Finkenrech und der Big Eppel sind landesweit ein Begriff. Umweltschutz ist für Eppelborn schon lange ein Thema. Bürgermeister Andreas Feld über Herausforderungen bei Kita-Plätzen, Gewerbe und Leerstandsbekämpfung.
Herr Feld, was macht Eppelborn denn besonders?
Eppelborn – zum „Rosenkreis" Neunkirchen gehörend – bietet eine Vielfalt an kulturellen, gastronomischen und sportlichen Highlights – geprägt von Charme und Herzlichkeit der Menschen im Illtaler Land. Im Ortsteil Dirmingen bildet die Gemeinde Eppelborn den südlichen Eingang zum Naturpark Saar-Hunsrück. Hier bietet das Umwelt- und Freizeitzentrum Finkenrech mit seinen wunderschönen Gartenanlagen und seinem Hotel vielfältige Möglichkeiten zur Erholung in der Natur. Übrigens, Eppelborn liegt mit seinem Ortsteil Habach im geometrischen Mittelpunkt des Saarlandes. Wer in Eppelborn wohnt, hat dazu eine sehr gute Verkehrsanbindung per Bus, Bahn und im Individualverkehr.
Was heißt „gute Verkehrsanbindung" den ÖPNV betreffend?
Die Gemeinde unterhält und finanziert über den Landkreis Neunkirchen als zuständige Stelle für die Vergabe von Buslinien den Eppelbus, der werktags die Gemeindebezirke Bubach-Calmesweiler, Eppelborn, Habach, Macherbach und Wiesbach bedient und somit die Anbindung an die Bahn ermöglicht. Hierscheid und Humes werden durch den überregionalen Buslinienverkehr angebunden, und Dirmingen hat einen eigenen Bahnhof, sodass hier kein eigener Bus eingesetzt werden muss. Mir ist es vor wenigen Wochen gelungen, mit der Gemeinde Eppelborn als eine von fünf saarländischen Kommunen für das Projekt Bürgerbus des Wirtschaftsministeriums ausgewählt zu werden.
Was sind die größten Herausforderungen?
Wie viele saarländische Kommunen leidet auch Eppelborn unter der Finanznot. Zur Chefsache erklärt habe ich den Ausbau der Kindergartenplätze, hier haben wir über 70 Plätze zu wenig. Ein weiteres Problem ist das Ortszentrum in Eppelborn sowie die in den vergangenen Jahren kaum betriebene Ansiedlungspolitik von neuem Gewerbe.
Finanzen, Kita und Ansiedlungen: Wie möchten Sie das angehen?
In der letzten Woche haben wir mit den saarländischen Bürgermeistern in Berlin demonstriert. Ohne Bundeshilfen wird es kaum gehen, wobei unserer Landesregierung mit dem Saarlandpakt ein großer Wurf gelungen ist. Die Verbesserung der Kindergartensituation ist mir ein Herzensanliegen. Ich habe, um kurzfristig Entlastung zu schaffen, eine neue Kindergartengruppe eingerichtet. Allerdings ist dies nur möglich, weil wir in der Kinderkrippe die Plätze zurückfahren. Weiterhin wird es einen Kindergartenneubau in Wiesbach geben, und ich bin dabei, weitere Entlastungsmöglichkeiten zu prüfen.
Was das Ortszentrum betrifft, sind wir vor wenigen Monaten Eigentümerin eines Schlüsselgrundstückes geworden und werden jetzt damit beginnen, den Abriss alter Bausubstanz in die Wege zu leiten. Im Bereich Gewerbe prüfen wir die Schaffung neuer Gewerbegebiete und haben mit der Erstellung eines Leerstandskatasters begonnen.
Wie wirkt sich der Strukturwandel in Eppelborn aus?
Der derzeit in der Wirtschaft stattfindende Strukturwandel trifft primär diejenigen Einwohner der Gemeinde Eppelborn, die in den betroffenen Branchen – insbesondere Auto- und Stahlindustrie – arbeiten und unter Umständen ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Auf die Gemeinde selbst hat der Strukturwandel eher indirekt und vergleichsweise geringe Auswirkungen. Die im Gemeindegebiet ansässigen Gewerbetriebe decken ein breites Spektrum an Branchen ab und sind nur zu einem geringen Teil in den Monostrukturen Automobil- und Stahlindustrie verankert. Die Auswirkungen des Strukturwandels im Bereich Einzelhandel sind in Eppelborn hingegen deutlich zu spüren ‒ unter anderem aufgrund des sich verändernden Kaufverhaltens. Stichwort: Kaufen im Internet. Hier haben zwischenzeitlich leider einige Einzelhandelsgeschäfte in Eppelborn insbesondere aus dem Bereich Textilien aufgegeben.
