Wo Öl und Gas astronomisch teuer werden, denken manche ans Heizen mit Holz. Doch auch dieser Energieträger steigt sprunghaft im Preis, ist kaum noch verfügbar, Holzdiebstähle mehren sich und ob Heizungen überhaupt geliefert und installiert werden, steht in den Sternen.
Wenn der Gaspreis steigt, ist es legitim, sich nach einem anderen Energieträger für den Winter umzuschauen. Holz scheint für viele eine gute Alternative zu sein. Entsprechend häufig wird derzeit bestellt. Ob Pellet, Hackschnitzel oder Scheitholz, das zeigt der Holzpreis. Dieser hat sich seit Jahresbeginn fast verdreifacht: Pellets liegen derzeit bei 804 Euro pro Tonne. Das meldet das Informationsportal Holzpellets.net. Vor einem Jahr lag der Preis bei 226 Euro pro Tonne. Deutschland gehört neben den Niederlanden zu den größten europäischen Verbrauchern für Holzpellets. Zwar könnte sich das Land weitgehend selbst damit versorgen, doch die Marktentwicklung in der EU geht auch am deutschen Holzpreis nicht spurlos vorüber. Denn aus Russland, das immerhin 815 Millionen Hektar Waldfläche besitzt, importierte die EU zehn Prozent ihres jährlichen Holzbedarfs an Pellets, Schnitt- oder Brennholz, Deutschland 2021 immerhin 750.000 Kubikmeter. Durch die Sanktionen fiel diese Menge auf null.
Neben Pellets wurde auch Brennholz in Scheiten zuletzt deutlich teurer: Kostete ein Festmeter im vergangenen Jahr dem Waldeigentümer-Verband AGDW zufolge noch zwischen 60 und 70 Euro, sind es mittlerweile 100 bis 200. „Wenn Brennholz überhaupt lieferbar ist, denn viele Händler beliefern nur noch ihre Stammkunden", so Jürgen Gaulke, Verbandssprecher des AGDW, gegenüber der Presse. Und diese Stammkunden ordern im Augenblick deutlich mehr Holz für den kommenden Winter.
Lieferung nur an Stammkunden
Seit 2018 konzentrierten sich viele deutsche Waldeigentümer auf das Fällen von Fichtenwäldern mit Borkenkäferbefall. Das Angebot an Brennholz sei insgesamt gesunken. Aktuell kommt die Energiekrise vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hinzu. „Die Menschen haben Angst davor, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen. Da legt mancher lieber einen Vorrat an", so der Verbandssprecher. Und manche machen dies, ohne zu bezahlen.
Denn Holz wird auch für Diebe attraktiver. Der Trend folgt einer gewissen Marktlogik: „Je höher der Holzpreis, desto größer die Diebstahlsquote", ist die Erfahrung beim AGDW. Große Betriebe rechnen mit einer Größenordnung um 0,5 bis zwei Prozent des Jahreseinschlags, sagt Gaulke. Insgesamt belaufe sich der Schaden bundesweit inzwischen auf mehrere Millionen Euro jährlich.
Ein Massenproblem ist das nach Einschätzung des Verbandes aber noch nicht. In der Regel würden kleinere Menge gestohlen. Die Zahl der Fälle, in denen das nicht so sei, nehme allerdings zu. Und es gebe erste Einzelfälle, in denen offenbar professionelle Diebe am Werk waren und bis zu 15 Festmeter Holz mitgehen ließen. „Dafür brauchten die Täter schon ein Spezialfahrzeug, manchmal sogar einen Kran", sagt Gaulke. Der Schaden könne jeweils mehrere tausend Euro betragen und damit für einzelne Waldeigentümer schon sehr spürbar sein.
Selbst vor Betrugsmaschen schrecken manche nicht zurück, um die aktuelle Situation auszunutzen. So warnt der Bundesverband Brennholz eindringlich vor immer mehr Fällen von Betrug im Internet: „Interessenten bezahlten das gewünschte Holz im Voraus, etwa per Kreditkarte oder Banküberweisung, erhielten die Ware jedoch nicht. Wir raten, bei unbekannten Anbietern auf keinen Fall in Vorkasse zu gehen, sondern möglichst auf Rechnung zu bestellen oder bei Lieferung der Ware in bar zu zahlen", so der Verband. Dabei scheuen sich die Betrüger nicht, Webseiten von seriösen Brennholzhändlern zu stehlen und den Kunden Sicherheit vorzugaukeln. Auf seiner eigenen Webseite hat der Bundesverband eine ganze Reihe von Holzshops im Internet aufgelistet, die aktuell in Verdacht sind, unter der Kontrolle von Betrügern zu stehen. Die Kriminalpolizei ermittele bereits.
