Manche Hersteller reparierbarer Smartphones oder von Haushaltsgeräten bewegen sich bereits weg von der Wegwerf-Kultur. Eine Mitmach-Initiative sammelt Reparaturanleitungen und listet auf, was geht. Ein Einblick.
Es ist immer das Gleiche: Kaum steht der nächste Urlaub an oder das nächste Weihnachten oder eine Familienfeier vor der Tür, gehen Waschmaschinen, Spülmaschinen, Staubsauger oder Kaffeevollautomaten in die Knie. Dabei sind sie meist noch gar nicht so alt. Materialien und Chips, die in den Geräten stecken, werden immer knapper, die Lieferketten länger. Geht da noch was? Klar, denn Reparierbarkeit gehört zum umfassenderen Kriterium der Langlebigkeit und Qualität.
Mit einem Elf-Marken-Produktportfolio widmet sich etwa die BSH Hausgeräte GmbH – der größte Hausgerätehersteller in Europa – allem, was spätestens in der Pandemie für viele Menschen wieder mehr in die Gestaltung ihres Tagesablaufs oder Feierabends rückte: unterschiedlich fokussierte Herde, Backöfen, Dunstabzugshauben, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Trockner, Kühl- und Gefrierschränke, aber auch Kleingeräte wie Staubsauger, Kaffee- und Küchenmaschinen. Neben den global agierenden Riesen Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff umfasst das Konzernangebot die lokalen Marken Thermador, Balay, Coldex, Constructa, Pitsos, Profilo und Junker.
Im Durchschnitt 13 Jahre im Einsatz
Die Haushaltsgroßgeräte von BSH sind – laut unabhängigen Studien der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) – durchschnittlich 13 Jahre im Einsatz, betont Eva Bauerschmidt, die PR-Managerin Corporate Communications & Corporate Spokesperson Germany bei der BSH Hausgeräte GmbH Region Europe/Markets ist. Sie verrät: „Der Großteil der Geräte funktioniert auch dann noch – sie werden häufig nur aufgrund von Umzügen, Upgrade-Wünschen oder einer geänderten Lebenssituation ersetzt."
Was passiert, wenn ein Defekt auftritt? „Da eine Reparatur nachhaltiger als ein Geräteaustausch ist, stellt unser Reparaturkonzept den Zugang zu allen Ersatzteilen für mindestens zehn Jahre nach der Produktion des letzten Gerätes eines Modells sicher – viele Modelle und Serien werden mehrere Jahre lang produziert", sagt Bauerschmidt. Hinzu komme, dass viele der markenübergreifend verbauten Teile und weitere generische Teile von Zulieferern wesentlich länger verfügbar seien. „So können unsere Geräte einfach und in kürzester Zeit wieder instandgesetzt werden."
Stichwort Ersatzteile: Sensibel ist das Thema Akkus. Geht einem Tischstaubsauger oder Akkuschrauber die Auflademöglichkeit aus, wird das Tool oft weggeworfen. Das geht auch anders. Die BSH-Pressesprecherin verweist darauf, dass viele akkubetriebene Kleingeräte und auch Werkzeuge der Marke Bosch ein markenübergreifendes System der Power for all Alliance nutzen: „So wird nicht nur die Anzahl der benötigten Akkus in einem Haushalt gering gehalten, sondern stehen im Reparaturfall auch viele Teile herstellerübergreifend zur Verfügung."
Ein Akku-System, das für viele Marken nutzbar ist
Deutschlands führender Hausgerätehersteller berücksichtigt die Reparierbarkeit der Produkte bereits in der Entwicklung. Auch Do-it-yourself ist ein Thema: „Bestimmte nicht sicherheitsrelevante Reparaturen unserer Produkte können vom Verbraucher selbst vorgenommen werden, wofür wir entsprechende Reparatur-Kits, Anleitungen und Ersatzteile über unsere Kundendienste anbieten", sagt Bauerschmidt. BSH-Geräte seien mit handelsüblichen Werkzeugen zu öffnen. Der Gang zur Fachwerkstatt ist damit keineswegs vom Tisch. „Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir jedoch, Reparaturen von BSH-Produkten von professionellen Reparaturwerkstätten und Technikern durchführen zu lassen, für die BSH entsprechende Schulungsprogramme anbietet", so die Konzern-Sprecherin.
