Fernsehmoderatorin Andrea Sokol (51) zeigt auf ihrem Youtube-Channel und im Stern-TV-Studio, wie man eigene Kosmetikprodukte aus natürlichen Inhaltsstoffen herstellen kann. Im Interview gibt sie viele Tipps rund um Wirkung und Zubereitung.
Frau Sokol, wie sind Sie dazu gekommen, sich mit natürlichen Inhaltsstoffen zu beschäftigen und selbst kosmetische Produkte herzustellen?
Das ist ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen entwickelt hat, das kam nach und nach. Kurz gesagt: durch die Leidenschaft zum Kochen. Hier ging es mir schon immer darum, Vitamine und Nährstoffe zu erhalten und nicht zu verkochen. Also die richtige Kombination, um Geschmäcker besser zur Wirkung kommen zu lassen, die richtige Temperatur, um Inhaltsstoffe nicht zu zerstören und so weiter. Dazu kam natürlich die Ausbildung zur ganzheitlichen Ernährungsberaterin und Phytotherapeutin. Mit all dem Wissen wurden mir dann die Zusammenhänge von Haut und Ernährung immer klarer. Deshalb hatte ich immer mehr das Verlangen, meine Haut –
also unser größtes Organ – gut zu versorgen und gut zu ernähren und zwar am liebsten mit Inhalten, die man auch essen kann. Ernährung für die Haut – das geht eben tiefer, als nur etwas auf die Oberfläche zu schmieren! Mittlerweile gibt es zu viele Studien über gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Inhaltsstoffe in Kosmetika, die ich vermeiden möchte … ob Parabene, Silikone, vergällter Alkohol, der zur Konservierung eingesetzt wird und so weiter – das brauche ich alles nicht. Weniger ist mehr!
In Drogeriemärkten gibt es inzwischen viel Naturkosmetik. Warum hat Ihnen diese nicht ausgereicht?
Ich glaube die Bezeichnung Naturkosmetik ist noch nicht ausreichend, um sich sicher zu fühlen. Auch da gibt es große Unterschiede. Naturkosmetik bedeutet nicht immer, dass die Zutaten auch biologisch angebaut oder gewonnen wurden. Die Inhaltsstoff-Listen der einzelnen Hersteller zu studieren und herauszufinden, was sich hinter all den Umschreibungen verbirgt, ist sehr zeitaufwendig. Da bin ich schneller, wenn ich meine eigene Creme mache. Naturkosmetik bedeutet auch nicht unbedingt, dass die Kosmetik vegan ist, aber ich möchte mittlerweile keine tierischen Inhaltsstoffe mehr und vor allem keine Kosmetik, die an Tieren getestet worden ist. Das ist mir sehr wichtig! Meiner Meinung nach sind schon genug kosmetische Tierversuche in den letzten Jahrzehnten durchgeführt worden. Das sollte unbedingt abgeschafft werden. Zudem kann ich die Menge bei der Herstellung meiner eigenen Kosmetik genau bestimmen, bin flexibler. Ich kann schneller auf die Bedürfnisse meiner Haut eingehen. Wenn sich der Zustand meiner Haut durch äußere Umstände im Sommer, Herbst, Winter, bei Heizungsluft, Stress oder Sonne ändert, dann bekommt sie auch die entsprechenden Inhaltsstoffe von mir serviert.
Gibt es grundsätzliche Inhaltsstoffe, die in allen selbst gemachten Produkten enthalten sind?
Nein, grundsätzlich nicht, aber sie wiederholen sich natürlich immer wieder. In der Vitamin-Creme ist meist auch Vitamin E oder in der Hyaluron-Creme Hydrolate, aber das variiert je nach Jahreszeit und Bedürfnis.
Wo kaufen Sie Rohstoffe wie Sheabutter, Hyaluronsäure oder Öle?
Ich habe in München einige Fachgeschäfte, zum Beispiel den „Kräuter- und Wurzelsepp" (www.phytofit.de) – übrigens die älteste Kräuter-Apotheke, die gibt es seit 1887 –, oder auch den „Kräutergarten" und „Duft und Schönheit" (www.brennessel-muenchen.de). Diese Läden verfügen auch alle über Onlineshops, hier bekomme ich immer alles, was ich brauche.
