Höflich, durch die Blume oder direkt und grundsätzlich ehrlich? Wenn Menschen miteinander kommunizieren, treffen verschiedene Charaktere und Erwartungen aufeinander. Um Missverständnissen vorzubeugen und bei Veranstaltungen Stil zu bewahren, hilft Silke Freudenberg aus Saarbrücken als international erfahrene Beraterin für Events, Protokoll und moderne Umgangsformen, die Hürden zu nehmen.
Man spürt ihre große Leidenschaft für das, was sie tut, wenn Silke Freudenberg von ihrer Arbeit und Selbstständigkeit berichtet. Sie bringt gerne Menschen aus aller Welt zusammen und trägt mit konkreten Hinweisen im Vorfeld dazu bei, diese Treffen erfolgreich zu machen. Unterschiede zur deutschen Höflichkeit, zum deutschen Geschäftsgebaren oder zur Etikette auch bei Tisch gibt es an jeder Landesgrenze. Freudenberg kennt diese Themen aus ihrer 15-jährigen Erfahrung im Veranstaltungsmanagement. Als die Expo im Jahre 2000 in Hannover stattfand, war sie stellvertretende Direktorin des spanischen Pavillons. Dort managte sie das Pavillongeschehen und übernahm Repräsentationsaufgaben bei offiziellen Anlässen wie dem Besuch des spanischen Königshauses und von Gästen aus der ganzen Welt. Schon hier gab es kulturelle Unterschiede, die auszubalancieren waren: "Deutsche sind gut in der Planung, denken an morgen und übermorgen, während Spanier sich mehr auf heute konzentrieren und stark in der Improvisation sind, wenn sich Pläne ändern", erklärt sie. Ihre Aufgabe begeistere sie, weil "sich alles um Menschen dreht und ihre Präsentation". Nach der Weltausstellung arbeitete sie sechs Jahre in Madrid bei Bosch, später in der Zentrale in Stuttgart, wo sie in der Unternehmenskommunikation täglich mit den interkulturellen Unterschieden konfrontiert wurde. "Spanisches Temperament und schwäbische Gründlichkeit eben", erklärt sie. Sie organisierte zentrale Veranstaltungen im In- und Ausland, darunter mit prominenten Gästen wie dem Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin, Ministerpräsidenten und Botschaftern.
Die in Frankfurt aufgewachsene Unternehmerin berichtet mit erfrischender Offenheit, wie groß die Auswirkungen selbst kleiner Fehler sein können, und man spürt ihre aufrichtige Leidenschaft für die Menschen und deren Umgang miteinander. "Mir ist wichtig, dass ein Gastgeber sich bei seiner Veranstaltung ganz seinen Gästen widmen kann. Er sollte den Kopf frei haben, entbunden von der Sorge, dass alles klappt. Dafür müssen einfach genügend Profis und Helfer im Hintergrund diskret die Fäden ziehen", erklärt sie und spannt damit den Bogen zum Sprung in die Selbstständigkeit. Den wagte sie vor zwei Jahren: "Ich sah den Bedarf, der sich für Unternehmen in Fragen des Protokolls, der Etikette und Eventberatung ergab. Und eine Dienstleistung, wie ich sie nun anbiete, war am Markt nicht vorhanden." Seit Juni 2016 ist sie sogar Botschafterin für Existenzgründung und Unternehmertum im Saarland. Sie mag das Land, die Offenheit der Menschen, die kurzen Wege und das herzliche Miteinander. In ihrer Funktion als Gründungsbotschafterin wirbt sie für den Sprung in die Selbstständigkeit. Dieses Jahr wird man die sympathische Frau unter anderem bei Veranstaltungen und auf Plakaten im ganzen Saarland sehen, sie ist Teil der Kampagne des Wirtschaftsministeriums und der Saarland-Offensive für Gründer.
