Beim Kongress "SALUT! DaSein gestalten"werden beim Satellitensymposium "Innovationslabor Saarland" am 17. Mai fünf neue Gesundheitsprojekte aus dem Saarland vorgestellt, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss finanziert werden.
Die Gesundheitswirtschaft gilt als Wachstums- und Innovationsbranche. Nicht nur, sondern auch und besonders im Saarland. Das belegen die neuesten Ergebnisse aus der Gesamtwirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) des Bundeswirtschaftsministeriums. Rund 100.000 Saarländer sind in diesem Bereich beschäftigt (16,9 Prozent), und 2015 generierte die Gesundheitswirtschaft des Saarlandes eine Bruttowertschöpfung von rund 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von knapp 13 Prozent an dessen Gesamtwirtschaft.
Innovationen gelten als der wohl wichtigste Wachstumstreiber in hochentwickelten Volkswirtschaften. Vor allem Gesundheitsversorgung und Gesundheitswirtschaft sind Sektoren mit erheblichem Wachstumspotenzial. Und da hat das Saarland eine Menge zu bieten, nämlich "eine innovative Versorgungslandschaft in Medizin und Pflege", meint Klaus Schultze, Geschäftsführer der Berliner Agentur WOK. Gemeinsam mit dem Saarbrücker Gesundheitsexperten Armin Lang lädt er vom 17. bis 18. Mai zum dritten Gesundheitskongress "SALUT! DaSein gestalten" nach Saarbrücken ein um aktuelle Entwicklungen vorzustellen und Anstöße für die Zukunft zu geben. "Denn die demografische und soziale Entwicklung erfordern im Saarland jetzt schon besonders kreative Versorgungslösungen, die hier erprobt und bei Bewährung bundesweit ausgerollt werden können", erklärt Schultze. Der "Innovations-Fond", der auf dem 2015 verabschiedeten GKV-Versorgungsstärkungsgesetz beruht, ermögliche "eine Vielzahl von hochinteressanten neuen Versorgungslösungen mit erheblichem Optimierungspotenzial".
Einige dieser neuen Versorgungsmodelle werden Experten auf Initiative des zuständigen Staatssekretärs Stephan Kolling beim Saarbrücker Gesundheitskongress vorstellen und mit Profis aus der Region und dem Land diskutieren. "Innovationslabor Saarland" heißt der Titel eines kostenfreien Satellitensymposiums, das am Mittwoch, 17. Mai, von neun bis 10.45 Uhr in der Congresshalle stattfindet. Ein Überblick über die fünf Projekte, die bei dem Symposium vorgestellt werden:
1. PIKKO (Patienteninformation Kommunikation und Kompetenzförderung in der Onkologie)
Die IKK Südwest hat zusammen mit dem Gesundheitsministerium und darüber hinaus mit dem Krebsregister Saarland, der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes, dem Saarländischen Hausärzteverband, der Landesvereinigung Selbsthilfe sowie zehn Kliniken im Saarland das Projekt "PIKKO" aufgebaut. Das Modellprojekt schließt Informations- und Unterstützungslücken bei Krebspatienten, unter anderem mit Hilfe eines "Onkolotsen", der Patienten im Zusammenspiel mit den behandelnden Ärzten zu Seite steht. "Eine Krebsdiagnose ist nicht nur aus medizinischer Sicht einschneidend, sondern verändert die gesamten Lebensumstände eines Erkrankten häufig plötzlich, grundlegend und über einen langen Zeitraum", sagt Dr. Lutz Hager, Geschäftsführer der IKK Südwest, der das Projekt beim Kongress vorstellen wird. "Mit PIKKO schaffen wir erstmals einen integrierten Beratungs- und Informationspfad, der Krebspatienten durch die medizinische Behandlung begleitet, informiert und unterstützt. Wir sind sehr froh, dass wir mit einer großen Zahl von Partnern dieses Angebot erstmals hier im Saarland aufbauen können."
2. PRÄZIS (Prävention des Zervixkarzinoms und dessen Vorstufen bei Frauen im Saarland)
Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) hat mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums das Projekt "PRÄZIS" auf den Weg gebracht. Damit schaffe man erstmalig in der Modellregion Saarland eine solide Grundlage zur Erfassung von Daten, die Rückschlüsse auf die Inanspruchnahme von Früherkennung bei Gebärmutterhalskrebs beziehungsweise das Impfverhalten schließen lassen und wie sich diese Kriterien auf die Entstehung von Krebs auswirken. Hauptziel ist die Reduktion von Neuerkrankungen.
Hintergrund: Seit fast zehn Jahren wird für Mädchen und junge Frauen eine Impfung gegen eine Infektion mit Hochrisiko-Papillomviren angeboten, da diese Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Schon viel länger gibt es Krebsfrüherkennungsuntersuchungen für Frauen ab dem 20. Lebensjahr. Dennoch erkranken im Saarland jährlich über 13 von 100.000 Frauen neu an dieser Krebsform, mehr als im Bundesdurchschnitt. "Gebärmutterhalskrebs ist eine Krebsart, bei der wir wissen, dass sie durch eine Virusinfektion ausgelöst wird. Die HPV-Impfung ist daher die beste Vorsorgemaßnahme. Leider wird sie bislang nicht so umfassend wahrgenommen wie andere Impfungen im Kindesalter", erläutert Prof. Dr. Sigrun Smola, die das Institut für Virologie am Universitätsklinikum des Saarlandes leitet und "PRÄZIS" beim Gesundheitskongress vorstellen wird.
