Rolls-Royce war stets bekannt für Autos, in denen man sich fahren ließ. Wir haben den Phantom VIII Series II – The Sentimentalist – getestet. Ein Auto, in dem man sich fahren lassen kann, aber auch eines, das Spaß macht, selbst zu fahren.
Bereits als wir die nüchternen Fakten des Autos lesen, sind wir beeindruckt. Der Rolls-Royce Phantom VIII Series II ist stolze 5,76 Meter lang und wiegt rund 3,2 Tonnen. Natürlich kannten wir Bilder dieses Prachtexemplars von Auto, aber live hatten wir ihn noch nicht gesehen. Dies ist auch umso unwahrscheinlicher, als das wir die Sonderserie „The Sentimentalist" testen dürfen, von der es weltweit nur eine Handvoll Exemplare gibt.
Bei einer Höhe von fast 1,65 Meter denken wir eher an ein SUV als an eine Limousine. Alles falsch! Als wir den Rolls-Royce PhantomVIII das erste Mal sehen, sind wir sprachlos. Das Auto ist imposant, es ist schön, und es stimmen alle Proportionen, denn die Länge des Autos verträgt wunderbar seine Höhe, und sein Anblick hat nichts von Behäbigkeit, dafür von Eleganz und dem Anspruch, etwas ganz Besonderes zu sein.
Feinstes Leder, poliertes Holz und Roségold
Wir nähern uns dem Auto vorsichtig und mit viel Respekt. Bereits die Türgriffe fühlen sich an wie Handschmeichler, und es ist ein Genuss, sie aufzuziehen, um sich selbst hinter das Steuer zu setzen. Bevor es losgeht, müssen wir den Eindruck von Luxus, wunderschönen und äußerst hochwertig verarbeiteten Materialien für uns realisieren. Da wo heute oft digitale Instrumente schlummern, präsentiert der Phantom VIII analoge Rundinstrumente, die eine Augenweide sind. Sie sind von hochwertigem Leder, poliertem Holz und – Roségold – eingefasst. Das Lenkrad ist groß, liegt aber dennoch perfekt in der Hand und passt genauso gut zum Gesamtbild dieses Autos. Die Lenkung selbst ist leichtgängig und direkt. Rangiermanöver sind damit kein Problem und wesentlich seltener notwendig, als wir es vermutet haben.
Zunächst machen wir uns mit den technischen Möglichkeiten vertraut, die der Phantom uns bietet. Im Armaturenbrett finden wir hinter Glas ein Display, das gut ablesbar ist. Es ist jedoch kein Touchscreen, daher entfällt regelmäßiges Putzen für freie Sicht. Die Bedienung erfolgt über ein Stellrad und einige umgebende Tasten. Sie ist intuitiv und leicht durchführbar. Auch bei der sonstigen Bedienung setzt Rolls-Royce auf wunderschöne analoge Elemente. Selbst während der Fahrt ist es somit kein Problem, die richtigen Knöpfe und Schalter zu bedienen. Ein Blick auf einen Monitor, um die richtige Stelle zu treffen, ist nicht notwendig.
Ein Head-up Display sorgt für weitere Sicherheit bei der Fahrt. Unerfahrene könnten nun mutmaßen, dass das ohnehin kein Problem sein dürfte bei mehr als drei Tonnen Gewicht. So ein Auto stellt man sich behäbig vor. Auch dies weit gefehlt. Der Phantom VIII hat ein Drehmoment von unglaublichen 900 Nm und beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden. Ein Heidenspaß ist es, dies auszuprobieren und damit die meisten anderen Autos hinter sich zu lassen. Vor allem, weil sich bisher niemand vorstellen konnte, dass dieses Prachtexemplar von Luxuslimousine so sportlich ist.
Grandiose 900 Nm Drehmoment
Das ist genau die Zielrichtung von Rolls-Royce. Deren Autos sind geeignet, um sich chauffieren zu lassen, aber sie sind heutzutage auch darauf ausgelegt, vom Besitzer selbst gefahren zu werden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h begrenzt. Wir sind sicher, dass sie deutlich überschritten werden könnte, wenn man die 571 PS des Zwölfzylindermotors nur lassen würde. Zu diesem Eindruck kommen wir, da der Phantom 8 auch bei Geschwindigkeiten knapp unter 200 km/h noch ausgesprochen durchzugsfreudig ist und uns selbst in diesem Bereich immer das Gefühl gibt, noch reichlich Reserven zu haben.
Die Sitzposition ist hervorragend. Durch vielfältige Einstellmöglichkeiten ist der Sitz an jeden Körper individuell anpassbar. Wir sitzen wie in bequemen Sesseln auf dem weichen Leder. An den Außenseiten ist es weiß, in der Mitte der Sitzfläche und des Rückens schwarz. Von Hand genähte Steppnähte machen auch den Anblick der Sitze zu einem optischen Hochgenuss. Dass diese Sitze nicht nur für lange Strecken ein Optimum an Komfort bieten, zeigen sie in schnell gefahrenen Kurven. Auch hier bieten sie sehr guten Seitenhalt für alle Passagiere.
