Der Touristikkonzern Tui hat kräftig investiert und das fast verlassene Dörfchen Castelfalfi in der Toskana zu einem Top-Resort gemacht.
Castelfalfi, eine verlassene Schönheit mitten in der Toscana, führte über Jahrzehnte ein Dasein im Dornröschenschlaf. Die Einwohner waren in die großen Städte gezogen; für sie gab es in der beschaulichen Idylle keine Arbeit mehr. Die oft Jahrhunderte alten Häuser gammelten vor sich hin; nur einige wenige Einheimische hielten noch aus. Bis der weltgrößte Touristikkonzern, die Tui, das Potenzial des Dorfes unweit der Städte Florenz, Pisa, San Gimignano und Siena erkannte und beschloss, daraus ein Resort zu entwickeln, wie man es in Europa bis dahin noch nicht gesehen hatte.
Das war im Jahr 2007 und kein guter Startpunkt für das Projekt. Die Finanzkrise erschütterte die Welt, Castelfalfi verschwand erstmal in der Versenkung. Man hörte kaum noch etwas von dem ambitionierten Projekt.
Aber die Zeiten beruhigten sich wieder, und das neue Castelfalfi nahm langsam Gestalt an und wurde im Frühjahr dieses Jahres eröffnet. Die Investitionssumme wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. "Unser Ziel war es, das ehemals verwaiste und verfallene Toskana-Dorf in ein hochwertiges und umweltfreundliches Urlaubsresort umzuwandeln", stellte Sebastian Ebel, Vorsitzender der Tui Deutschland-Geschäftsführung anlässlich der Winterprogrammvorstellung des Unternehmens fest. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das 800 Jahre alte Dorf hat seinen Charakter bewahrt. Die Häuser entlang der Dorfstraße, erbaut aus dem typischen Sandstein der Region, sehen aus wie vor mehr als 100 Jahren. Einige der ältesten gehörten der legendären Familie Medici.
Hochwertig restaurierte ehemalige Landgüter
Der Unterschied zur damaligen Zeit: Hinter den dicken Mauern verbergen sich modern ausgestattete Wohnungen, die an vermögende Investoren verkauft wurden. Etwa die Hälfte davon wird an Urlauber vermietet, die sich auch in den Casali, den hochwertig restaurierten ehemaligen Landgütern, einquartieren können. Allerdings zu entsprechenden Preisen, denn billig ist Castelfalfi nicht. Dafür wird aber auch eine einmalige Atmosphäre geboten.
Der "Borgo", der ehemalige Dorfkern, ist wiedererstanden. Mit kleinen Geschäften, in denen Spezialitäten der Region und besondere Souvenirs angeboten werden. Überragt wird Castelfalfi von einer mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert. In dem alten, aber wiederum sorgsam restaurierten Gemäuer ist das Spezialitätenrestaurant "La Rocca" untergebracht, das zu einem Gourmet-Tempel entwickelt werden soll. Von der großen Terrasse aus haben Gäste und Besucher einen fantastischen Blick über eine Landschaft, die in jeder Weise der Idealvorstellung der Toskana entspricht: sanfte Hügel und tiefe Täler. Das satte Grün der Olivenhaine mischt sich mit den Gelbtönen der Felder. Zypressen und Steineichen, ab und zu sieht man in der Ferne ein kleines Gehöft.
Das Resort betreibt eine eigene ökologische Landwirtschaft, deren Produkte in den Restaurants Verwendung finden. Übrigens auch in der preiswerten Trattoria "Il Rosmarino". Das schon früher vorhandene Weingut wurde modernisiert, und die Olivenhaine liefern den Rohstoff für das vor Ort produzierte Olivenöl. Castelfalfi ist damit fast autark, denn auch Heizung und Kühlung erfolgen durch ein eigenes Biomasse-Kraftwerk.
