Mit einem Netz-Überwachungssystem für drinnen können nicht nur Einbrecher am Fenster entdeckt, sondern auch die Katze aus der Ferne beobachtet werden. Via Lautsprecher und Mikrofon in der Kamera kann man mit Haustier und Co. sogar kommunizieren wenn man das System denn in Gang bringt. Ein Selbsttest.
Nach neun Monaten hatte sich der smarte Frosch eines Berliner Start-ups mit Zweit-Heimat Irland bereits in 106 Ländern ausgebreitet: "Smartfrog" sein Name. Das heißt, eine App, ein Benutzerkonto, Videos in der Datenwolke und zum Kaufen oder Mieten spezielle Smartfrog-Kameras, die mit Datenguthaben kombinierbar sind. Erweiterbar durch Webcams oder alte Smartphone-Kameras, die als unauffällige Überwachungsaugen in Räumen eingesetzt werden. Einbrecherabschreckung, Babysitting, einen Blick auf Sicherheit und Befinden daheim lebender Senioren werfen: Der smarte Frosch, der Heim, Haustier und hilfsbedürftige Hausbewohner überwacht und niedliche Videos von überraschenden Szenerien erstellt, ist eine gute Idee, die in ihrer Umsetzung weniger grün hinter den Ohren ist, als manche (günstigere) Konkurrenzkonzepte und -geräte.
App läuft auf vielen Systemen nicht
Dennoch ist nicht alles Sonnenschein bei dieser Innenraum-Lösung. So gibt es manches zu beachten, bevor man sich die zertifizierten Frosch-Geräte für sechs Euro im Monat mietet oder für 150 Euro als Eigentum erwirbt. Wer nicht wie der Ochs vorm Frosch dastehen will, sollte vor Kauf oder Miete prüfen, ob sich die Smartfrog-App tatsächlich auf dem eigenen Smartphone oder Tablet installieren lässt. In der schönen, neuen, smarten Welt schließen sich die Angebote diverser Hersteller immer noch gegenseitig aus oder werfen sich Knüppel in den Weg. Obwohl über Amazon favorisiert vertrieben, ist die App auf mobilen Amazon-/Kindle/Fire-Geräten, also Tablets und Smartphones, nicht zu installieren. "Sie haben kein Gerät", behauptet der Google-Playstore ein ums andere Mal, wenn die Smartfrog-App installiert werden soll. Selbst auf einem Android-Tablet, vom Google-Konto aus gestartet.
Smartfrog-Tipp: "Wenn Sie keine App aus einem der Stores downloaden können oder möchten, dann können Sie auf die WebApp zugreifen. Wenn Sie die WebApp nutzen möchten,... registrieren Sie sich unter ,Noch kein Benutzerkonto?... Dann entweder die Kamera verbinden (wenn Sie schon eine haben) oder Notebook-Kamera hinzufügen. Danach können Sie ganz normal über die WebApp den Stream anschauen."
Startklar in fünf Minuten? Ein Witz. Die Kamera benötigt Wandmontage oder einen sehr sicheren Standort weit oben. Für den muss man in einem normalen Familienhaushalt mit Kindern und Haustieren das an der Kamera hängende Stromkabel sofort beim Einstecken hinter Standschrank oder Regal verstecken. Dann geht es ans Einrichten via (Web-)App. Die Kamera blinkt rot, ruft: "Kamera bereit". Bereit? Fertig? Weit gefehlt. Weiter geht es zum QR-Code-Scannen. Das bedeutet, Kamera wieder abbauen, zum PC/Notebook nach unten bringen oder mit einem geeigneten Smartphone auf die Leiter zur Kamera steigen.
Installation
wird zur großen Herausforderung
Die Eingabe des W-Lan-Passwortes in sichtbaren Lettern! funktioniert nicht, trotz Reset mit spitzer Nadel, die man auf der Leiter nicht unbedingt dabei hat. Auch beim zweiten, dritten, vierten, fünften Mal geht nichts, nach immer wieder neuem Ausfüllen der Maske, Resetten, Stecker ziehen, auf und ab zwischen den Standorten der Geräte.
Eine Wand zwischen Router und Kamera könnte stören, ist zu erfahren. In diesem Fall stört wohl schon die Schmalseite des Schranks. An eine Aufstellmöglichkeit in einem Kinderzimmer, in dem normalerweise kein Router wohnt, ist also von vornherein nicht zu denken. Wird wohl nichts mit einem liebevollen Blick aufs Display: "Geht es meinem Kind auch gut?"
Noch läuft die Kamera nirgends. Kein Reset mehr möglich. Dafür fühlt sich der Frosch ordentlich heiß an sind Frösche nicht Kaltblüter? Dieser hat auf jeden Fall "Hot Surface", wie in der Nähe des Reset-Löchleins zu lesen ist.
Irgendwann geht es doch wieder weiter. Aber nur bis zum QR-Code-Scannen. Als der schließlich gescannt ist, ist die Smartfrog-Cloud-Seite nicht erreichbar. Zwei Stunden später hat sich der Teufel vom Froschhimmel entfernt, die Verbindung klappt, und Engelszungen frohlocken: "Deine Smartfrog-Cam ist connected". Positionieren, die leicht schwenkbare Kamera passend ausrichten schon sieht und hört man über die "Live ansehen"-Option via Web-App auf dem Notebook-Display, was im Kamera-Blickwinkel los ist.
