Der außerordentliche „Online-Verbandstag" des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) ist reibungslos über die Bühne gegangen. Erstaunliche Ergebnisse gab es dennoch.
Am Ende stand ein frommer Wunsch: „Ich hoffe wir sehen uns bald auf den Fußball-plätzen wieder", sagte Adrian Zöhler, der amtierende Vizepräsident. Anfang September, so die Hoffnung der Verbandsspitze soll es auf den saarländischen Sportplätzen wieder losgehen. Um die Fragen zu klären, wer auf- und absteigt, war der außerordentliche Verbandstag notwendig. Mehr als 20 Anträge aus den Kreisen der Vereine schafften es auf die Tagesordnung. 339 Vereine mit 548 Stimmen nahmen am ersten virtuellen Verbandstag des Saarländischen Fußballverbandes teil.
Einer der in den letzten Wochen am meisten diskutierten Punkte war die Frage nach Beenden oder Fortsetzen der Saison. Bei der Abstimmung sprachen sich die Delegierten mit großer Stimmenmehrheit (455 ja, 72 nein) für das Beenden der Saison aus. Für den Abbruch nach den derzeitigen Tabellenständen gab es anschließend 356 Stimmen gegenüber einer Annullierung der gesamten Saison mit 153 Stimmen. Die Entscheidung wer aufsteigt, fiel nach der sogenannten Quotientenregelung. In der Süd/West-Verbandsliga ist diese Anwendung besonders bitter für den FC Rastpfuhl, der auf einen Quotient von 2,211 kommt. Siersburg erreicht einen um 0,011 Punkte besseren Quotienten von 2,222. Der Antrag, dass die Aufstiegsspiele entfallen und auch die Zweitplatzierten nach Quotientenregel aufsteigen könnten, wurde dagegen abgelehnt. „Wo ist wieder mal das Fair Play geblieben? Wenn die Chance besteht, dass man den Zweitbesten mit aufsteigen lassen kann? Warum stimmt man als Verein dagegen? Warum stimmt man als Verein dafür, dass ein Verein absteigen muss, obwohl die Chance besteht, dass niemand absteigen muss?", schrieb Rastpfuhls Vorsitzender Ralf Künzer sichtlich enttäuscht bei Facebook. Überraschend wurde mit knapper Mehrheit (278 zu 234 Stimmen) beschlossen, dass es Absteiger geben wird. Der Tabellenletzte jeder Liga wird in der kommenden Runde eine Etage tiefer antreten müssen. Eine harte Entscheidung für den FC Reimsbach, der erst am letzten Spieltag vor der Pause in der Saarlandliga auf den letzten Platz rutschte. „Natürlich war das ein Schock für uns. Aber man muss das sportlich sehen und versuchen, das Bestmögliche daraus zu machen. Auch in der Verbandsliga wird Fußball gespielt", sagte Geschäftsführer Michael Buchheit der „Saarbrücker Zeitung", kündigte aber an, auf einen Einspruch zu verzichten „Wir werden nicht dagegen vorgehen und die demokratische Entscheidung des Verbandstags respektieren. In diesen Zeiten halten wir das nicht für angemessen, den zivilrechtlichen Klageweg zu beschreiten. Wir richten jetzt den Blick nach vorne und werden wie immer gemeinsam in Reimsbach auch in diesen Krisenzeiten die Kräfte bündeln", erklärte Buchheit.
Sportliche Haltung beim FC Reimsbach trotz Abstieg
Eine Überraschung gab es dagegen in der Oberliga, deren Geschicke auf der Ebene des Regionalverbands bestimmt werden. Zöhler gab bekannt, dass es einen zweiten saarländischen Aufsteiger in die Oberliga neben Meister FV Eppelborn geben kann. Zweiter nach der Quotientenregel ist der SC Halberg Brebach, der in der regulären Tabelle hinter dem FSV Jägersburg Dritter war. Da der Saarbrücker Verein allerdings auf eine Bewerbung verzichtet hat, wird Jägersburg aufsteigen. In der kommenden Saison werden somit 24 Teams für die Oberliga spielberechtigt sein, derzeit diskutiert wird ein Modell, nach dem zunächst in zwei Zwölferstaffeln gespielt wird. „Bei einem normalen Aufstieg hätten wir gesagt, das ist klasse, dass wir wieder in der Oberliga sind", sagte Sportvorstand Martin Germann. „So ist aber die Freude ein wenig gedämpft. Vor allem, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt und wann wieder gespielt werden kann." Eher verhalten reagierte auch der Meister aus Eppelborn. „Wir haben eine starke Runde gespielt und hatten dann nicht in der Hand was passiert. Aber wir haben gegen alle Topmannschaften gewonnen. Natürlich freuen wir uns über den Aufstieg, aber es weiß eigentlich keiner genau, wie die neue Runde ablaufen soll. Es ist für uns ein Aufstieg mit vielen Unwägbarkeiten", sagte FVE-Kapitän Dennis Lißmann.
Dementsprechend hielt sich die Enttäuschung beim SV Auersmacher auch in Grenzen, der in der Tabelle knapp hinter Jägersburg liegt. „Unter normalen Umständen hätten wir aufsteigen wollen, aber nach den Entwicklungen in der Corona-Krise haben wir uns bewusst dagegen entschieden", sagt Auersmachers Sportvorstand André Hemmer: „Ich weiß nicht, ob die Oberliga unter den gegebenen Umständen mit voraussichtlich sechs bis acht Absteigern sportlich für uns Sinn gemacht hätte. Zudem fehlen uns Einnahmen von Festen und Veranstaltungen. Das wird sich sicher auch bemerkbar machen." Bei seinem Trainer Jan Berger traf die Aussage auf Verständnis. „Als Sportler und Trainer will man natürlich immer in der höchstmöglichen Liga spielen. Aber wir haben es mit besonderen Begebenheiten zu tun. Wir werden an einem Strang ziehen und in der nächsten Saison mit einer guten Mannschaft wieder angreifen. Wichtig ist vor allem, dass wir zu einem geregelten Trainings- und Spielbetrieb zurückkehren können." Ein Wunsch, den viele Vereinsvertreter teilen.
Oberliga wird möglicherweise geteilt
Der wegen Corona nach dem Achtelfinale unterbrochene Saarlandpokal soll dagegen fortgeführt werden. Auch dafür stimmte der Verbandstag mit großer Mehrheit. Möglicher Termin zur Wiederaufnahme des Pokals und Start der neuen Saison könnte der 1. September sein. Das hängt von weiteren Corona-Lockerungen und dem Rahmenterminplan des DFB ab. Bis Ende August sind Großveranstaltungen noch verboten. Vollkommen ungewiss ist, ob und in welchem Umfang es im kommenden Winter eine Hallenrunde geben wird. „Hier gilt es, die behördlichen Vorgaben abzuwarten. Wir planen mit dem Start Anfang Dezember und wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen. Im Moment können wir aber nur abwarten", sagte SFV-Geschäftsführer Schwinn.