Wie steht es denn um die Wohnraumsituation?
Die Gemeinde Eppelborn weist insbesondere aufgrund ihrer guten Verkehrsanbindung, der guten Grundversorgung durch Schulen, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten zur Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfes sowie der reizvollen landschaftlichen Lage eine hohe Qualität als Wohnort auf. Dies zeigt sich einerseits in einer stetigen Nachfrage nach Wohnbauland und andererseits auch möglichst zentrumsnahen Eigentumswohnungen. Die Nachfrage kann durch die Gemeinde aktuell nicht ausreichend gedeckt werden. In der Gesamtgemeinde gibt es insgesamt noch etwa 400 Baulücken, also Grundstücke, für die Baurecht besteht, die voll erschlossen sind und unmittelbar bebaut werden könnten. Diese Baulücken befinden sich in Privateigentum, die Verkaufsbereitschaft der Eigentümer ist sehr gering.
Die Gemeinde hat keine Möglichkeit, diese Flächen dem Markt zur Verfügung zu stellen.
Und neue Bauflächen schaffen?
Die Ausweisung von Neubaugebieten stößt mangels geeigneter, gut erschließ- und bebaubarer Flächen an relativ enge Grenzen. Dies liegt unter anderem an der bewegten Topografie in der Gemeinde und vielfältigen anderen Restriktionen wie Natur- und Landschaftsschutz, Landwirtschaft, aufwendige und damit teure Erschließung und so weiter. Daher wird die Ausweisung von Neubauland vonseiten der Gemeinde nur behutsam vorgenommen, wird aufgrund der großen Nachfrage aber geprüft.
Naturschutz ist ein gutes Stichwort: Was tut Eppelborn sonst dafür?
Wie in anderen Bereichen ging und geht die Gemeinde auch in Sachen Klimaschutz mit gutem Beispiel voran. Mit der Errichtung der Kollektoranlage auf dem Hellbergbad startete die Gemeinde bereits 1995 ihr „100-Dächer-Programm", in dem bis 2002 170 thermische Solaranlagen auf Privathäusern mit rund 63.000 Euro gefördert wurden. Auch die Photovoltaikanlage, die 1998 auf dem Rathausdach installiert wurde, war Vorbild für die entsprechende Förderung privater Maßnahmen. Durch die Kooperation mit Dritten und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit konnte die Ausweitung der Nutzung erneuerbarer Energien in Eppelborn wesentlich vorangetrieben werden. Speisten 2008 noch 74 Photovoltaikanlagen 226.595 kW/h umweltfreundlichen Strom ins Netz, so waren es Ende 2018 bereits 621 PV-Anlagen, acht Windenergieanlagen, zwei Solarparks und fünf Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, die zusammen 38.096.550 kW/h Ökostrom ins Netz geben. Diese Leistung entspricht rund 95 Prozent des Gesamtstromverbrauchs in Eppelborn. Eine wirklich beachtliche Bilanz. Weitere Informationen zu unseren Bemühungen in Sachen Klima-, Umwelt- und Naturschutz veröffentlichen wir in unserer jährlichen Umwelterklärung.
Wie kam es zu dieser „Umwelterklärung"?
Die Umwelterklärung erscheint im Rahmen unserer Teilnahme am Eco Management and Audit Scheme, kurz: EMAS, das als das strengste Umweltmanagementsystem der Europäischen Union gilt, das zudem stete Verbesserung fordert. Bereits 2002 wurde die Gemeinde Eppelborn mit ihren Standorten Rathaus und Baubetriebshof als erste Kommune des Saarlandes nach EMAS validiert. Danach müssen wir nachweisen, dass wir die Umweltvorschriften erfüllen, uns verpflichten, unsere Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern, nachweisen, dass wir einen offenen Dialog mit allen Interessenträgern führen und unsere Mitarbeiter aktiv in die Verbesserung der Umweltleistung der Organisation einbeziehen. Seit Mitte dieses Jahres gehört unsere Gemeinde außerdem zu den bundesweit 602 Fair-Trade-Gemeinden. Als Fair-Trade-Gemeinde fördert sie den fairen Handel auf kommunaler Ebene und vernetzt Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den fairen Handel starkmachen.