Mit Holz, ob in Form von Pellets, Hackschnitzeln oder Scheiten zu heizen ist in den vergangenen Jahren keineswegs eine Seltenheit geworden. Laut der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien des Umweltbundesamtes erzielen Holzheizungen derzeit einen Anteil von etwa zehn Prozent der deutschen Heizwärme. Nach Angaben der „Initiative Holzwärme" gibt es knapp eine Million zentrale Holzheizungen, 2.000 Holzheizwerke und etwa 11 Millionen Kaminöfen in Deutschland. Obwohl Verbände wie die Initiative Holzwärme für einen Holzofen als CO2-neutrale Wärmequelle werben, da Holz ein nachwachsender Rohstoff sei, werden bei der Verbrennung Feinstaub und CO2 freigesetzt. Diese Kritik kommt von Umweltverbänden, aber auch vom Umweltbundesamt. Dennoch gilt diese Heizform laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium und qua Gesetz noch als nachhaltig: Wer seine Heizanlage durch eine Holzheizung ersetzen will, erhält dafür sogar staatliche Zuschüsse.
Wohl auch deshalb war diese Heizform bereits 2021 ein Renner: „Im Jahr 2021 verzeichneten wir bei der Biomasse ein Plus von 41 Prozent, das entspricht 76.500 in Verkehr gebrachten Geräten", erklärt Frederic Leers vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. Ursächlich sei hier vor allem die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit Fördersätzen von bis zu 45 Prozent gewesen. „Seit dem 15. August 2022 gelten neue Förderbedingungen, für holzbasierte Systeme gibt es jetzt nur noch 20 Prozent Zuschuss vom Staat bezogen auf die Investitionskosten." Dennoch stieg die Zahl der Biomasse-Anlagen, vor allem der Holzpelletöfen auch im ersten Halbjahr nach Verbandsangaben (32.000 Anlagen) weiter an. Ein deutliches Plus mit 25 Prozent (96.000 Anlagen) mehr Öfen gegenüber dem Vorjahr aber verzeichnen nach wie vor die Wärmepumpen, auf die auch die Bundesregierung verstärkt setzt.
Heizungen mit Lieferproblemen, kaum Handwerker
Egal für welchen Ofen sich Hausbesitzer entscheiden, warten müssen sie im Augenblick so oder so. „Die Auslastung ist sehr hoch", erklärt Frank Ebisch, Sprecher des deutschen Zentralverbandes Sanitär, Heizung und Klima (ZVSHK). „Unser Handwerk ist schon jetzt so gefragt wie selten zuvor." Dies läge an den Wohnungsneubauzielen, den Klimazielen der Bundesregierung für den Gebäudebestand, am demografischen Wandel wegen des Modernisierungsbedarfs bei Bädern, am Nachrüsten von Klimatechnik wegen der Pandemie. „Auch wenn die Betriebe am Anschlag arbeiten, sie machen alles möglich, was irgendwie möglich ist. Seit Beginn des Ukraine-Krieges und der Preisexplosion bei Gas suchen vor allem Besitzer von Gasheizungen verstärkt Beratung bei unseren Betrieben", so Ebisch. Neben den Wärmepumpen sei es natürlich eine Option, auf Holzwärme umzustellen. „Hier führt aber nicht nur die hohe Nachfrage, sondern vor allem auch fehlendes Material zu längeren Lieferzeiten." Eine aktuelle Befragung unter den Mitgliedsbetrieben des Zentralverbandes habe gezeigt, dass die Lieferproblematik für das SHK-Handwerk seit Juni 2021 dominiert. 94,2 Prozent der Innungsbetriebe berichten aktuell über Lieferprobleme von Seiten des Großhändlers oder Herstellers. Zu Beginn der Pandemie, im März 2020, waren es nur 31,4 Prozent.
Wer also jetzt einen Holzofen einbauen möchte, wird ihn wahrscheinlich nicht rechtzeitig zur Heizsaison erhalten – geschweige denn genügend und günstiges Holz, um ihn anzufeuern. Und die Debatte um die Förderung von Holzöfen geht in eine neue Runde. Ob sie weitergeht, ist unklar. Das Umweltbundesamt jedenfalls ist dagegen.