Jürgen Luginger ist seit zweieinhalb Jahren beim 1. FC Saarbrücken und hat eine sehr erfolgreiche Zeit des Vereins als Sportdirektor mitgeprägt. Im Gespräch mit FORUM spricht der 55-Jährige über seine bisherige Zeit, seine Zukunft und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Zweieinhalb Jahre sind im heutigen Fußball eine halbe Ewigkeit. Welches Resümee würden Sie nach den vergangenen 30 Monaten ziehen?
Ich glaube, es sind jetzt zweieinhalb Jahre, die kann man schon positiv zusammenfassen. Nach dem Aufstieg war es für uns alle schwer einzuschätzen, wo wir stehen. In der 3. Liga tummeln sich ja einige große Namen. Im ersten Jahr sind wir dann gleich Fünfter geworden, was uns natürlich auch irgendwo überrascht hat. Im zweiten Jahr, dem eigentlich gefährlichen Jahr, mussten wir dann einen größeren Umbruch machen, weil Spieler wie Shipnoski, Sverko und Barylla den Verein verlassen haben. Das gab dann zwar Transfererlöse, du musst dann aber auch eine Mannschaft wieder aufbauen. Dann kam Uwe Koschinat, und mit Höhen und Tiefen wurden wir am Ende Siebter – ob mit oder ohne Türkgücü spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber dann wären wir da auch wieder in der Spitzengruppe dabei gewesen. Du hattest zwei Jahre in der 3. Liga, wo du nie Abstiegsangst haben musstest, das vergisst man immer so schnell, wenn es dann gut läuft. Vor der jetzigen Saison wollten wir dann einen Kader aufstellen, der das Potenzial hat, oben dabei zu sein. Nach dem ersten halben Jahr kann man dann schon sagen, dass das funktioniert hat – ohne dass wir dabei dann finanziell aus dem Rahmen gefallen sind, wir haben seriös und nachhaltig gewirtschaftet, wie man auf der Mitgliederversammlung gesehen hat. Nach diesen zweieinhalb Jahren würde ich es rundum als positive Sache einordnen.
Würden Sie es im Nachhinein als Fehler bezeichnen, nach dem Hurra-Fußball von Lukas Kwasniok auf Uwe Koschinat zu wechseln, der eher eine defensive Spielweise bevorzugt?
Ich würde sagen, in der damaligen Situation war es richtig. Wir mussten einen größeren Umbruch verarbeiten und waren in dem zweiten Jahr, in dem nicht wirklich klar ist, in welche Richtung es dann läuft. Uwe ist ja ein erfahrener Trainer, er hat es ja auch schon in der 3. Liga mit kleineren Vereinen gut gemacht, sich dann in der 2. Liga gezeigt. Unter den Umständen war es sicherlich nichts Falsches, einen Trainer zu holen, der eher Wert auf die Defensive legt. Wir haben auch unter ihm gepunktet.
In der Öffentlichkeit wurde Ihr Wirken eher kleingeredet, viel Wertschätzung gab es nicht. Was macht das mit Ihnen?
Ich bin ein Teamplayer, ich möchte alle mitnehmen. Vielleicht stelle ich mich dann als Einzelperson nicht so in den Fokus, wie es der eine oder andere wünscht. So bin ich nicht. Wichtig ist mir, was rauskommt. Die Arbeit soll bewertet werden, das ist mir wichtig. In der Öffentlichkeit kam das vielleicht nicht so raus, aber es gab genug Leute, die sich gemeldet haben. Das ist mir wichtiger als öffentliche Bestätigung.
Rüdiger Ziehl wurde erst Sportmanager und dann Trainer. Wie ist die Zusammenarbeit?
Unsere Zusammenarbeit ist gut und vertrauensvoll. Das war sie schon von Beginn an. Wir tauschen uns viel aus, besprechen alles, wenn es um Spieler geht oder Transfers. Das passiert alles auf Augenhöhe, wie in anderen Vereinen auch, wo es Manager und Sportdirektor gibt. Wir kommunizieren viel und haben auch die gleiche Sicht der Dinge in Sachen Fußball, deshalb passt das schon.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Das werden wir sehen. Ich habe ja klargemacht, dass ich hier noch nicht am Ende bin. Der 1. FC Saarbrücken ist ein toller Verein, und von den Fakten her kann man meine Zeit hier auch positiv bewerten. Auch kleine strukturelle Dinge wie die GPS-Tracker, die Fahrräder, der neu ausgestattete Kraftraum, das sind keine großen Dinge, aber im Kleinen eben wichtige Sachen. Das haben wir auch vorangetrieben. Die Zusammenarbeit mit dem NLZ war in den vergangenen Jahren auch sehr gut. Deshalb habe ich schon das Gefühl, dass der Weg noch nicht zu Ende ist und es noch Möglichkeiten gibt mehr herauszuholen. Der Verein ist jetzt an der Reihe, zeitnah für Klarheit zu sorgen, da die Planung für die kommende Saison natürlich schon begonnen hat. Aufgrund der sportlichen Situation muss zudem zweigleisig geplant werden. Deshalb wäre es von Vorteil, wenn der Verein eine schnelle Entscheidung trifft.
Wäre eine Rückkehr auf die Trainerbank auch eine Option?
Im Fußball soll man nichts ausschließen, das haben wir in diesem Jahr auch oft gemerkt. Der Job, den ich jetzt mache, macht mir riesigen Spaß, aber ausschließen würde ich im Fußball grundsätzlich nichts. Trainer sein hat mir auch Spaß gemacht.
In welchen Bereichen sehen Sie beim Verein noch Verbesserungspotenzial?
Wenn man wirklich den Sprung in die 2. Liga schafft, dann musst du von der Infrastruktur sicherlich einige Sachen überdenken. Heutzutage ist ein Trainingsplatz mit Rasenheizung Pflicht, Besprechungsräume benötigt man, was hier am Sportfeld sicher auch geht, aber auch mal an seine Grenzen stößt. Da muss man drangehen, auch um neuen Spielern, die dann eventuell aus der ersten oder zweiten Liga kommen, einen gewohnten Standard bieten zu können. Dann die klassischen Bereiche des Marketings oder sonstige Bereiche, die da dranhängen, da kann man sicherlich noch etwas machen.
Was ist wichtig, um auch bei Rückschlägen, Ruhe zu bewahren? Besteht die Gefahr, dass die Fans bei einem schlechten Start unruhig werden?
Es kommt einfach darauf an, dass wir den Fokus auf jedes einzelne Spiel legen. Die Mannschaft muss fokussiert auf das nächste Spiel sein. Jedes Spiel in der 3. Liga ist brutal hart. Deshalb Ruhe bewahren und von Spiel zu Spiel denken. Ich sehe da schon eine positive Entwicklung bei den Fans, das kann ein Faustpfand sein. Das kann das Mosaiksteinchen sein, das dir dann den nötigen Push gibt, um ganz oben zu bleiben.
Sehen Sie die Gefahr, dass die Mannschaft sich von Störgeräuschen abseits des Platzes verunsichern lässt?
Ich glaube schon, dass die Mannschaft so gefestigt ist, dass sie so schnell nichts umwirft. Man weiß nie, was kommt, aber die Mannschaft ist so erfahren, dass so schnell nichts kommen kann, was sie durcheinanderbringt. Dass immer irgendwas los ist, ist nicht nur bei uns so, sondern auch bei anderen Vereinen.