3. Überregional zertifizierte Herzinsuffizienznetzwerke der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
"Auch in der Versorgung von Herzinsuffizienz haben wir uns das Ziel gesetzt, die Zukunft aus unserem Bundesland mit den Herzinsuffizienznetzwerken innovativ mit zu steuern", sagt Staatssekretär Stephan Kolling. "Das UKS beteiligt sich mit uns an der Optimierung verschiedener Versorgungsebenen, die die Behandlung, Therapie und Betreuung entsprechender Patienten maßgeblich verbessert."
Laut Deutscher Gesellschaft für Kardiologie (DGK) wurden im Jahr 2015 insgesamt 444.632 Patienten in deutschen Krankenhäusern stationär mit der Diagnose Herzinsuffizienz behandelt. Es erkrankten beinahe doppelt so viele Menschen wie 1995 an der Herzschwäche. "Paradoxerweise zeigt diese Zunahme, welche Fortschritte wir in den anderen Bereichen der Herzmedizin erzielen konnten", so DGK-Präsident Prof. Dr. Hugo Katus. "Durch die verbesserte Behandlung chronischer und akuter Herzerkrankungen und die weiterhin älter werdende Bevölkerung entwickeln immer mehr Menschen eine Herzinsuffizienz." Gleichzeitig führten aber die Verbesserungen in der Therapie der Herzschwäche dazu, dass inzwischen immer weniger Patienten an dieser Erkrankung sterben müssen. Um die komplizierte und interdisziplinäre Behandlung der Betroffenen noch erfolgreicher zu gestalten, hat die DGK sogenannte Herzinsuffizienz-Netzwerke empfohlen. Wie es damit gelingt, die langfristige Prognose für Herzschwäche-Patienten nachhaltig zu verbessern, wird Prof. Dr. Michael Böhm, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III des Uniklinikums des Saarlandes vorstellen.
4. Myokardinfarktregister Saarland (MIR-SL)
Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium fördert die Stiftung Institut für Herzinfarktforschung (Ludwigshafen) das Projekt "MIR-SL". Unter Beteiligung aller Krankenhäuser sowie der Notärzte soll versucht werden, die Versorgung des akuten Herzinfarktes weiter zu optimieren. Dazu wird in einer sechsmonatigen Phase zunächst die derzeitige Versorgung von Patienten mit einem akuten Herzinfarkt in einer wissenschaftlichen Datenbank erfasst. Anschließend werden von allen Beteiligten die Daten analysiert und geprüft, ob es noch Verbesserungspotenziale gibt. Nach Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen erfolgt wiederum über sechs Monate eine Dokumentation aller Infarktpatienten in der wissenschaftlichen Datenbank, um mögliche positive Effekte herauszuarbeiten. Das besondere an "MIR-SL" ist, dass alle Patienten bis zu fünf Jahre nachverfolgt werden sollen. "Auf Basis dieser Kooperationsstudie, die derzeit läuft, soll es uns gelingen, die Versorgung von Herzinfarktpatienten zu optimieren", sagt Stephan Kolling. "Die Studie bezieht sich sowohl auf klinische als auch auf außerklinische Bereiche der Herzinfarktversorgung und ist dadurch, im Vergleich zu bisher in Deutschland durchgeführten Herzinfarktregistern, einmalig." Einzelheiten dazu wird Dr. Anselm Gitt, Mitglied des Vorstands der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung, beim Gesundheitskongress in Saarbrücken erläutern.
5. "Vom Saarland lernen: Allianzen für Demenz im Saarland"
"Unter diesem Motto sind wir in unserem Bundesland in der Versorgung Demenzerkrankter mehr als zukunftsfest aufgestellt", meint Staatssekretär Stephan Kolling. "Die Landesfachstelle Demenz hat Pionierarbeit im Aufbau von geeigneten Betreuungs- und Versorgungsstrukturen geleistet, die wir, auch finanziell, unterstützend begleiten."
Derzeit leben rund 21.000 Menschen mit Demenz im Saarland, Tendenz steigend. Deshalb wurde im Rahmen einer Landesinitiative mit dem Demenz-Verein Saarlouis e.V. und unter Beteiligung der sozialen und privaten Pflegeversicherung eine Landesfachstelle Demenz eingerichtet, die eng mit den lokalen Allianzen als Regionale Netzwerke zusammenarbeitet. "Die Landesfachstelle ist ein Signal, dem demografischen Wandel insbesondere im Bereich Demenz im Saarland zu begegnen und die Qualität der Begleitung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen im Saarland zu erhöhen", sagt der Leiter Andreas Sauder. Wie die Zusammenarbeit im Einzelnen abläuft, wird er bei dem Satellitensymposium erläutern.
Katja Sponholz
Weitere Informationen:
www.salut-gesundheit.de