Szenenwechsel. Tragbare Kleincomputer, mit denen auch fotografiert, Musik gehört und telefoniert werden kann: Das sind Smartphones, unsere Hightech-Alltagsbegleiter. Sie bestehen aus vielen sensiblen und auch raren Teilchen. Fancy trenden auf den ersten Blick Rundherum-Glas, stylische Kanten und extra fest verklebte Teile. Was voll schick und haltbar wirkt, verkürzt in Wahrheit das Leben eines Smartphones. Liest man die Kriterien, die etwa bei iFixit, das seit 2003 Reparaturen anleitet, pro und kontra Reparierbarkeit mit Minus- und Pluspunkten chronologisch zu verschiedensten Modellen aufgeführt sind, verfestigen sich manche Reparierbarkeits-Aspekte gegenüber den erstrebenswerten Attributen eines Neuerwerbs. Übrigens nicht nur mit Blick auf Smartphones.
Smartphones und Nachhaltigkeit: Das liegt im Trend. Eines der neuesten Beispiele ist das „Rephone". Der Antwort auf unsere Nachfrage zufolge, wurde dieses für Mobilcom-Debitel von der Firma 4G Systems entwickelt, einem deutschen Unternehmen, das sich auf Design, Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Hard- und Software-Produkten zur kabellosen Datenkommunikation spezialisiert hat. Das Gerät werde bei Gigaset – „als einem der wenigen großen Produzenten von Smartphones in Deutschland" – hergestellt. Neben Produkt-Features und Verpackungsmaterial unterscheide sich das Rephone in puncto Serviceleistungen seitens Mobilcom-Debitel von Gigaset-Produkten.
Regional reparieren lassen, gegebenenfalls eine Recycling-Prämie bei Rückgabe kassieren oder einen Weiterverkauf ermöglichen: Das charakterisiert das Rephone. Das „re", wie „zurück" oder „wieder" dominiert dieses Smartphone aus Deutschland.
So gehe es Mobilcom-Debitel darum, mit den eigenen Ressourcen – und das sind vor allem mehr als 500 lokale Shops in ganz
Deutschland – Nachhaltigkeit zugänglich zu machen. Das Unternehmen setze dabei weniger auf Eingriffe in die Lieferketten als vielmehr auf Nachhaltigkeit durch CO2-Neutralität. Entsprechend werde das Gerät regional in Deutschland zusammengesetzt, mit einzelnen Bestandteilen, die auch aus Deutschland stammen. Alle für die Produktion notwendigerweise doch noch anfallenden CO2-Emissionen werden dem Unternehmen zufolge kompensiert.
Rephone lockt mit Recyclingprämie
Wieder funktionsfähig machen: Mit der Shopkette will der Serviceprovider Mobilcom-Debitel sicherstellen, dass die Geräte im Notfall schnell und kostengünstig repariert werden können.
Wiederverwerten und nach Rückgabe wiederverwenden: Auf jedes Rephone gebe es eine Recycling-Prämie in Höhe von 25 Euro zuzüglich des individuellen Restwertes des zurückgegebenen Geräts. Damit will das Unternehmen sicherstellen, dass das Device dem zertifizierten Recycling-Prozess zugeführt werden oder noch einmal aufbereitet erneut in den Verkauf gehen kann.
Made in Germany: Das Rephone ist ein Produkt der 4G Systems GmbH & Co KG. Gigaset und 4G Systems haben nach Gigaset-Angaben vor dessen Entwicklung schon zusammengearbeitet, beide seien aber selbstständige Unternehmen. Es wird – den Informationen zufolge – für die 4G Systems bei Gigaset in Bocholt hergestellt. Gigaset stellt das GS5 ebenfalls in Bocholt her.
Reparaturkonzept am Beispiel des Gigaset GS5, dem neuen „Pixelprotz"-Flaggschiff der Gigaset Communications GmbH aus München, das zudem einen energiesparenden Prozessor mitbringt: Dazu gehört die bestmögliche und lange Nutzung des Geräts – so auch zum Beispiel durch den vom Nutzer austauschbaren, leistungsstarken Wechsel-Akku.
Reparaturmöglichkeit beim Gigaset GS5: Gigaset ist nach Unternehmensangaben das Thema Langlebigkeit und Reparaturmöglichkeit wichtig. Deshalb seien die Komponenten verschraubt, sodass das Gerät in Bocholt oder von Reparatur-Shops gewartet und repariert werden könne.