Welches Equipment benötigt man?
Eine Grundausstattung ist dafür schon sehr zu empfehlen. Die Resultate werden besser, die Arbeitsabläufe sind schneller und praktischer, so kann man hygienischer produzieren. Wenn man damit beginnt seine eigene Kosmetik herzustellen, ist alles zusammen betrachtet ziemlich teuer, deshalb empfehle ich, sich alles nach und nach anzuschaffen. Die Investition zahlt sich aber bald wieder aus, denn auf Dauer ist es preiswerter. Die Qualität ist hoch, die Mengen, die man benötigt, sind gering und die angeschafften Utensilien hat man für immer: Ein paar Glasmessbecher, die auch hitzebeständig sind, dunkle Gläser zum Abfüllen und Aufbewahren der Kosmetik und was wirklich sehr wichtig ist: ein starker kleiner batteriebetriebener Quirl. Hier empfehle ich einen, der im Haushaltswarengeschäft für die Mischung von Essig und Öl geführt wird, der hat mehr Power als ein einfacher Milchschäumer.
Selbst gemachte natürliche Kosmetik enthält oft keine Konservierungsstoffe. Ist das nicht notwendig? Oder wie kann man sie stattdessen konservieren?
Ohne starke oder synthetische Konservierungsmittel hält eine DIY-Kosmetik nicht so lange wie konventionelle Kosmetik, das ist aber auch nicht unbedingt nötig, denn ich stelle immer kleine Mengen her. Gerade diese Konservierungsmittel sind es ja, die ich umgehen möchte. Voraussetzung für die Herstellung eigener Kosmetik ist natürlich, dass sehr sauber gearbeitet wird. Ich benutze zur Reinigung und Herstellung immer 96,5 Prozent unvergällten Weingeist, der übrigens auch ein Konservierungsmittel ist, in sehr hoher Qualität.
Woher weiß man, welche Creme zum eigenen Hauttyp passt beziehungsweise welche Creme/Inhaltsstoffe sind für alle Hauttypen gut?
Die ganze Sache mit der Herstellung eigener Kosmetik bedeutet auch, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich und seine Bedürfnisse kennenzulernen. Wer das zu Anfang nicht gut einschätzen kann, kann dazu zum Beispiel seinen Hautarzt befragen. Wenn das Hautbild einmal professionell beurteilt wurde, hat man einen guten Ausgangspunkt, um sich und seine Haut besser einschätzen zu können. Feuchtigkeit benötigt übrigens jeder Hauttyp, gerade jetzt.
Können Sie Inhaltsstoffe gegen Unreinheiten empfehlen? Und wie mischt man diese zu einer Creme?
Hydrolate sind sehr empfehlenswert. Hier gibt es ganz verschiedene Auszüge, die die Haut beruhigen, Entzündungen reduzieren, oder sie besser durchbluten und trotzdem nicht aggressiv wirken. Hamamelis oder Rosenwasser reinigen und sind entzündungshemmend. Hier ist zum Beispiel auch ein Gänseblümchen-Gesichtswasser sehr wirkungsvoll, das man schnell ohne große Kosten selbst machen kann: Gänseblümchen in destilliertem Wasser und Hammamelishydrolat in einem gut gereinigten Einmachglas ansetzen. Viele dieser einfachen Rezepte beschreibe ich in insgesamt über 80 Rezepten in meinem Buch „Kann ich selbst, mach ich selbst".
Welche Stoffe wirken hautstraffend und aufpolsternd?
