Bevor im Herbst eine vollelektronische Variante ansteht, präsentiert der italienische Autobauer erst mal ein anderes Modell: den Fiat 500 als Hybrid-Variante.
In der Grammatik könnte sich bald eine neue Form etablieren: der Corona-Konjunktiv. Beispiel gefällig: Wenn Corona nicht gewesen wäre, hätte Fiat auf dem Genfer Salon einen vollelektrischen 500 auf neuer Plattform präsentiert.
Dank Corona merken wir aber auch: Der Alte tut es auch noch, denn unsere italienischen Freunde haben inzwischen eine Hybrid-Variante des Erfolgsmodells herausgebracht. Wir fuhren den Hybriden in der Version 500C 1,0 GSE Cabrio. Anderweitig füllt ein Plug-in-Hybrid nach dem anderen die Kassen der Hersteller und bringt eigentlich nur den Käufern wahren Nutzen, die eine Solaranlage ihr Eigen nennen. Doch Fiat hat seine städtische Klientel im Auge, die in der Regel eher keinen Ladestromanschluss parat hat.
Der sogenannte Mild-Hybrid hat jetzt einen Dreizylindermotor mit an Bord. Der hat 1.000 Kubikzentimeter und leistet 70 PS. Das Aggregat ersetzt den 1,2-Liter-Motor mit 69 PS. Das maximale Drehmoment beträgt jetzt nur noch 92 statt 102 Newtonmeter. Das bedeutet aber keineswegs, dass der Motor schwächelt. Der erhält nämlich mit bis zu knapp fünf PS elektrischen Beistand. Damit ist der Wagen nicht nur im Stadtverkehr bestens gerüstet. Auch auf der Autobahn kann man entspannt und ohne störende Geräuschentwicklung mit Richtgeschwindigkeit und ausreichend Reserven vorankommen.
Dem Motörchen verhilft ein sogenannter Riemenstartergenerator zur Mehrleistung. Damit wird vor allem Bremsenergie zurückgewonnen, was in Fachkreisen Rekuperation genannt wird. Diese in normalen Verbrennern vergeudete Energie wird in einer kleinen Lithium-Ionen-Batterie mit elf Amperestunden gespeichert. Der Akkumulator ist direkt unter dem Fahrersitz montiert.
Mit der gewonnenen Energie wird der nächste Anfahrvorgang dann praktisch. Die Technik nennt sich folgerichtig Mild-Hybrid, denn rein elektrisches Fahren ist damit nicht möglich. Dennoch gibt es eine sogenannte Segelfunktion. Dadurch, dass der Riemenstarter den abgeschalteten Motor schneller wieder zum Laufen bringt als ein normaler Anlasser, kann die Bordelektronik den Motor öfter abschalten. Bei Geschwindigkeit unter 30 Stundenkilometern kommt es dann zu besagtem „Segeln".
Sanfter Gasfuß spart definitiv Sprit
Das setzt allerdings die Mithilfe des Fahrers voraus. Ein Hinweis im – übrigens hübsch und praktisch gestalteten – Armaturenbrett animiert diesen zum Zwecke des Segelns dazu, den Leerlauf einzulegen, denn nur dann funktioniert diese Technik. Logischerweise gibt es den Fiat 500 Hybrid nur als Handschalter, der ein präzise arbeitendes Sechsganggetriebe als Basis hat. Die Fiat-Hybridtechnik hat zwar nur sehr bedingt etwas mit der allseits gehypten Elekrofahrerei zu tun, spart aber definitiv Sprit.
Vorausgesetzt der Wagen wird gefahren, als wäre er ein vollwertiges E-Auto – mit sanftem Gasfuß nämlich. Über den Erfolg des sensiblen Füßchens gibt eine recht aufwendig strukturierte Anzeige im Cockpit Auskunft.
Der Wagen ist, obwohl er schon seit vielen Jahren auf dem Markt ist, ein nach wie vor konkurrenzfähiges Auto mit hohem Mobilitätsfaktor vor allem im Kurzstrecken- und Stadtverkehr. Besonders erwähnenswert ist das elektrisch bedienbare Stoffverdeck, das den Wagen beinahe zum Vollcabriolet macht. Einen asphaltmordenden Kraftbolzen erwartet in dieser Klasse ernsthaft niemand. Obwohl – da wäre ja noch die Abarth-Variante. Aber der Fiat 500 Hybrid ist einfach ein Auto, das vor Vernunft nur so strotzt und außerdem – vor allem in der Cabrio-Version – enorm viel Spaß macht.
Der Fiat 500 Mild-Hybrid kostet in der Launch Edition ab 17.990 Euro, die Cabrio-Ausführung gibt es ab 20.590 Euro. Die konventionellen Modelle starten bei 13.990 Euro, das Cabriolet bei 18.990 Euro. Für den Herbst hat Fiat den New 500 angekündigt, den es dann nur „Vollelektrisch" geben wird. Dann soll der in vielen Details veränderte Wagen mit dem E-Motor 118 PS leisten und bei Tempo 150 abgeriegelt werden. Als maximale Reichweite sind, wie es heißt, 320 Kilometer drin. Dann werden natürlich auch andere Preise aufgerufen: Eine erste Version kann sogar jetzt schon geordert werden. Kostenpunkt: knapp 38.000 Euro – inklusive Wallbox. Die Frage ist, ob die anvisierten Kunden in den Städten damit was anfangen können.