Sebastian Jacob ist in seinem sechsten Jahr mit dem 1. FC Saarbrücken. In seiner Vita stehen viele Tore und Vorlagen, ein Aufstieg und ein DFB-Pokal-Halbfinale. Dennoch sehen ihn einige Fans kritisch. Nun hat er die Antwort gegeben.
Tobias Jänicke erkämpft den Ball auf der rechten Seite, sprintet nach vorne, flankt vor das gegnerische Tor, Sebastian Jacob steigt mustergültig hoch und köpft den Ball wuchtig zu seinem zweiten Saisontor in die Maschen. Eine Szene aus dem letzten Heimspiel des 1. FC Saarbrücken gegen den SV Wehen Wiesbaden. „Tobi und ich spielen jetzt schon so lange zusammen, wir wissen wie der eine flankt und wie der andere läuft", erzählt der Stürmer. Für Jacob war es der zweite Saisontreffer, im Spiel zuvor konnte er gegen den VfL Osnabrück sein erstes Saisontor erzielen. Gegen Bayreuth traf er dann gleich dreimal, bereitete einen weiteren Treffer vor. Der Knoten ist geplatzt: „Es ist für einen Stürmer immer ein geiles Gefühl, gerade wenn man dann auch noch das wichtige 1:0 macht und damit die Tür öffnet. Für den Saarlouiser endete damit eine Zeit des Frusts. In der vergangenen Rückrunde und zu Saisonbeginn fungierte Jacob meistens als Einzelspitze. Das liegt ihm nicht sonderlich.
Und weil es eben mit den Toren nicht so funktionierte, wurden auch die Stimmen in sozialen Netzwerken gegen den Stürmer lauter und teilweise auch heftig. Dabei ist der 29-Jährige ein Vorbild in Sachen Kampfgeist und Wille. Die negativen Stimmen lässt der gebürtige Saarländer jedoch nicht an sich heran: „Das tangiert mich nicht, ich bekomme das nur mit, wenn mir jemand etwas zusendet. Ich schaue da auch bewusst nicht rein. Es ist mir eigentlich egal – natürlich ärgert es einen, wenn sich viele dann über einen beschweren, aber man muss verstehen, dass die Fans mit riesigen Emotionen dabei sind, und du merkst ja auch selbst, wenn du dir Mist zusammenspielst, dann dürfen sie auch enttäuscht sein, das bin ich selbst dann auch."
Dabei definiert sich Jacobs Spiel nicht nur über Tore: „Es gibt viele Sachen, die dem Fußballfan im Stadion dann einfach nicht auffallen, wie viel Arbeit man als Stürmer eben auch verrichten muss, wenn das gar nicht honoriert wird, dann tut das auch mal weh. Dann fragt man sich sonntags schon, wenn man sich kaum bewegen kann, was das denn eigentlich soll, das ist dann schon hart. Davon darf sich ein Fußballer aber nicht verrückt machen lassen – und das mache ich auch nicht."
Denn unbestritten ist, dass seine Zeit beim 1. FC Saarbrücken eine durchweg erfolgreiche ist. In 130 Spielen erzielte Jacob 68 Tore und bereitete weitere 25 vor; das macht 93 Torbeteiligungen in der Regionalliga Südwest und der 3. Liga. Zudem spielte er sich vor zwei Jahren bis ins Halbfinale des DFB-Pokals nach vorne.
Schritt in die richtige Richtung
Doch das ist Vergangenheit und bis zum Bayreuth-Spiel stotterte der Siegesmotor der Blau-Schwarzen ein wenig. Die Mannschaft war unzufrieden – negative Stimmen im Umfeld wurden zunehmend lauter: „Nach vier Unentschieden ist diese Reaktion durchaus verständlich. Unentschieden sind eigentlich immer unbefriedigend, außer du kommst nach einem Riesenrückstand zurück. Egal für wen, ob Mannschaft, Trainer oder Fans, du kommst mit diesen Unentschieden ja einfach nicht vom Fleck", sagt Jacob, fügt aber hinzu: Andererseits haben wir auch gegen gute Mannschaften gespielt, zum Teil konnte man dann mit dem Punkt leben. Nach den verspielten Führungen ist es aber mehr als ärgerlich, und da sind wir schon selbstkritisch genug, dass wir sagen, da hätten es mehr Punkte sein müssen. Wenn wir zweimal in Führung gehen, muss man das Ding über die Zeit bringen – egal wie."
Denn die Zielsetzung in dieser Saison ist klar formuliert, auch Sportdirektor Jürgen Luginger bekräftigte das vergangene Woche gegenüber der „Bild". Jacob unterstreicht das: „Wir wollen natürlich bis zum Ende oben dabei sein. Die 60-Punkte-Marke zu knacken ist da ein gutes Ziel. Und wenn du dann vor den letzten Spieltagen in Schlagdistanz bist, dann kannst du dir über mehr Gedanken machen. Dafür werden wir alles geben."
Der Sieg in Bayreuth könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein. „Ich denke, wir müssen auch in Zukunft dominant auftreten, gleich zu Beginn zeigen, dass wir der 1. FC Saarbrücken sind und unsere Ambitionen mit gutem Fußball untermauern", sagt Jacob. Der FCS will aufsteigen, das sollen auch die Gegner spüren: „Es muss das Ziel sein, dem Gegner unser Spiel aufzudrücken. Dann gibt es in der Liga einfach Spiele, die du gewinnen musst. Einfach unser Spiel mit einer gewissen Dominanz auf den Platz zu kriegen, das müssen wir schaffen – Tore nicht nur durch Zufall zu erzielen, sondern durch Qualität am Ball." Die ging dem FCS in den Wochen zuvor ein wenig ab. Doch mit 16 Zählern aus acht Spielen ist das Team im Soll. Könnte der Saarländer sich eine Schlagzeile zum Ende der Saison wünschen, wäre es folgende: „Im Optimalfall: ‚Jacob schießt den FCS zum Aufstieg‘. Aber auch wenn da nur der Aufstieg steht, ohne mein besonderes Zutun, damit wäre ich auch zufrieden. Im Endeffekt sind wir ambitioniert, wir wollen oben mitspielen, und wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich mir natürlich den Aufstieg aussuchen, ohne Frage."
Bedenken waren in den vergangenen Jahren an der Tagesordnung, wenn es um das lädierte Knie des Stürmers ging. Doch diese Zweifel sind mittlerweile ausgeräumt: „Dem Knie geht es sehr gut. Ich habe gar keine Bedenken im Moment, wenige Reizzustände im Knie, und ich fühle mich wirklich wohl in meiner Haut. Deshalb will ich schon noch einige Jahre spielen." Wo die kommenden Jahre stattfinden, ist jedoch noch offen, Gespräche über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages gab es noch nicht. Es sprechen weiterhin mehr Gründe für eine Verlängerung als dagegen – auch wenn einige Fans das zuletzt anders gesehen haben. Doch die kritischen Stimmen sind leiser geworden.