Warum sollte eine Tafel Schokolade immer gleich aussehen? Mit dieser Frage begann das Geschäft von Dennis Fürst. Der Student aus Baden-Württemberg verkauft Silikonformen aus dem 3D-Drucker, die jedes beliebige Motiv darstellen können. Die Nachfrage ist enorm.
In seinen ersten 3D-Drucker kann sich Dennis Fürst noch gut erinnern. "Es war die reinste Katastrophe", sagt der 26-jährige Maschinenbaustudent, der 2012 mit dem Experimentieren begann. "Damals gab es noch keine richtige Software. Ich habe mit einem Kumpel ein halbes Jahr lang getüftelt, um das Gerät zum Laufen zu kriegen. Und am Ende funktionierte es trotzdem nicht."
Gerade einmal vier Jahre später hat sich viel verändert. Inzwischen betreibt Fürst, der in Waiblingen bei Stuttgart wohnt, einen florierenden Onlineshop. Sein Produkt: individuelle Silikonformen aus dem 3D-Drucker, mit deren Hilfe sich Schokolade gießen lässt. "Die Idee entstand in einem Café", sagt der Jung-Unternehmer. "Eine Freundin hat dringend ein Werbegeschenk gesucht. Da kamen wir auf die Idee mit der Schokolade."
Seit März 2016 ist Fürst mit seiner "3D-Factory" auf dem Markt. Das Ganze funktioniert wie folgt: Kunden laden zunächst eine Vorlage auf der Homepage hoch, zum Beispiel ein Foto oder ein Firmenlogo. Aus diesem Foto fertigt Fürst dann eine dreidimensionale Kunststoffvorlage und daraus entsteht wiederum eine Silikonmatte. In diese können Kunden letztlich ihre flüssige Schokolade gießen. Fertig ist die Süßigkeit mit dem eigenen Motiv.
"Am Anfang habe ich das Silikon noch per Hand gegossen", erzählt Fürst. "Aber das war wahnsinnig aufwendig. Ständig haben sich Luftblasen gebildet, und ich musste nachbessern." Seit einiger Zeit lässt er seine Ware nun in Hongkong produzieren. Die Qualität sei tadellos, und die Herstellung koste nur ein Fünftel dessen, was in Europa üblich sei.
Den letzten Schritt müssen Kunden allerdings immer noch selbst erledigen: Eine fertige Tafel Schokolade liefert Fürst nicht aus. "Dazu bräuchte ich eine Lebensmittelgenehmigung", erklärt er. "Dafür ist mir der Aufwand zu groß." Damit die Kunden bei der Endfertigung nichts falsch machen, legt er immer eine Anleitung zum Gießen bei. "Dann kann nichts mehr schiefgehen."
Mit seinem Geschäftsmodell scheint der junge Technik-Freak einen Nerv getroffen zu haben. "Die Nachfrage ist brutal", sagt er. Vor allem Firmen freuten sich über Werbegeschenke, die sie selbst gestalten können. "Sehr beliebt ist das eigene Logo", sagt Fürst. "Aber ich hatte auch schon ein Unternehmen, das mir eine Vorlage für einen Motorblock geschickt hat."
2016 hat Fürst nach eigenen Angaben einen fünfstelligen Umsatz gemacht. "Wenn alles so weitergeht, kann ich diesen Betrag 2017 verdoppeln", hofft der Schokodrucker. Besonders im Weihnachtsgeschäft sei die Nachfrage groß. "Wenn ich um 17 Uhr von der Uni nach Hause komme, sitze ich manchmal bis ein Uhr nachts am PC, um Bestellungen zu bearbeiten." Stressig sei das nicht. "Macht ja Spaß."
Bis jetzt arbeitet der junge Geschäftsmann noch komplett allein. "Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass ich demnächst aufstocken muss", sagt Fürst, der einige Bestellungen immer noch selbst herstellt. "Private Vorlagen lasse ich zu Hause auf meinem 3D-Drucker laufen. Das dauert sieben bis acht Stunden, kann also nachts in Ruhe passieren."
Fürst hat eine echte Marktlücke aufgetan
Bislang gibt es nicht viele Anbieter, die mit Schokoladen-Druck werben. "Eine richtige Marktlücke", freut sich Fürst, dem sein florierendes Geschäft manchmal selbst unheimlich vorkommt. "Ich bin absolut kein IT-Mensch", sagt der 26-Jährige. "Bis meine Homepage aufgebaut war, hat es drei Monate gedauert." Dem Geschäft tat dies keinen Abbruch, denn Schokolade isst wohl jeder gern ob nun mit oder ohne Foto.
Steve Przybilla