Spätestens mit Beginn des Kindergartens sehen sich Eltern mit allerlei Infektionskrankheiten konfrontiert. Gegen viele gibt es inzwischen Impfungen und gute Behandlungsmöglichkeiten, trotzdem ist Vorsicht geboten.
Röteln, Mumps, Windpocken: Vor allem im frühen Kindesalter können sich die Kleinen mit zahlreichen Erregern anstecken und diese auch an ihre Eltern weitertragen. Anbei ein Überblick über die wohl am häufigsten vorkommenden Infektionskrankheiten.
Masern
Lange Jahre galten Masern in Europa als nahezu ausgerottet, inzwischen häuft sich die Ansteckungsrate wieder. Deshalb ist eine Impfung vor dem Kindergartenstart in Deutschland für alle Kinder Pflicht. Die Ansteckung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion über Nasen- oder Rachensekret. Nach acht bis zehn Tagen startet dann das eigentliche Krankheitsgeschehen und zwar in zwei Kurven. Zunächst beginnen Masern uncharakteristisch mit Schnupfen, Husten, Bindehautentzündungen und Fieber. Meist bilden sich an Gaumen und Mundschleimhaut weißliche Flecken. Erst im weiteren Verlauf entstehen die charakteristischen rot-braunen Pünktchen auf der Haut. Nach etwa einer Woche klingen die Symptome ab. Da dieser Infekt das Immunsystem stark schwächt, können Folgeerkrankungen wie Bronchitis, Lungenentzündungen und in seltenen Fällen Gehirnentzündungen folgen, ein Grund für einen tödlichen Verlauf. Eine konkrete Therapie gegen Masern gibt es nicht, es wird allenfalls gegen die Begleiterscheinungen wie Fieber mit Säften und Schmerzmitteln gearbeitet. Der einzige Schutz ist die Impfung, die auch noch im Erwachsenenalter nachgeholt werden kann und zwar als Doppelimpfung im Abstand von einigen Monaten/Jahren je nach Empfehlung des behandelnden Arztes. Babys von geimpften Müttern haben einen sogenannten Nestschutz, der bis zum sechsten Lebensmonat andauert.
Mumps
Der einzige Wirt der Mumps-Erreger ist der Mensch. Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es dabei unterschiedliche Virustypen, die in die Genotypen A, C, D, G und H unterteilt sind, wenn sie hier im westlichen Raum auftreten. Am häufigsten ist Typ G. Die Übertragung erfolgt über eine Speichel- oder Tröpfcheninfektion. Schon junge Kinder können Mumps bekommen, häufiger tritt diese Erkrankung aber zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr auf. Die Symptome nach einer Ansteckung sind ähnlich der einer Grippe, allerdings kommen starke Ohrenschmerzen und Schwellungen in den Speicheldrüsen hinter den Ohrmuscheln hinzu. Nach spätestens zwei bis drei Tagen klingen die Beschwerden ab. Medikamente gibt es keine, eine Impfung im Kindesalter kann aber der Entstehung von Mumps vorbeugen. Diese findet in der Regel als Kombi-Impfung gemeinsam mit Masern und Röteln statt und muss einmal wiederholt werden. Komplikationen im Zusammenhang mit einer Infektion können bei Jungen Hodenentzündungen sein, eine Ursache für spätere Zeugungsunfähigkeit.
Röteln
Eine Infektion mit Röteln gilt unter Kindern als relativ unproblematisch, kann aber für Schwangere schwerwiegende Folgen haben, weil dadurch Missbildungen beim Embryo drohen. Der Verlauf bei Kleinkindern wird oft übersehen, weil er in 50 Prozent der Fälle vollkommen symptomfrei vonstattengeht. Bei der anderen Hälfte der Ansteckungen macht sich die Erkrankung durch hellrote Hautflecken bemerkbar, die etwa die Größe von Linsen erreichen und sich über den gesamten Körper ausbreiten. Dazu kommen Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Bindehautentzündungen und geschwollene Lymphknoten. Wenige Tage nach Auftreten der Beschwerden klingen Röteln auch schon wieder ab. Die Ansteckung erfolgt über Schmier- oder Tröpfcheninfektionen. Die Behandlung beschränkt sich auf die Linderung der Begleitsymptome. Je älter der Patient ist, desto wahrscheinlicher sind Komplikationen wie Hirnhautentzündung, Mittelohrentzündungen und Bronchitis. Eine Impfung im Kleinkindalter hilft dem vorzubeugen. Oft muss der Schutz später im Erwachsenenalter dann noch einmal aufgefrischt werden.