Eine Kamera, die auf eine Tür gerichtet ist, zeigt "Live-Ansicht". Zusätzlich wurde die Option "Alarm senden bei Bewegung" aktiviert. Als speziell zu überwachender Bereich wurde eine Zone um den Türgriff als pinkfarbenes Rechteck markiert. Eine Testperson nähert sich der Tür, rüttelt am Griff, öffnet die Tür. Die Szene ist über die Web-App zu sehen. Allerdings nicht live, sondern so zeitversetzt, wie bei Internet-Fußball das Tor verzögert zu sehen ist.
Viele Möglichkeiten zur individuellen Einstellung
Konkret heißt das, während ich einen Einbrecher auf dem Display noch hereinkommen sehe, kann er bereits neben mir stehen. Die Alarm-E-Mail hingegen kommt bei entsprechender Einstellung fast sofort.
Eine Profil-Einstellung nach eigenen Wünschen im Menü ist empfehlenswert. Mittels Zeitplanung lassen sich überwachte Tages- und Nachtzeiten beziehungsweise Tage programmieren, außerdem sogenannte "Geofencing"-Anwesenheits-Bereiche definieren, Kameraempfindlichkeiten (hoch für Überwachung) einstellen und Statusleuchten aktivieren oder deaktivieren.
Vorsicht ist angebracht bei den Auswahlpunkten: "Teilen" und "Public". Wer mit einem Freund oder Nachbarn eine Ansicht des mitgenommenen Smartfrogs aus den Ferien teilt und dessen E-Mail-Adresse eingibt, muss das nach dem Urlaub wieder deaktivieren. Es sei denn, der Bekannte soll dauerhaft private Gespräche mithören. Noch prekärer, wenn man über "Public" eine einzelne Situation in sozialen Netzwerken posten möchte. Vergisst man, die Öffentlichkeits-Einstellung wieder zu deaktivieren, geistern Teile des eigenen Lebens als Live-Doku durch die sozialen Netzwerke.
Trennt man die Kamera von der Stromquelle, um nervendes Klick, Klick zu vermeiden und steckt sie für eine gewollte Überwachung später wieder ein, geht sie nicht zuverlässig wieder online.
Unklar, wo die Daten gespeichert werden
Sich über Browser und Benutzerkonto einzuwählen, funktioniert bei Smartphone und Tablets nicht. Gnadenloser Kommentar: "Du verwendest ein mobiles Gerät. Downloade die Smartfrog-App bei Google Play oder im App Store". Auch im Browser eines beliebigen Notebooks/PCs funktioniert die Web-App nur, wenn auf ihm der neueste Adobe Flashplayer installier- und verwendbar ist.
Nachgefragt bei Smartfrog-Kommunikationschef Andreas Horst zum Thema Smart-Home: "Wir evaluieren verschiedene Möglichkeiten, die Steuerung der Smartfrog-Kameras zum Beispiel auch über Sprachsteuerung nutzbar zu machen. Services wie Amazon Echo oder Google Home sind da interessante Ansätze. Schon heute kann die Smartfrog Cam aber nicht nur Videos und Audio übertragen, sondern über Dual Audio kann der Nutzer auch Sprache zur Kamera übertragen."
Die Server-App-Kommunikation wird SSL-verschlüsselt übertragen und im Video-Cloud-Speicher abgelegt. Der Unternehmens-Website-Promotion zufolge befindet sich der Cloud-Speicher in einem TÜV- und ISO-zertifizierten europäischen Hochsicherheits-Rechenzentrum und ist vor dem Zugriff durch Dritte geschützt. Anders klingen die Privacy-Policy-Hinweise auf www.smartfrog.com/de/privacy-policy: So werden die Daten zwar vorzugsweise in der EEG gespeichert, können aber unter Umständen auch in Ländern gelagert werden, die nicht europäischem Recht unterliegen und zur Herausgabe von Daten zwingen. In welchem Land Daten aus Deutschland nun konkret gelagert werden, beziehungsweise wo die zugehörigen Server stehen, wurde von Unternehmensseite auf Nachfrage nicht beantwortet. Bei Abruf über öffentliche Hotspots sollte man sich ohnehin nicht darauf verlassen, dass niemand anderes auf die Videos zugreifen kann.
Annegret Handel-Kempf
INFO:
Vorteile:
Hochwertige Kamera mit 8x-Zoom, gut geeignet für Überwachung
Die Kameras alter Smartphones und Webcams können via (Web-)App in die Raum-Überwachung integriert werden
HD-Auflösung
Bewegungssensor
Nachtsichtsensor (Night Vision), der aber teils nicht ausreichend "aufhellt"
Lautsprecher und Mikrofon; nerviges Hintergrundrauschen beim Übertragen kann leise gestellt werden.
Die Smartfrog HD IP Kamera lässt sich als Netzwerkkamera mit einem W-Lan verbinden
7,6 x 11 Zentimeter klein
Unabhängigkeit von Batterien
Nachteile:
Teilweise W-Lan-Probleme
App-Verfügbarkeit auf anderen als Apple- oder Android-Smartphones derzeit nicht gegeben
Noch keine Nutzung im Freien
Störendes Stromkabel
Mikrofon und Kameralinse müssen beide an sein. Sonst wird gar nichts aufgezeichnet.