Die Saar-Cheersportler des ATSV Saarbrücken sind Weltmeister. In Los Angeles (USA) wurden sie Anfang Februar zum „WorldClassChampion" gekürt. Im April geht es wieder über den Atlantik – dann soll in Florida bei der WM eines anderen Weltverbandes noch eins draufgesetzt werden.
Den „Magic X-treme" Cheersportlern des ATSV Saarbrücken ist Anfang Februar der ganz große Wurf gelungen – und die dazugehörige Landung. Am Sonntag, 2. Februar, wurde das Team im Mutterland des Cheersports, den Vereinigten Staaten von Amerika, sogenannter WorldClassChampion. Verbandsübergreifend dürfte das Team aus Saarbrücken damit zu den besten der Welt gehören. Vor Tausenden von Zuschauerinnen und Zuschauern im Convention Center in Los Angeles holten die Schützlinge des Trainer-Duos Simone und Roman Kirsch bei der Weltmeisterschaft „World Class Cheer and Dance" nach dem Regelwerk des Verbandes IASF 89,9 von 100 möglichen Punkten und damit mehr als alle anderen Teams. Qualifiziert hatten sich die Saarländer als GrandChampion 2018 des Deutschen Cheersport Vereins (DCV). In Deutschland gibt es mehrere Verbände, die je eigene Regional- und Deutsche Meisterschaften ausrichten.
„0,1 Punkte haben uns zum Titel ‚GrandChampion‘ gefehlt. Vielleicht, weil wir ansonsten höherwertige Preise bekommen hätten und das für die Veranstalter zu teuer geworden wäre", scherzt Roman Kirsch und lacht. Den Athletinnen und Athleten war es egal – sie freuten sich auch über das „First Place"-Banner und die begehrten Championship-Ringe für alle. „Was soll’s, wir waren ja schon überrascht, dass wir überhaupt so viele Punkte bekommen haben. Damit hätten wir nie gerechnet", gibt Kirsch zu. Schließlich handelt es sich um das beste Einzelmeisterschafts-Ergebnis der Vereinsgeschichte. Zumal die zehntägige Reise nach Los Angeles für viele die erste über den großen Teich darstellte. Das Sightseeing durfte da natürlich nicht fehlen – allerdings nur in Kombination mit Trainingseinheiten in örtlichen Parks am Venice Beach oder dem Santa Monica Pier.
„Der Wettkampf ging über zwei Tage, und da wir erst am zweiten Tag an der Reihe waren, nutzten wir den Tag davor für eine Generalprobe", berichtet Kirsch und gibt zu: „Die war unterirdisch. Da hat wirklich fast gar nix geklappt. Wir alle waren durch den Jetlag ziemlich gestresst." Dazu kam noch eine recht nervenaufreibende Vorbereitung. „Wir sind es gewohnt, dass wir uns als Team etwas abseits warm machen und die Stunts noch einmal durchgehen können. Das war in dem riesigen Convention Center aus versicherungstechnischen Gründen leider verboten, und überall waren Security-Leute, die das kontrolliert haben", sagt Kirsch und ergänzt mit Blick auf das überragende Wettkampf-Ergebnis: „Offensichtlich hat uns das gerade noch rechtzeitig vom hohen Ross geholt."
„Wir suchen aktuell noch Athletinnen und Athleten"
Die Aussicht auf den Wettkampftag war nach der schwachen Probe auch aus einem anderen Grund nicht gerade beruhigend: Im Aufwärm-Bereich konnten die Saarländer beobachten, wie die anderen Teams durch penibel gestoppte Zeitfenster geschleust wurden. „Man kam sich vor wie eine Viehherde", sagt Kirsch und ergänzt: „Aber dadurch, dass wir samstags schon gesehen haben, wie das abläuft, konnten wir uns darauf einstellen." Will heißen: Schon frühmorgens machte sich die Truppe auf den Weg in den MacArthur-Park, wo sie ihre abschließende Trainingseinheit auf einer großen Wiese absolvierte, bevor es zum großen Showdown wieder ins Convention Center ging. „Dort waren wir dann alle ganz ruhig und haben für die Jury eine nahezu perfekte ‚Zero Deduction‘-Routine abgeliefert", lobt Roman Kirsch – allerdings nicht, ohne kleine Härchen in der Suppe gefunden zu haben: „Ein paar Kleinigkeiten wie leichte Wackler sind meiner Frau Simone und mir als Trainer aufgefallen, aber der Jury nicht", sagt er und lacht. In die Bewertung fließen neben der Größe des Teams und der Ausführung der Stunts auch die Zusammensetzung und der Schwierigkeitsgrad der Routine, die gezeigten Bodenturn-Elemente und Sprünge sowie die Ausstrahlung der Akteurinnen und Akteure ein. Neben der grandiosen Bewertung durch die Jury gab es auch viel Lob von amerikanischen Trainern und Verantwortlichen der Meisterschaft. „Ihr habt Dinge gemacht, die habe ich bei meinem College-Team noch nicht gesehen", durften sich die Kirschs sagen lassen. Eigentlich wollte ein deutsches Kamerateam des Fernsehsenders Sat 1 die Saarländer vor Ort begleiten. Doch die Auflagen der Veranstalter für eine Drehgenehmigung waren dem Sender zu hoch. So mussten die saarländischen Cheerleader die letzten Tage in Los Angeles unbeobachtet genießen. Angesichts des vollen Terminkalenders mit Besuchen des Disneylands und dem Disney California Adventure Park, dem Walk of Fame, dem Long Beach und dem Joshua Tree Nationalpark war dies vielleicht nicht die schlechteste Nachricht der ersten USA-Reise von Magic X-treme.
Die nächste führt die Sportler im April nach Orlando/Florida. Dort findet die prominenteste Veranstaltung ihrer Art statt, die Weltmeisterschaft „Worlds" des zweiten und ältesten Weltverbandes IASF. „Dafür fehlt uns noch ein bisschen Geld, aber wir sind zuversichtlich. Bisher haben wir immer noch alles zusammenbekommen", sagt Roman Kirsch. Im Walt Disney World Resort in Orlando soll nach Möglichkeit die 90-Punkte-Marke fallen. „Wir suchen aktuell noch Athletinnen und Athleten, die wir noch in unser Team einbauen wollen, das nach Orlando reisen wird. Das müssen natürlich Sportlerinnen und Sportler aus anderen Cheer-Teams sein, die Stunt-Erfahrung haben", kündigt Roman Kirsch an und erhofft sich durch die daraus entstehenden Optionen – wie eine größere Anzahl an Hebefiguren – noch mehr Punkte einfahren zu können. Für die „Worlds" qualifiziert hat sich das junge Team von Magic X-treme Anfang Juni 2019 bei den International Open im französischen Lyon, der Europameisterschaft. Es sollte ein erster Probelauf auf internationalem Niveau sein, und auch hier mussten im Vorfeld Hürden überwunden werden: Zunächst mussten die Inhalte dem internationalen Regelwerk angepasst werden. Zum anderen konnten manche Wurffiguren wegen zu geringer Deckenhöhe in der Ersatz-Trainingshalle nicht zufriedenstellend geübt werden. Eine Ersatzhalle wurde aufgrund der Sanierungsarbeiten am vereinseigenen ATSV-Center notwendig. Trotz einiger kleiner Fehler begeisterte das Magic-X-treme-Team das französische Publikum – und die Jury. Am Ende wurden die Saarländer sogar völlig überraschend Europameister – und zwar in der höchstmöglichen Kategorie „Level sechs".