Auf dem Wunschzettel steht dichtes, volles, glänzendes Haar wie bei einem Hollywood-Star? Mit einer professionellen Haarverdichtung geht der Traum einer voluminösen Mähne binnen weniger Stunden in Erfüllung. Bei richtiger Pflege halten die eingearbeiteten Haarsträhnen sogar bis zu einem halben Jahr, sagt Stylistin Vivien Wagner. Vorausgesetzt, man kennt die richtigen Tricks.
Was das Image angeht, so hatten es Extensions lange Zeit ziemlich schwer: Die Haarsträhnen sahen nicht selten künstlich aus und die Einarbeitung unter starker Hitzeeinwirkung schädigte die eigene Haarstruktur. Mit dem darauffolgenden Haarausfall erschöpfte sich die Tragedauer nach wenigen Monaten. Im schlimmsten Fall führte die erhoffte Fülle zu einem Kurzhaarschnitt.
Jetzt sind diese Zeiten zum Glück passé. Die meisten Haarsträhnen, die mittlerweile in Friseursalons verwendet werden, sind "Human Hair", also Menschenhaar. Aufwendig gereinigt und hochwertig produziert, fügen sich die Strähnen harmonisch in das eigene Haar und erschaffen eine dichte, vor Kraft strotzende Mähne. "Deswegen empfiehlt sich eine Haarverdichtung und eine Haarverlängerung auch ausschließlich im Friseursalon", rät Extensions-Expertin Vivien Wagner von Tomco Saarbrücken. "Die Haarfülle wird an die Kundin individuell angepasst und garantiert damit ein natürliches, authentisches Ergebnis." In einem Beratungsgespräch legen der Experte und der Kunde fest, welche der beiden folgenden möglichen Optionen in Frage kommen. Eine Haarverlängerung zielt, wie der Name bereits verrät, auf die Länge der Haare ab. Dabei werden die einzelnen Strähnen, ab einer Anzahl von 120 Haarsträhnen, sehr dicht aneinander gesetzt um mögliche "Lücken" in der wallenden Haarpracht vorzubeugen. "Bei der Haarverlängerung ist eine leichte Haarverdichtung somit auch dabei", klärt Wagner auf. Dieser Aufwand an Zeit und Material schlägt sich im Preis nieder. "Eine Haarverlängerung beginnt im Schnitt bei 800 Euro", überschlägt Wagner. Mit ganz viel Luft nach oben. "Das hängt natürlich davon ab, wie lang die Kundin ihre Haare tragen möchte", betont die Stylistin. Eine Haarverdichtung ist dagegen kostengünstiger. "Man steigt mit etwa 50 Strähnen ein", erklärt Wagner. "Der Startpreis liegt damit bei 350 Euro." Auch bei dieser Variante gewinnt man an Länge, allerdings nur zwei bis drei Zentimeter.
Ist die Frage geklärt, welche Variante frau begehrt, geht es ans Eingemachte. "Hier gibt es viele Methoden, die Haare zu verdichten", sagt Wagner. Neben der sogenannten heißen Methode, bei der die Verbindungsstellen durch direkte Wärme erhitzt werden, erfreut sich auch das Pendant, die "kalte Methode", großer Beliebtheit. In diesem Fall spielen "Klebestreifen" eine unabdingbare Rolle. Das Fremdhaar wird mithilfe eines Klebestreifens am eigenen Haar befestigt und schafft damit ein voluminöses Ergebnis. Nach circa drei Monaten müssen sie wieder hochgezogen werden. Durch die weichen Klebstreifen sind die eingearbeiteten Haarreihen kaum spürbar. Beim Kämmen sind sie, an einem Streifen werden grundsätzlich mehrere Haarsträhnen angebracht, eine echte Herausforderung. Wer zu hastig zieht, riskiert eine kahle Stelle.
Überarbeitung nach drei Monaten nötig
Vivien Wagner arbeitet seit mehreren Jahren ausnahmslos mit der Ultraschall Methode von der in Österreich ansässigen Firma Great Lengths. Hierbei werden die Keratin-Plättchen, an denen das Fremdhaar in feinen, einzelnen Strähnen befestigt ist, um das eigene Haar gelegt und mit Ultraschall behandelt. Die Plättchen verfügen über eine kleine Kerbe. "In sie lege ich auch die zuvor fein abgetrennte Strähne der Kundin und umschließe ihr eigens Haar mit den Extensions", beschreibt Wagner den Vorgang. Mit der Ultraschallbehandlung verändert sich auch die Keratin-Struktur und verbindet sich mit dem eigenen Haar. Durch eine erneute Behandlung löst sich diese Verbindung wieder auf.