Im Hintergrund diskret die Fäden ziehen
Dass der Standort nicht in den Metropolregionen liegt, ist unerheblich, Silke Freudenberg operiert individuell und bundesweit. "Ich biete meine Erfahrung und Unterstützung an, wenn es um die Planung und Durchführung hochkarätiger Events geht, wie Firmenjubiläen oder Treffen von Wirtschaft und Politik", erklärt sie. Dabei agiere sie als Beraterin, sozusagen als Co-Regisseurin für die Kunden. "Ich stehe im Vorfeld beratend zur Seite, dazu auch aktiv vor Ort, sodass der Kunde sich vollständig auf seine Gastgeberrolle konzentrieren kann. Bei Bedarf unterstütze ich auch mit meinen Netzwerk-Kontakten." Das habe den Vorteil, dass Unternehmen mit ihren bekannten Partnern weiter zusammenarbeiten, sie selbst dem Veranstalter aber in Sachen Protokoll und Etikette entscheidende Hinweise geben könne. "Hierbei arbeite ich oft mit den beauftragten Eventagenturen. Und da sie eher selten über vertiefte Kenntnisse und Erfahrungen aus dem Protokoll und interkultureller Etikette verfügen, ergänzen wir uns sehr gut", weiß sie aus ihrer Tätigkeit der vergangenen 15 Jahre. "Wenn also mit Stil zum Erfolg gekommen werden soll, dann gelingt das, wenn das richtige Team zusammen ist und keine Fehler passieren, weil zuvor möglichst alles genau durchdacht und geplant wurde." Das klingt zunächst typisch deutsch, könnte man meinen. Aber: "Eine gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg. Und wenn dann doch einmal nicht alles nach Plan läuft, braucht man Improvisation, Geschick und Humor. Manchmal wird dadurch die Atmosphäre und Stimmung bei den Gästen sogar aufgelockert", erklärt sie. Es kann allerdings auch vorkommen, dass ein Gast sich beschwert. So passierte es ihr zum Beispiel mit einem ehemaligen Mitglied des Bundestages, der sich nicht angemessen platziert fühlte. "Im Protokoll wird eine Sitzordnung unter Berücksichtigung von Rangfolgen und Hierarchien gemacht. Sie muss plausibel sein. Und da der Herr nicht mehr in Amt und Würden war, entsprach der Platz seiner dann aktuellen Funktion. Am Ende konnten wir die Situation auch entsprechend klären", schildert sie. Wichtig sei es, dass der Gastgeber in solchen und anderen unvorhergesehenen Momenten angemessen und richtig reagiert. Und das könne im Vorfeld durch eine intensive Beratung sehr gut vorbereitet werden. Dies erinnert an ein Bonmot, das von Winston Churchill überliefert ist: "Am meisten Vorbereitung kosten mich immer meine spontan gehaltenen, improvisierten Reden."
Unvorhergesehenes richtig meistern
Der Weg zu ihrem neuen, selbstständigen Dasein ist fast so ungewöhnlich, wie der Job selbst. Die große, schlanke Frau mit den blauen Augen war anfangs Physiotherapeutin, eine Zeit "in der ich viel gelernt habe und die ich nicht missen möchte", sagt sie in der Rückschau. Sie habe nach der Schule "was Praktisches und was mit Menschen machen wollen", arbeitete als Krankengymnastin mit Querschnittgelähmten in Ulm. Nach drei Jahren erfüllte sie sich einen Kindheitstraum sie wollte nämlich immer Spanisch lernen. Sie kündigte, schrieb sich in Bonn an der Uni für Spanisch, BWL und Psychologie ein und studierte. Mit dem Magisterabschluss in der Tasche schlug sie ein Promotionsangebot der Uni aus. "Ich hatte bereits das Angebot der Expo, wollte lieber in den Beruf einsteigen und unternehmerisch tätig werden", erzählt sie.
Wichtig ist ihr, dass ihre Leidenschaft für das, was sie tut, Menschen hilft, sich weiterzuentwickeln und ihre Ziele zu erreichen. Sie teilt ihre Erfahrungen im Deutschen Knigge-Rat, einem Expertenkreis aus zwölf Fachleuten. Sie gibt Seminare, Vorträge und bietet individuelle Beratungen an. "Bei mir gibt es nichts von der Stange", erklärt sie. Individualität ist ihr genauso wichtig wie Professionalität. Dass bei all diesem Engagement noch Platz für Freizeit ist, klingt fast unglaublich. Silke Freudenberg taucht gerne unter und erkundet "die Wunderwelt der Meere". Als Taucherin schätzt sie den Mantarochen, als Darstellerin betritt sie beim Neunkircher Musicalprojekt selbst die Bühne. Und zudem ist da noch der enge Kontakt zu Familie und Freunden, zu ihren sieben Patensöhnen, denen sie eine "aktive Patentante" ist. Dass sie fünf Sprachen spricht, ist in diesem Job fast selbstverständlich. Obwohl sie mit ihrer Beratung alleine unterwegs ist, bleibt die Wahl-Saarländerin Teamspielerin: "Zusammen im Team ist man immer stärker als alleine." Und darum, so die Expertin, mache es Freude, in Netzwerken und interkulturell zusammenzuarbeiten, ob nun privat oder im Job.
Markus Frank