem Fall alltagssichere Richtung.
Keine Angst vor Farbe in ihren Kleidern hat bekanntermaßen Anna Scholz. Auf dem Laufsteg und am Stand von Anna Scholz for Sheego sind ein knielanges Jerseykleid in Schwarz-Türkis mit grafischem Druck und kleinem, runden Cut-Out-Kragen sowie ein weißes, knielanges Cocktailkleid mit Spitzenüberwurf, Schnürung und Bändern am Kragen zu sehen. Ein ärmelloses Jersey-Printkleid in Wickeloptik und Blau-Türkis mit großen Allover-Blattfarnen macht Lust auf Hochsommer. Der Star auf dem Catwalk war das "Schmetterlingskleid". Mit Dreiviertelärmeln übergangstauglich, dunkelgrundig und mit grünen, symmetrisch angeordneten Faltern bedruckt kann frau unbesorgt in den Frühling flattern. Ob weitere Interpretationen von kleinen Schwarzen oder kleinen Bunten, Spitzen- oder Jerseykleidern: Anna Scholz feiert in ihrer preiswerteren Sheego-Linie die weiblichen Kurven und entwickelt diesen Look Saison für Saison weiter.
Den weiblichen Kurven hat sich auch Adam Brody verschrieben. Der in Zürich ansässige Designer mit Wurzeln in London und Tel Aviv verarbeitet hochwertige Materialien. Sein Stil zeichnet sich durch schlichte, aber raffinierte Schnitte aus. Weiße Blusen aus dichten Baumwoll-Qualitäten und mit raffinierten Ausschnitten wie einem geschlossenen Wasserfall über der Knopfleiste, derzeit im angesagten Long-Look, machen Lust auf die Key Pieces mit Anklängen an den Clean Chic. Wie mit dem Laser gezogene kleine Ausschnitte sind an Tops und Shirts zu finden; diese Basics werden jenseits von Schwarz und Weiß auch in pastelligen Farben angeboten. Neu sind Interpretationen des kleinen Schwarzen bei Adam Brody. Tulpenförmige oder gerade geschnittene, dennoch formgebende Kleider sind teils mit gleichfarbigen Applikationen besetzt. Unregelmäßig auf den Stoff aufgebracht, hängen Mini-Borten mit "Tropfen" von einem schlichten, schwarzen Kleid herab; ein Hingucker auf den zweiten Blick am Stand. Im echten Leben, ob bei der Arbeit oder abends in der Bar unbedingt tragbar.
Die Herbst-Winter-Looks, mit denen sich die Labels auf der Order-Messe insbesondere an die Einkäufer wenden, weisen in eine warmtonige, bräunliche und "muschelige" Farbwelt. Bordeaux ist vom blaustichigen Aubergine bis zum rotgrundigen Rostton weiter ganz groß dabei. Doris Streich setzt einem geradlinigen, braungrundigen Kleid ein großes rotes, cremefarben umrandetes Quadrat als Blickfang auf eine Seite. Auch Zizzi aus Dänemark präsentiert barocke und texturierte "Anfass-Stoffe" und Mustermixe in einer Farbwelt für Herbst und Winter. In zurückhaltendem Braun, aber auffällig im Mix paaren die Designer Leoprint auf einer kuscheligen Longjacke mit einem kleinteiligen Grafikprint auf dem Shirt. Eine samtige, leicht glänzende, braune Jacke wird mit einem Shirt im Dark-Romance-Look mit Rosen, Herzen, Totenköpfen und "We love Rockabilly"-Schriftzug kombiniert. Blumig bleibt es auch gen Jahresende. Die Herbstblumen fallen nur ein wenig dunkler aus als im Sommer. Grau-rote oder uni-rote Blütenranken verbreiten sich über ein locker fallendes Wohlfühl-Kleid in Dunkelblau. Der Bohemian Style, der sich nicht recht zwischen Drinnen oder Draußen entscheiden mag, lässt grüßen. Samt bleibt bei Zizzi durchgängig im Spiel, auch als Ausbrenner- oder Pannesamt. Dazu kommen Bouclé bei Pullovern und strukturgebende zopfartige Details auf Strickkleidern. Die Abstimmung für das gefühlte Lieblingsstück des Labels fand am Zizzi-Stand mit den Händen statt: Beim Style-Workshop griffen die eingeladenen Modebloggerinnen auffällig oft zu einem blauen, mit Blumenranken bedruckten Kimono und ließen sich von dem seidigen, fließenden Wohlfühl-Kleidungsstück sofort freudig einwickeln.
Ute Schirmack
Zu den Online-Shops der genannten Labels:
www.junarose.com/de,
www.zizzishop.de, www.sheego.de,
www.dorisstreich.de, www.sallie-sahne.de
www.adambrody.ch, www.les-soeurs-shop.de