Früher lebte der Ort überwiegend vom Tabakanbau, aber das ist Geschichte. Die alte Tabakfabrik dagegen fand eine neue Bestimmung. Daraus wurde das Boutique-Hotel "La Tabaccaia". Äußerlich hat sich an dem Gebäude nichts geändert. Dafür sorgte schon der auch in Italien sehr rührige Denkmalschutz. Aber im Innern standen die Architekten vor einer Herausforderung: Die alten Strukturen mussten erhalten werden, während die anspruchsvollen Gäste in den Zimmern und Aufenthaltsräumen modernsten Komfort erwarten. Das ist hervorragend gelungen, und die immer noch vorhandenen Deckenbalken, an denen früher der Tabak zum Trocknen hing, sorgen dafür, dass man immer den angenehmen Geruch alten Leders in der Nase hat.
Gegenüber vom "Tabaccaia" befindet sich der touristische Mittelpunkt des Resorts, das Fünf-Sterne-Hotel "Il Castelfalfi". Mit seinem toskanischen Stil passt es sich der ursprünglichen Bauweise des Ortes an. Es wirkt so, als wäre es schon immer dort gewesen. Das Hotel gehört zur noch jungen Tui-Marke "Blue Selection", die Luxushotels der besonderen Art zusammenfasst. Beim "Il Castelfalfi" heißt das unter anderem eine besonders stilvolle Einrichtung mit allen modernen technischen Standards, ein 1.000 Quadratmeter großes Spa und wiederum die bevorzugte Lage. Neben einem Innenpool sorgt ein großer Außenpool im heißen toskanischen Sommer für Abkühlung. Aber in der Hochsaison sollte man das Hotel den Italienern überlassen. Etwa ab Mitte Juni, dem Start der Sommerferien, ist ganz Italien auf Achse, und dann schießen auch die Preise kometenhaft in astronomische Höhen.
Mitten im Ort gibt es noch die mittelalterliche Kirche, wo auch Trauungen möglich sind. Ein idealer Ort, sich das Ja-Wort zu geben. Aber nur römisch-katholisch, wie einer der wenigen Einheimischen betont. Castelfalfi umfasst 1.100 Hektar. "Sechsmal so groß wie das Fürstentum Monaco" stellt Tui-Chef Sebastian Ebel stolz fest. Also auch genug Platz für einen 27-Loch-Golfplatz, den größten in der Toskana. Die Anlage entstand bereits in den Anfangszeiten des Projekts und ist inzwischen in einem Top-Zustand. Die Fairways und Greens wurden so in die Landschaft eingebettet, dass sie nahtlos überzugehen scheinen. Ein absoluter Meisterschaftsplatz, der allerdings nicht einfach ist. Wer zu viele Bälle verliert, kann sich mit jedem Schlag an der Landschaft erfreuen.
Erhalt alter Strukturen kombiniert mit modernem Komfort
Erfreulich für die Tui sind auch die Aussichten für den nächsten Winter. Besonders die Fernreiseziele, darunter die Karibik, Thailand, die Malediven und Australien, erleben einen Boom. Fast jede vierte Buchung fällt in diesen Bereich. Damit ist die Tui Marktführer auf der Fernstrecke. Die gute Konjunktur in Deutschland trägt dazu bei, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Die Urlaubsreise ist für die meisten Deutschen unverzichtbar, und nachdem die Mittelmeer-Ziele schon zur Gewohnheit geworden sind, gönnt man sich immer mehr Exotik. Das macht sich bei den späteren Party-Gesprächen ja auch besser als Malle oder die Kanaren.
Otto Deppe
Info:
Nächster Flughafen ist Pisa, der zum Beispiel von Ryan Air angeflogen wird.
Der Transfer dauert etwa 45 Minuten. Das Fünf-Sterne Hotel "Il Castelfalfi" kostet pro Tag und Person ab 126 Euro. Das "Tabaccaia" liegt bei 85 Euro.
Ausflüge nach Florenz, Pisa, Siena und San Gimignano dauern mit dem Auto rund 30 Minuten (San Gimignano) bis zu einer guten Stunde (Florenz).