Scharlach
Die Ursache von Scharlach sind Bakterien, sogenannte Streptokokken. Alle Altersklassen können davon betroffen sein, wobei Schulkinder deutlich häufiger infiziert werden als Kleinkinder und Erwachsene. Nach einer Infektion dauert es 2 bis 4 Tage, ehe sich erste Symptome zeigen. Diese reichen von hohem Fieber über Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, entzündete Mandeln, einem Hautausschlag an Füßen und Händen sowie einer weißlich belegten Zunge. Diese färbt sich im weiteren Verlauf himbeerrot und zeigt kleine Knoten auf der Oberfläche. Nach etwa zwei Tagen bildet sich von den Leisten und Achselhöhlen ausgehend ein Ausschlag in Form roter Punkte auf dem Körper, nur das Gesicht bleibt davon unberührt. Scharlach wird beim Arzt durch einen Schnelltest bestätigt. Es gibt keine Impfung gegen diese Infektion, aber es existieren wirksame Antibiotika, die zur Heilung beitragen. Wichtig ist, Scharlach rechtzeitig zu erkennen und auszutherapieren. Sonst drohen Folgeschäden an Nieren, dem Herzen und den Gelenken. Durch eine Harn-Kontrolle nach überstandener Infektion sieht der Arzt, dass wirklich keine Streptokokken mehr im Körper vorhanden sind.
Wer sich mit Keuchhusten ansteckt, braucht mehrere Monate, um sich vollständig von der Krankheit zu erholen
Keuchhusten
Das Bakterium Bordetella, benannt nach dem belgischen Bakteriologen und Entdecker Jules Bordet, ist verantwortlich für das Auftreten von Keuchhusten. Die Übertragung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion. Die Krankheit ist langsam im Verlauf, sie kann sich aber gut mehrere Monate hinziehen bis zur kompletten Ausheilung. In der ersten Phase (Stadium catarrhale) zeigen sich Symptome einer typischen Erkältung. Die Betroffenen haben Schnupfen, Heiserkeit und Husten. Die Bindehäute können sich ebenfalls röten, und leichtes Fieber kommt hinzu. Bereits jetzt ist die Ansteckungsgefahr sehr hoch. Nach etwa zwei Wochen beginnt die zweite Phase (Stadium convulsivum). In den kommenden vier bis sechs Wochen treten starke Hustenanfälle auf, die Atemnot und Brechreiz begleiten können. Der Kehlkopf krampft, was ein juchzendes Geräusch beim Einatmen zur Folge hat. Danach folgt die Erholungsphase (Stadium decrementi), die noch einmal sechs bis zehn Wochen dauern kann und in der die Hustenanfälle langsam abklingen. Antibiotika und Impfungen im Babyalter können helfen, den Verlauf abzukürzen und zu vereinfachen. Einen Immunschutz, der lebenslang funktioniert, den gibt es aber nicht, weshalb auch Erwachsene nicht vor Keuchhusten gefeit sind.
Ringelröteln
Zu den klassischen Kinderkrankheiten gehören die Ringelröteln. Diese werden durch das Parvovirus B19 übertragen. Bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es zwischen 14 und 18 Tagen. Danach vergehen sechs Tage, bis sich die Erreger vermehrt haben. Typische Symptome sind Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit und Übelkeit. Sobald das Fieber steigt, erscheint ein Hautausschlag. Dieser zeigt sich zunächst schmetterlingsförmig auf den Wangen, später breitet er sich über Arme und Beine weiter aus und befällt den ganzen Körper. Bevor die Symptome abklingen, kann es sieben Wochen dauern. Bis dahin sind Ringelröteln ansteckend. Normalerweise sind keine Komplikationen zu erwarten. Eine Ausnahme bilden Schwangere, da über sie das ungeborene Baby angesteckt werden kann. Im Verdachtsfalle muss der Arzt durch eine Blutuntersuchung und Ultraschall klären, ob das der Fall ist. Dem Ungeborenen droht bei bestätigter Ansteckung noch im Mutterleib über die Nabelschnur ein Blutaustausch. Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht. Handhygiene kann helfen, das Ansteckungsrisiko zu senken.