Sollte es mal zu heiß sein, was in unseren Breitengraden immer öfter der Fall ist, können sich die Insassen über eine Perforation in den Lederflächen mit einem kühlenden Luftstrom verwöhnen lassen. Dadurch erscheint es uns ausgeschlossen, dass jemand auf den Ledersitzen ins Schwitzen kommen könnte. Auch für angenehme Sitztemperaturen ist mit der Sitzheizung gesorgt. Für ein Rundum-Wohlfühlpaket sind die Heizungen in den Armauflagen in der Mitte und in den Türen zuständig.
Fahren wir den Phantom VIII auf langen Strecken mit dem Tempomaten, kann der Fahrer seine Füße auf der Fußmatte oder einem dafür vorgesehenen Metallpedal abstellen. Fußmatte ist bei Rolls-Royce jedoch nicht schlicht Filz- oder gar Gummimatte, sondern ein weiches Gelkissen, damit es auch den Füßen an keinem Komfort fehlt und ein ermüdungsfreies Fahren garantiert ist. Dass das Ganze eine exzellente Audioanlage abrundet, überrascht niemanden.
Wenn es mal regnet, möchte man so schnell wie möglich im Trockenen des Innenraums verschwinden. Bei einem Sturzregen durchnässt dennoch der linke Arm, wenn man die Tür schließen will. Nicht so im Rolls-Royce. Hier hat der Fahrer einen Knopf am Armaturenbrett, der es ermöglicht, die Tür damit zu schließen. Ein Extra, das allen Insassen zur Verfügung steht.
Locker so teuer wie zwei Einfamilienhäuser
Wer mit dem Phantom VIII verreisen möchte, hat vermutlich einiges an Gepäck mitzunehmen. Auch dafür ist gesorgt, denn der Kofferraum ist riesig. Normalerweise beschreibe ich den Platz hier in Boardcases, Reisekoffern oder Ähnlichem. In diesem Fall möchte ich sagen, dass ich in leicht zusammengerollter Haltung mit meinen 1,82 Metern Größe sicherlich gut im Kofferraum schlafen könnte.
Das Erleben unseres Autos im Zusammenhang mit unserer Umwelt ist besonders. Es ist einmalig, denn die Reaktionen der Leute fallen anders aus als sonst. Sie gucken interessiert, staunend, halten aber Distanz. Dies sowohl während der Fahrt, als auch wenn wir parken. Der Phantom VIII ist so offensichtlich luxuriös, dass er eine gewisse Distanz schafft. Vermutlich soll er das auch.
Am Anfang dieses Artikels habe ich den Rolls-Royce Phantom VIII noch mit dem Zusatz „The Sentimentalist" erwähnt. Das ist darin begründet, dass dieser spezielle Phantom für Sentimentalisten gedacht ist. Er lässt sich im Bereich der Armaturenbrettgalerie individuell anpassen. Vermutlich erfüllt Rolls-Royce alle Kundenwünsche in dieser Hinsicht. Bei unserem Exemplar war es viel Gold. Als wir davon hören, sind wir skeptisch, wie das aussieht. Spätestens als die Abendsonne sich im Roségold spiegelt und einen einmaligen Glanz zurückwirft, sind wir überzeugt davon, dass sich dieser zusätzliche Aufwand lohnt. Der Sternenhimmel, den unser Phantom VIII ebenfalls hat, lässt den Fahrer ins Träumen abgleiten, sobald er steht. Er ist einfach wunderschön und lässt sich in seiner Leuchtintensität dimmen.
Und noch ein weiteres Leuchtelement hat uns an diesem Auto fasziniert. Der beeindruckende Kühlergrill ist beleuchtet, sobald das Licht angeschaltet ist. Im Dunkeln und in der Dämmerung ist es ein umwerfender Anblick, nicht nur in Scheinwerfer zu gucken, wie üblich, sondern zusätzlich ein hinterleuchtetes Kunstwerk zu sehen. Wer die Gelegenheit hat, diesen Genuss zu erleben, der sollte sie wahrnehmen.
Unser Fazit dieses Tests ist, dass der Rolls-Royce Phantom VIII – The Sentimentalist – ein Auto ist, das man gerne selbst fährt. Um sich selbst in diesem Wagen zu verewigen, lohnt es sich, die „The Sentimentalist"-Variante zu wählen. Der Preis ist mit 670.237 Euro so hoch, dass es für uns und die meisten anderen Menschen ohnehin unvorstellbar ist, ihn selbst zu besitzen. Wer sich diesen Traum leisten kann, der hat ein ganz besonderes Auto, das Komfort, Dynamik und Sportlichkeit mit einem hohen Maß an Extravaganz und Eleganz verbindet. Dieses Auto macht enorm viel Spaß!