Schon jede für sich macht als klassische feminine Farbe einiges her: Rosa und Rot. Aber gemeinsam sind sie ein noch schöneres Team. Von sanftem Mattrosa über Millennial Pink bis zu Sattrot sind hier alle Nuancen vertreten. Da kommt kaum ein Designer dran vorbei.
Bei Prada tummeln sich Models über den Laufsteg, die alle etwas gemeinsam haben: Sie tragen das angesagteste Doppel des Sommers, Rosa und Rot. Diese Kombination wird auch im Herbst noch sehr gefragt sein. Besonders weiblich und romantisch wirkt das in Form eines Seidenkleids in schimmerndem Rosa mit einem frechen hohen Schlitz im Frontbereich. Der offenbart einen spannenden Stilbruch, denn unter dem Traum in Rosa verbergen sich kniehohe knallrote Lederstiefel. Da treffen nicht nur zwei Farben aufeinander die sich absolut stimmig ergänzen, sondern auch zwei Stile, die oben nach Sommer schreien und unten schon mutig den Herbst ankündigen.
Wem die Stiefel zu aufregend wirken, der verlässt sich auf niedliche rote Ballerinas mit kleinen blassrosa Bändchen über dem Fuß. Das wirkt wie ein Kleinmädchentraum, und der geht bei Simone Rocha oben herum auch nahtlos weiter. Hier hüllt sie ihre Models nämlich in verträumte XXL-Rüschenkleider mit ausgestellten Puffärmeln. Darunter gibt es rote Rüschenleggins. Das wirkt wie ein übergroßes Baby-Doll-Erlebnis, ein Überbleibsel aus der eigenen Kindheit. Für alle, die nicht mehr wissen, was ein Baby-Doll ist, hier ein kleiner Exkurs in die Fashion-Vergangenheit: Es handelt sich nicht etwa um eine niedliche Baby-Puppe, sondern um Nachtkleidung, die angelegt ist an die Puppenkleidung der 80er- und 90er-Jahre.
Junge-Mädchen-Looks auf sexy drehen
Ein kurzes Höschen mit Puffbeinen und darüber eine Art gerüschtes Blüschen, das so lang ist, dass es das Höschen darunter fast vollkommen verbirgt. Ehemals gern für die Jüngsten im Schrank verstaut und als bequeme Nachtwäsche allabendlich im Einsatz, scheint das Baby-Doll nun ein Revival zu erleben. Da passen die dünnen roten Schläppchen an den Füßen perfekt ins Bild. Dazu trägt Frau locker gebundenes Haar und knallrote Lippen. Auf Schmuck oder andere Accessoires verzichtet Simone Rocha, auch so ist genug los auf dem Kleid, da würde alles andere nur ablenken.
Wem dieser Look zu sehr nach jungem Mädchen schreit, der kann sich bei Gucci gleich wie eine erwachsende Dame fühlen und das, natürlich, in Rosa. Hier gibt es nämlich das zu sehen, was das Traditionsmodehaus einst berühmt gemacht hat: echte Roben für den großen Auftritt. Der Klassiker des kleinen Schwarzen wird nun allerdings abgelöst durch eine sanft fallende Gesamtkomposition in Pastellrosa. Der angedeutete V-Ausschnitt reicht hinunter bis zum Bauchnabel und wird dort von einer verspielten schwarzen Schleife gehalten. Schleifen finden sich zudem im gesamten eng anliegenden Brustbereich, der einzig durch die ausgestellten Schultern etwas angehoben wirkt. Die übergroßen Raffungen in angesetzten schwarzem Saum erinnern an die Zeit des Rokoko. Dazu passt das angedeutete Schößchen, welches dann in seicht fallenden Buntfalten endet. Der Rock reicht dabei bis zum Fuß. Passend zu den schwarzen Säumen und Schleifen kombiniert man schwarze High Heels. Ein klares Statement, dass Rosa auch ohne Rot hervorragend zurechtkommt. Und doch irgendwie fehlt der satte Farbtupfer, wie man ihn bei so vielen anderen Modellen sehen kann.
Der Farbtrend bleibt im Herbst und Winter
Wir bekommen auch schon eine Vorschau darauf, was einen im Herbst und Winter ordentlich wärmen soll. Auch da leuchtet es zumindest schon im altbewährten Dream-Team, und das ist auch gut so, gelten die kalten Tage allgemein als trist, und da machen Farbtupfer aus dem Sommer in jedem Fall Sinn. Was nun allerdings fehlt ist luftige Seide, leuchtendes Satin und lockeres Leinen. Stattdessen gibt es dicke rote Wollpullover mit XXL-Kragen im Boyfriend-Look, üppige rosafarbene Kuschelmäntel aus Fake-Fell und übergroße Hosen in Samt, Wolle und Cord. Dabei kommt es eigentlich nur darauf an, dass von beiden Farbnuancen irgendwas dabei ist. Ob da mehr Rot oder Rosa dominiert, dass überlassen die Designer dem Geschmack der Damenwelt. Und die liebt die Farben, die sie schon ihr ganzes Leben begleiten und immer mal wieder groß in Mode sind. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil sie Sehnsüchte wecken, als erotisch gelten und einfach jeder Frau gut zu Gesicht stehen. Sehr blasse Typen mit hellem Haar sollten eher in Richtung Pink und Rot gehen, sehr dunkle Typen sind in Blassrosa sehr gut aufgehoben.
Wem beides gefällt, der darf hier ordentlich in den Farbtopf greifen. Rot und Rosa sind ohnehin in einer Farbfamilie angesiedelt, deshalb ergänzen sie sich auch so kompromisslos. Es gibt kaum ein Farb-Duo, das die Verbindung besser hinbekommt. Als Ergänzung zu den Farbtupfern passt Schwarz ebenso gut wie Weiß. Schmuck und Tasche dürfen wahlweise im gleichen Ton daherkommen oder metallisch schimmern. Zu Pastellrosa harmoniert Silber besonders schön, Rot verträgt auch Gold oder Rosé-Gold in Form von Ketten, Ohrringen oder Armreifen. Besondere Markenempfehlungen sind an dieser Stelle nur schwer zu geben, denn in kaum einem Store stolpert Frau dieser Tage nicht über Accessoires in Rosa oder Rot. Manches Mal sogar gleich in trauter Zweisamkeit.
Dabei gibt es eine Besonderheit, auf die große Labels wie Fendi oder Max Mara aufmerksam machen. Das Rot ist nicht einfach irgendein Rot, das von Kirschen oder Burgunder, es ist tiefes Mohnrot, die heimliche Trendfarbe für den Sommer und Herbst. Und das Beste daran, die darf sich auch im nächsten Jahr noch sehen lassen und wirkt als sinnlicher Farbtupfer für Frauen jeden Alters. Da lohnt es sich, jetzt in das neue Lieblingsstück zu investieren und am besten dazu gleich den passenden Lippenstift auszuwählen. Den gibt es bei Mac ebenso wie bei Butter London oder Chanel.
Wer unsicher ist, wie Mohnrot genau aussieht, der sollte bald einen Spaziergang über die Felder unternehmen, denn dort leuchten die Mohnblumen in ihrer vollen Pracht. Auf den Wiesen vermisst der Betrachter dann allerdings eines, das geliebte Rosa! Kein Wunder also, dass Rosa und Rot nicht nur in der Mode so ein unschlagbares Doppel sind, denn auch in Büchern, Filmen und Gedichten ist immer nur von einem Team die Rede: Rosa-Rot.
Sabrina Teske