Mit dem vierten Sieg in Folge pirscht sich der 1. FC Saarbrücken an die Aufstiegszone heran. Anlass zur Kritik sah Lukas Kwasniok dennoch reichlich.
Es gibt Spiele, die spiegeln den Spielverlauf nicht unbedingt wider. „Das Ergebnis fühlt sich höher an, als es das Spiel hergegeben hat“, bilanzierte Pavel Dotchev, Trainer des MSV Duisburg nach der 4:1-Auswärtsniederlage im Ludwigspark und sein Saarbrücker Kollege Lukas Kwasniok pflichtete ihm bei: „Ich muss mich fast schon beim Gegner entschuldigen. Wir haben teilweise eine regelrechte Grütze gespielt.“ Anders als bei den Siegen gegen 1860 München und in Verl ging der Matchplan des FCS-Trainers zunächst nicht auf. Die abstiegsbedrohten Gäste, die nach drei Siegen in Folge ebenfalls Selbstvertrauen getankt hatten, liefen früh an und bestachen durch ein variables Positionsspiel. Erst als sich Kwasniok von der Dreierkette verabschiedete und zum bewährten 4-3-3-System zurückkehrte, wurde es besser. „Wir waren nicht griffig. Wir waren teilweise schläfrig. Mit der Umstellung wollte ich Ruhe reinbringen“, erklärte der 39-Jährige.
Kurz vor der Pause ging der FCS dann doch nach einer Traumkombination, die Julian Günther-Schmidt abschloss, überraschend in Führung. „Wir haben heute nicht so zu unserem Spiel gefunden. Das hat der Trainer in der Halbzeit auch angesprochen“, sagte der Torschütze. Doch nach dem Wechsel kamen zunächst einmal die Gäste durch Moritz Stoppelkamp zum Ausgleich. Doch der eingewechselte Kianz Froese sowie ein Doppelpack von Minos Gouras sorgten schlussendlich für klare Verhältnisse. „Am Ende hat die individuelle Qualität den Ausschlag gegeben. Und die Breite des Kaders“, sagte Kwasniok. Vor allem Kianz Froese blühte nach seiner Einwechslung für den verletzten Nicklas Shipnoski auf, erzielte nicht nur den Führungstreffer, sondern spielte die Duisburger Hintermannschaft ein ums andere Mal schwindelig. „Ich habe gegen 1860 nicht gut gespielt. Deswegen war ich in Verl auch nicht dabei. Aber heute wollte ich zeigen, dass ich da bin“, sagte der 24-jährige Kubaner.
Und so werden die Karten im Aufgebot des 1. FC Saarbrücken wieder einmal neu gemischt. Man kann Trainer Kwasniok vorhalten, dass er gerne rotiere, andererseits ist kein Spieler bei ihm wirklich abgeschrieben. So hat Jayson Breitenbach, den die Verletzungsmisere in die Startelf spülte, dem etatmäßigen Linksverteidiger Mario Müller erst einmal die Show gestohlen, auch wenn der Trainer betont, „dass Mario ein gestandener, wichtiger Spieler ist und in den letzten 13 Spielen wieder sehr wichtig werden wird“. Plötzlich ist Kianz Froese wieder da und auch Lukas Schleimer – fast schon abgeschrieben – kann Pluspunkte sammeln. Das ist wichtig, weil nach Wochen der Personalnot in der Defensive nun die Offensive Federn lässt. Ob Sebastian Jacob für das Uerdingen-Spiel am Samstag wieder fit sein wird, ist offen. Nicklas Shipnoski droht nach einer Muskelverletzung ein Ausfall von mehreren Wochen. Zumindest Maurice Deville dürfte wieder zur Verfügung stehen. Kwasniok darf sich übrigens bestätigt fühlen, dass er trotz Bedenken den Wintertransfer Julian Günther-Schmidt durchdrückte. „Günni“ kommt nach acht Einsätzen bereits auf sechs Torbeteiligungen. Am Samstag soll es weitergehen. Dann kommt der krisengeschüttelte KFC Uerdingen in den Ludwigspark. „Was dort passiert, hat uns nicht zu interessieren“, sagte Kwasniok. „Wenn wir uns mit der Situation in Uerdingen beschäftigen, können wir nicht unsere optimale Leistung abrufen. Wir haben jetzt eine große Chance und wollen dranbleiben.“
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Bei Duisburger Abschlüssen reaktionsstark und souverän. Im Strafraum zweimal extrem fahrig. Note: 3
Anthony Barylla: Mit Licht und Schatten, was aber auch mit seinen Nebenleuten zusammenhing. Nach dem Wechsel stärker. Note: 3-
Steven Zellner: Eines seiner schwächsten Spiele für den FCS. Leichtsinn gepaart mit Unsicherheit. Zweikampfschwach beim Gegentor. Note: 5
Marin Sverko: Etwas besser als Zellner, dennoch meilenweit von seiner Bestform entfernt. Sehr fehlerhaft. Note: 4-
Jayson Breitenbach: Bester Mann in der Hintermannschaft. Tolle Vorarbeit zum 4:1. Note: 2-
Manuel Zeitz: Pendelte 25 Minuten zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld. Nach der Umstellung deutlich präsenter und mit vielen klugen Pässen. Note: 2-
Luca Kerber: Suchte zunächst seine Rolle, profitierte dann vom Systemwechsel und steigerte sich deutlich. Note: 3
Tobias Jänicke: Wenig im Spiel, auch für seine Verhältnisse sehr unauffällig. Note: 4
Julian Günther-Schmidt: Wie fast alle mit einer problematischen Anfangsphase. Im Angriffszentrum dann sehr stark, mit Tor und Vorlage. Note: 2
Minos Gouras: Lange unglücklich, dann mit einer Leistungsexplosion nach einer Stunde. Note: 2
Nicklas Shipnoski: Starke Ablage auf Günther-Schmidt vor dem 1:0. Ansonsten eher unauffällig bis zu seiner Verletzung. Note: 3
Einwechselspieler (mindestens 20 Minuten Spielzeit):
Kianz Froese: Kam für Shipnoski und drehte richtig auf. Note: 1-