Tim Paterok ist in dieser Saison die Nummer zwei im Tor des 1. FC Saarbrücken. Im Gespräch mit FORUM spricht er über die Herausforderungen als „Ersatzmann“, den Teamgeist und Torwarttrainer „Hämmer“.
Tim Paterok hat in seinem Leben als Fußballer schon einiges gesehen. „Ich war vier Jahre insgesamt in Hoffenheim. Drei Jahre davon in der U23 und U19 und ein Jahr als dritter Torwart bei der Ersten Mannschaft. Danach bin ich nach Worms, das war meine erste Station als Nummer eins. Dann ging es nach Rödinghausen, Osnabrück und für drei Jahre nach Steinbach. Letzte Saison Aalen – und jetzt bin ich hier.“ Hier ist Saarbrücken und das kleine beschauliche Saarland.
Anpassungsprobleme gab es für den 30-Jährigen, seine Lebensgefährtin sowie seine zwei Kinder nicht. „Wir fühlen uns hier echt wohl, das passt. Ich habe mir hier keinen großen Kopf drum gemacht. Ich bin ja schon ein wenig rumgekommen, mir fällt es leicht, mich dort wohlzufühlen, wo ich gerade bin. Natürlich haben die Mannschaft, der Trainerstab und der Torwarttrainer dazu beigetragen. Mir wurde es echt leicht gemacht, mich hier direkt gut zu fühlen.“ Das Aufgabengebiet, welches in Saarbrücken auf ihn warten sollte, war von Anfang an klar kommuniziert. Paterok sollte die erfahrene Nummer zwei hinter Stammkeeper Daniel Batz werden. Abgeschreckt hat ihn das aber nicht: „Also, mir war von Beginn an klar, auf was ich mich hier einlasse. Da gab’s auch nie die Überlegung, ja was wäre denn, wenn ich jetzt besser sein sollte. Das wäre Spinnerei gewesen. Ich kenne Daniel ja schon über Jahre, habe oft gegen ihn gespielt und mitbekommen, was er hier alles geleistet hat.
Klare Absprache bei seiner Verpflichtung
Ob es jetzt der DFB-Pokal war oder der Aufstieg in die 3. Liga, wo er auch einen Riesenanteil daran hatte.“ Der Torhüter gewährte auch Einblicke in den Entscheidungsprozess im vergangenen Jahr: „Ich saß im vergangenen Sommer zu Hause und habe darüber nachgedacht, wie es für mich weitergeht. Der Verein kam auf mich zu und erzählte mir, dass sie mit zwei erfahrenen Torhütern in die Saison gehen wollen. Ich habe dann zwei, drei Tage darüber nachgedacht. Letztlich hat meine Frau dann gefragt, ob ich in der Vierten Liga bleiben will oder nicht auch mal höher aktiv sein will – auch wenn die Chance eher verschwindend gering ist. Ich konnte mich jetzt dann wenigstens mal im Pokal zeigen. Ich hoffe, dass wir den positiv gestalten können.“
Probleme damit, nicht ständig im Fokus zu stehen, hat er keine – vielmehr zählt der Erfolg der Mannschaft – für persönliche Eitelkeiten ist da kein Platz: „Ich bin ein Freund davon, das große Ganze im Blick zu haben. Klar ist es immer ein Konkurrenzkampf, und jeder kämpft für sich. Es war aber von Beginn an klar, welche Rolle ich einnehmen soll. Das hat es mir dann gleich leichter gemacht, diese auch anzunehmen. Man will schon spielen, ich ruhe mich jetzt nicht als Nummer zwei aus. Oder hoffe etwas Schlechtes für Daniel. Ich will einfach, dass die Mannschaft und der Verein erfolgreich sind, und dafür fülle ich meine Position mit allem, was ich habe, aus.“ Auch wenn das Profigeschäft oft ein hartes und schwieriges ist, füllt er seine Rolle mit Leidenschaft aus: „Es gehört auch im Profifußball viel mehr dazu, als nur an sich selbst zu denken. Fußball ist ein Teamsport, wenn ich meinen Teil als Nummer zwei dazu beitragen kann, dass wir erfolgreich sind und wenn es nur tagtäglich im Training ist, dann bin ich zufrieden, egal ob es dann vielleicht nur fünf Prozent sind. Das ist das eine. Zum anderen ist es auch eine Herausforderung, an zweiter Stelle zu stehen, da du nie weißt, wann es so weit ist.“
„Es fehlt die letzte Anspannung“
Einsatzzeiten für eine Nummer zwei kommen oft plötzlich und unverhofft. Ein Problem sieht Paterok darin nicht: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich schon auf Knopfdruck funktionieren kann. Das habe ich bei meinen letzten Stationen bewiesen. Egal, ob bei Aalen oder Steinbach. Grundsätzlich mache ich das für mich, ich will bei einem Team sein, dass in der 3. Liga spielt, und ich will der Mannschaft ein gutes Gefühl geben. Wenn sie mich braucht, sollen sie sich keine Gedanken machen müssen. Das ist meine Aufgabe.“ In der Vorbereitung auf ein Spiel ändert sich in den Abläufen nicht viel. Auch als Nummer zwei bereitet sich Paterok professionell auf den kommenden Gegner vor: „Es ist Fußball, es kann immer viel passieren. Aber darauf zu hoffen, das wäre falsch. Ich bin ein großer Verfechter davon, niemand anderem was Schlechtes zu wünschen, denn letztlich landet das dann immer bei dir. Ich bereite mich so vor, als würde ich beim Anpfiff auf dem Platz stehen. Natürlich fehlt dann die letzte Anspannung, weil du weißt, dass du erst auf der Bank Platz nimmst, aber zur professionellen Vorbereitung gehört dann, sich so vorzubereiten, als würde man spielen. Welcher Stürmer wie agiert, wie ihr Strafraumverhalten ist – auch darauf bereite ich mich vor.“
Torhüter stehen immer unter großem Einfluss des Torwarttrainers. Für Michael Weirich, Spitzname „Hämmer“ hat Paterok nur lobende Worte übrig: „Er ist top. Er ist nun mal ein Mensch, du kannst mit ihm über alles reden und gleichzeitig tritt er dir auch einfach mal in den Arsch, wenn es sein muss. Das gehört dazu. Ich fühle mich auch aufgrund seiner Position hier sehr wohl.“
Wer sich wohlfühlt, kann Leistung bringen. Wie schafft es der FCS, weiterhin oben dabeizubleiben? „Ganz oberflächlich gesagt schaffen wir das nur, wenn wir genügend Punkte holen. Das Schöne und manchmal auch Schlimme im Fußball ist, dass es immer weitergeht. Es ist egal, was vergangene Woche war, es geht darum, was jetzt ist. Man hat keine Zeit, sich mit negativen oder auch mit positiven Dingen aufzuhalten. Die Saison ist lang, wir haben noch viele Spiele vor der Brust, und es bringt eine gewisse Ruhe mit sich, wenn man sich einfach auf die aktuelle Aufgabe konzentriert und an sich glaubt. Wir wissen um unsere Aufgabe, intern nehmen wir alle das sehr ernst. Jeder muss seine Aufgabe erfüllen und dann schauen wir am Ende, was dabei rauskommt.“ Eine Sache ist jedoch klar: Tim Paterok hat noch Vertrag bis 2024. „Ein wenig müsst ihr mich noch aushalten“, sagt er. Wenn eine Nummer zwei sich so in den Dienst der Mannschaft stellt, wird das wohl kein Problem.