Ein wichtiger Aspekt, den es zu beachten gibt, ist die Qualität der Fremdhaare. "In unserem Salon arbeiten wir mit Rohhaar aus Indien", erklärt Wagner. Aufgrund der gleichen genetischen Abstammung entspricht die Grundstruktur der des europäischen Haares. "Indische Frauen schneiden sich ihre langen, schönen Haare zu festlichen Anlässen ab und opfern ihre abgeschnittene Haarpracht in Tempeln", weiß die Expertin. Anschließend werden die gespendeten Haare mehrere Wochen in einem Osmosebad entfärbt und danach mit der gewünschten Farbnuance angereichert. Ein wichtiger Punkt ist hierbei die Haarstruktur: Schon beim Abschneiden achten die Frauen darauf, die intakte Schuppenschicht der Haare nicht zu beschädigen. "Danach werden sie mit einem milden Shampoo gewaschen und für die Kunden fertig gemacht", beschreibt Wagner das Prozedere.
Die Frisurenwahl ist uneingeschränkt
Einzelne Strähnen sind vorteilhaft. "Damit kann ich individuell bestimmen, welche Parteien eine höhere Dichte an Extensions benötigen, oder kann Problemstellen behandeln, die weniger Haare aufweisen", sagt Wagner. Das Deckhaar bleibt unangerührt und versteckt später die eingearbeiteten Bondings. "Deswegen setze ich die Verbindungsstellen auch 2,5 Zentimeter tiefer vom Haaransatz an", fügt Wagner hinzu, "dann bleiben die Bondings auch verborgen und die Kundin muss sich nicht bei ihrer Frisurenwahl einschränken." In der Regel halten die Extensions, egal ob es sich um eine Haarverlängerung oder Verdichtung handelt, zwischen vier und sechs Monaten. Es kommt alleine auf die Pflege der Fremdhaare an.
Julia Indenbaum
Info
Was sind Keratine?
Keratine sind Faserproteine, die den Haaren Struktur und Elastizität verleihen. Die Keratine umspinnen die schwammartigen Markzellen, die den Haarkern bilden. Um sie herum schützt eine enganliegende Schuppenschicht das Haar. Sie glätten das Haar und brechen das einfallende Licht, was die Haare glänzen lässt.
Nie über Kopf waschen oder föhnen. Das führt nur zum Verknoten und Verdrehen der Verbindungsstellen.
Nicht Lufttrocknen. Wenn die Keratin-Plättchen länger nass bleiben, können sie mit der Zeit porös werden das schadet dem Volumen.
Mehr Zeit im Bad einplanen. Schließlich hat man auf einmal die doppelte Menge an Haaren auf dem Kopf.
Silikone und Alkohole sind tabu. Sie machen die Verbindungsstellen porös und sollten somit aus dem Badezimmer verbannt werden. Dafür übernehmen professionelle Friseurprodukte das Ruder. Speziell für Extensions entwickelt, reinigen sie das Haar schonend, ohne die Keratin-Plättchen anzugreifen.
Haare bürsten wird zu einem Abenteuer. Deswegen besonders auf die Borsten achten. Sie müssen klein sein, um nicht an den Bondings hängenzubleiben. Am besten sind die Bürsten mit kleinen Noppen.
Zwei Mal am Tag die Haare ordnen ist ein Muss. Dann vermeidet man auch das Verdrehen, Verknoten oder Verkleben von einzelnen Haarsträhnen.
Haarfarbe gibts nur vom Friseur. Vor allem wenn Blondierung im Spiel ist. Sie darf auf keinen Fall auf die Verbindungsstellen kommen.
Um die Haare nicht zu strapazieren, empfiehlt es sich, beim Sport oder beim Schlafen die Länge zu einem Zopf zu flechten. Dafür hat man später auch weiche, lockere Wellen.
Man sollte sich die ersten vier, fünf Tage auf ein "seltsames" Gefühl einstellen. Auch wenn sie nicht sichtbar sind, sind die Verbindungsstellen spürbar, vor allem wenn man darauf liegt. Mit der Zeit fallen die kleinen Bondings bei Nachtruhe aber nicht mehr auf.