Mit ihrem im Jahr 2011 veröffentlichten Album „Die Mathematik der Anna Depenbusch" machte sie erfolgreich auf sich aufmerksam. Nun hat die Sängerin ihr neues Album „Echtzeit" am Start. Denn wie das im Leben von Musikern eben nun einmal so ist: Alles muss echt sein – auch die Zeit selbst. Ein gewagtes Unterfangen, schließlich ist auf einer CD nicht genug Platz für 24 Stunden, und die Uhr des Lebens läuft trotzdem
immer weiter.
Das weiß natürlich auch Anna Depenbusch – und sucht sich ein anderes Metier: Die ironische Auseinandersetzung mit dem Theater („Eisvogelfrau"). Bereits die Grand-Prix-Eurovision-Ikone Katja Ebstein wusste, dass im Leben eines Schauspielers zuweilen alles drunter und drüber geht: „Ein Regisseur verteilt die Rollen: Don Juan und Romeo". Und obwohl Anna Depenbusch sich eher an Chanson-Sängerinnen, wie Edith Piaf oder Hildegard Knef, orientiert, so wirkt ihr eigenes Werk zwar auch selbstironisch, aber wesentlich moderner.
Dies hindert sie allerdings nicht daran, sich mit einem ausgeprägten Hang zu Ironie und Sarkasmus dem alltäglichen Wahnsinn zu widmen. Insbesondere „Tim 2.0", die Fortsetzung ihres Songs „Tim liebt Tina", veralbert Workaholics, die sich irgendwann selbst keine Grenzen mehr setzen und schließlich selbstzerstörerisch und labil zu Kokain greifen. Auch der schon fast verblasste Zumba-Trend scheint sie zu nerven. Daher wirkt der Satz „Es gibt kein Problem, das Zumba nicht lösen kann" schon fast verbittert, wenn auch unterhaltsam.
Wie schon Edith Piaf beschreibt Depenbusch gerne ganz normale Sorgen der Menschheit, so zum Beispiel in dem Titel „5 Meter", in den sie in die Geschichte einer ständig verpassten Beziehungschance ganz beiläufig auch eine Hommage an Rio Reiser einbaut.
Gelegentlich haut Anna Depenbusch nur in die Tasten ihres alten, rostig und gerade daher authentisch klingenden Flügels und lässt das instrumentale Szenario auf sich wirken („Hilbert", „Schlaflied für Pauli"). Darüber hinaus hat sie ein Faible für pointenreichen Sprechgesang – wie schon ihre Vorbilder. Alles in allem ein gelungenes Album.