Für die Hautstraffung ist immer noch die ausreichende Menge an Wasser, die wir täglich trinken sollten, sehr wichtig und ausschlaggebend. Unsere Haut nimmt nicht nur das, was wir ihr von außen geben auf, sondern nährt sich auch von dem, was wir ihr innerlich anbieten. Einen straffenden und trotzdem nährenden Effekt hat man mit Hyaluron. Es ist empfehlenswert, zwei unterschiedliche zu verwenden – das nieder- und das hochmolekulare Hyaluron. Das eine arbeitet eher an der Oberfläche, das andere füllt in der tieferen Schicht die Haut auf. Bei Hyaluron ist es auch sehr wichtig, dass es vegan ist. Das alles kann ich mit DIY-Kosmetik selbst bestimmen. Zudem haben Sie immer ein tolles Geschenk. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich nicht über eine tolle Creme gefreut hat – egal ob Mann oder Frau. Einen straffenden Effekt hat ebenfalls Gel aus Leinsamen. Auch das kann man schnell selbst herstellen und es ist eine wahre Wohltat für die Haut mit einem sofortigen Glow-Effekt. Das Gel der Aloe Vera-Pflanze durchfeuchtet unsere Haut auch sehr und hat einen straffenden Effekt. Hierbei empfehle ich ein frisches Blatt, das man mittlerweile in vielen Bio-Supermärkten bekommt. Hier zeige ich viele verschiedene Möglichkeiten für die Anwendung in meinen Videos bei Ohlala & Solala.
Sie sind auch Ernährungsberaterin – welche Nahrungsmittel eignen sich denn für eine strahlend schöne Haut und glänzendes Haar?
Diese Frage liebe ich besonders, denn bei unserem ganzen Kosmetik-Wahn vergessen wir viel zu oft, dass der Zustand, in dem sich unsere Haare und unsere Haut befinden, ein Spiegelbild unseres Inneren ist. Was wir unserem Körper auf natürliche Art und Weise durch eine gute Ernährung zufügen, wird verarbeitet und umgebaut. Haben wir also einen verlangsamten Stoffwechsel oder eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse, ist unser Körper übersäuert. Haben wir Mineralstoff-Mängel, dann zeigt sich das auch an unserer Haut und unserem Haar. Ich gehe bei meiner Arbeit als Ernährungsberaterin immer ganzheitlich an alle diese Themen heran. Nur so können wir langfristig Missstände ausgleichen und Situationen verändern. Wir haben uns angewöhnt, immer nur die Symptome zu bearbeiten, gehen aber meist nicht der Ursache auf den Grund.
Es geht immer um eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung von innen und außen. Es gibt aber Lebensmittel, die oft auf dem Speiseplan landen sollten: Paprika (hat viel Vitamin C, das unterstützt den Aufbau von Collagen), Blaubeeren, Petersilie, Karotten, Brombeeren, Dill, Sanddorn, Nüsse, Knoblauch und Zwiebeln. All diese Lebensmittel wirken antioxidativ, also sie schützen unsere Zellen vor freien Radikalen.
Wie kann man das Haar kräftigen?
Für schöne Haare ist eine Kur mit einem Aloe-Vera-Frisch-Pflanzenblatt sehr zu empfehlen, aber auch Brennnesselsud äußerlich oder Brennnesselsamen innerlich, zum Beispiel am Morgen über das Müsli einen Teelöffel geben. Ganz toll ist Kieselsäure für Fingernägel und Haare, die findet man sehr konzentriert im Ackerschachtelhalm. Damit eine Tee-Kur über sechs Wochen machen, dann zwei Wochen pausieren und dann wieder eine sechswöchige Kur. Der Ackerschachtelhalm hilft auch bei Cellulite und stärkt das Bindegewebe.
Haben Sie ein Rezept für selbst gemachte Masken?
Ich finde die Maske aus geschroteten Leinsamen und Wasser wirklich toll. Der Leinsamen muss geschrotet sein oder im Mörser sehr zerkleinert werden. Zwei Esslöffel davon mit zwei Esslöffeln Wasser anrühren, auf Gesicht und Hals auftragen und gerne für 20 Minuten einwirken lassen. In dieser Zeit wäre es toll und verstärkt die Wirkung, wenn Sie mit einer Sprühflasche ein- bis zweimal Ihr Gesicht neu anfeuchten. Dann mit lauwarmem Wasser gut abspülen und die noch feuchte Haut mit einem Mandel- oder Jojoba-Öl einölen.