Windpocken
Die Verbreitung des Varizella-Zoster-Virus ist sehr schnell. Experten schätzen, dass etwa 75 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren bereits eine Infektion hinter sich haben. Diese tritt in der Regel 14 bis 21 Tage nach Ansteckung in Erscheinung. Diese erfolgt über Tröpfchen, die beim Husten und Atmen ausgestoßen werden. Erste Anzeichen einer Erkrankung sind rote Flecken auf der Haut. Diese verändern sich zu juckenden Bläschen, die sich sogar auf der Mundschleimhaut zeigen können. Hinzu kommen Fieber und Kopfschmerzen. Nach 10 Tagen ist die Infektion überstanden. In dieser Zeit sollte auf warme Bäder, die Gabe von Aspirin (kann schwere Nebenwirkungen zur Folge haben) und synthetische Kleidung verzichtet werden, um den Juckreiz nicht noch stärker zu fördern. Gegen Windpocken gibt es eine Impfung, die im Kleinkindalter empfohlen ist. Für Erwachsene verläuft die Infektion nicht immer glimpflich. Hier steigt die Komplikationsrate Ärzten zufolge um 25 Prozent. Bei Schwangeren in den ersten Schwangerschaftswochen können die Viren Fehlbildungen auslösen. Alte und immunschwache Personen können auch lange nach der Infektion noch an Gürtelrose erkranken, da sich die Viren im Gehirn „schlafen" legen und erst Jahre später in Erscheinung treten.
Wer einmal an Drei-Tage-Fieber erkrankt, entwickelt anschließend eine lebenslange Immunität
Drei-Tage-Fieber
Am Drei-Tage-Fieber erkranken vor allem Babys und Kleinkinder zwischen sechs Monaten und etwa drei Jahren. Die Übertragung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion, genauer über das hochansteckende Herpesvirus 6 oder 7 (HHV-6, HHV-7). Klassische Anzeichen für das Dreitagefieber ist sehr hohes Fieber über 40 Grad und ein rötlicher Ausschlag auf Rücken und Bauch, später übergehend auf den ganzen Körper, der jedoch meist schon nach einem oder zwei Tagen wieder verschwindet. Auch Fieberkrämpfe können auftreten. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen fünf bis 15 Tage. Eine Impfung oder spezielle Medikamente, die gibt es nicht, angeraten sind fiebersenkende Mittel. Wie der Name schon sagt, ist die Erkrankung nach etwa drei Tagen ausgeheilt. Wer sich einmal damit infiziert hat, der ist sein ganzes Leben immun dagegen und kann nicht erneut erkranken. Folgeschäden sind nicht zu befürchten, auch Komplikationen sind selten. In Ausnahmefällen können sich Erwachsene infizieren, hier droht eine mögliche Pneumonitis, eine chronische Entzündung der Lunge. Herpesviren können außerdem latent im Körper verbleiben und immer mal wieder in Erscheinung treten.
Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Besonders Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren sind anfällig für die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Die Ansteckung erfolgt über Viren, welche sich über eine Schmierinfektion ausbreiten. Deshalb ist hier Handhygiene sowie die Desinfektion von Oberflächen unerlässlich, um die Verbreitung einzudämmen. Klassischerweise leiden die Kinder nach der Infektion unter Fieber, Geschwüren auf der Mundschleimhaut, Entzündungen der Zunge und des Gaumens sowie einem Ausschlag auf den Fußsohlen und Handinnenflächen, der aussieht wie kleine Bläschen. Nach etwa 10 Tagen ist die Krankheit überstanden. In Europa gilt eine Infektion als ungefährlich und wird mit Medikamenten behandelt, die die Symptome lindern. In Asien allerdings wird ein Ausbruch oft begleitet von schweren Komplikationen wie Lungenentzündungen und Herzmuskelentzündungen, weshalb in China zum Beispiel im Mai 2008 gleich 40 Menschen daran starben. Warum der Verlauf so unterschiedlich ausfällt, können sich Ärzte bislang nicht erklären.