Bei der Weltmeisterschaft treffen die besten Fußballspieler der jeweiligen Länder aufeinander. Mit dem Kicken angefangen haben viele in den heimischen Ligen. FORUM stellt deshalb nacheinander die Spielklassen von vier Ländern außerhalb Europas vor. Dieses Mal: die Egyptian Premier League – Ägyptens Erste Liga.
Ägyptens höchste Profiklasse wurde zum ersten Mal in der Saison 1948/49 ausgetragen. Eine schwierige Zeit stellten für die Liga die Jahre der ägyptischen Revolution dar. Spielzeiten mussten deshalb teilweise unter-, wenn nicht sogar abgebrochen werden.
Spielmodus
Die Egyptian Premier League orientiert sich an den großen europäischen Ligen. 18 Mannschaften duellieren sich an insgesamt 34 Spieltagen um den Titel: Jedes Team hat also ein Heim- und ein Auswärtsspiel gegen jede andere Mannschaft. Entsprechend dem Fußballportal „Transfermarkt.de" qualifizieren sich am Ende der Spielzeit die beiden besten Teams für die afrikanische Champions League. Die Vereine auf Platz drei und vier sichern sich die Teilnahme am „CAF Confederation Cup", dem zweitwichtigsten Vereinswettbewerb in Afrika, der in gewissem Maße mit der Europa League vergleichbar ist. Knallhart ist die Egyptian Premier League, wenn es um das Ende der Tabelle geht. Die letzten drei Teams steigen allesamt direkt ab.
An eine wichtige Regel müssen sich alle Vereine in der ägyptischen Liga halten: Es ist nicht erlaubt, mehr als drei ausländische Spieler in einer Mannschaft unter Vertrag zu haben. Mit dieser Regelung will der ägyptische Fußballverband ganz offensichtlich erreichen, dass die Clubs ihren eigenen Nachwuchs fördern.
Der Rekordmeister
Es gibt ihn: den FC Bayern des ägyptischen Fußballs. Der „Al Ahly Sports Club" aus Kairo wurde bisher – bitte festhalten – bereits 40 Mal Meister. Und natürlich: Auch die bereits beendete Spielzeit 2017/18 hat der Verein aus Ägyptens Hauptstadt für sich entscheiden können. Auch wenn der Verein in Europa relativ unbekannt ist, so kennen ihn in Afrika doch viele leidenschaftliche Fußballfans. Schließlich wählte der afrikanische Fußballverband CAF Ende des Jahres 2000 Al Ahly zum „Club des Jahrhunderts". Der Titel ist eine große Ehre für den Verein aus Kairo – zumal die Entscheidung nachvollziehbar ist. Schließlich gewann Al Ahly bereits acht Mal die afrikanische Champions League und ist damit Rekordsieger des wichtigsten afrikanischen Vereinswettbewerbs. Zum Vergleich: Würde Al Ahly in Europa kicken, müsste man sich mit so vielen internationalen Triumphen nur dem absoluten Weltclub Real Madrid geschlagen geben. Dabei konnte sich Ägyptens Rekordmeister auch schon auf internationaler Bühne präsentieren: Mit den Erfolgen in der afrikanischen Champions League sicherte sich der Verein bereits mehrfach die Teilnahme an der Fifa-Club-Weltmeisterschaft.
Al Ahly liefert sich immer wieder hitzige Duelle mit dem „Zamalek Sporting Club", dem größten Rivalen um die Meisterschaft, der gleichzeitig auch noch aus dem benachbarten Gizeh kommt. Für die Partien zwischen den beiden verfeindeten Clubs greift der ägyptische Fußballverband zur Sicherheit immer wieder auch auf ausländische Schiedsrichter zurück.
Ein besonders schwarzer Tag in der Geschichte von Al Ahly ist der 1. Februar 2012. Damals eskalierte in einem Spiel gegen den Club Al-Masry die Gewalt: Krawall-Fans des Vereins aus der Hafenstadt Port Said stürzten sich nach Abpfiff auf Spieler und Anhänger des Rekordmeisters Al Ahly. Mehr als 70 Menschen starben bei dem Angriff. Viele Spieler des Clubs aus Kairo wollten danach das Fußballspielen komplett aufgeben, die Zukunft des Rekordmeisters war unsicher. Doch der Verein blieb bestehen und sammelte so in den letzten Jahren weiter fleißig Titel.
Diese Namen sollten Sie kennen
In der ägyptischen Premier League spielen ein paar Profis, denen man den Sprung in den europäischen Fußball zutraut. Einer davon ist Walid Azaro. Der 23-jährige Marokkaner verdient sein Geld bei Rekordmeister Al Ahly. Dorthin war Azaro erst im Sommer vergangenen Jahres gewechselt – und das, obwohl er Angebote von europäischen Clubs hatte. Selbst Marokkos Nationaltrainer Hervé Renard hatte damals versucht, das Talent von einem Wechsel nach Europa zu überzeugen. Das hat der Stürmer laut BBC selbst bestätigt. Doch Azaro entschied sich lieber für einen Wechsel zum aus seiner Sicht „größten Club Afrikas". Geschadet hat Azaro diese Entscheidung nicht. Denn mit 18 Toren schoss der junge Angreifer seinen Verein zum Titel und krönte sich selbst so zum Torschützenkönig. Trotzdem wurde der 1,86 Meter große Angreifer nicht in Marokkos Kader für die anstehende Weltmeisterschaft berufen. Vielleicht muss Azaro dafür dann doch irgendwann den Schritt zu einem europäischen Club wagen.
Ein interessanter Spieler in der kommenden Saison könnte der brasilianische Flügelflitzer Carlos Eduardo werden. Der 21-Jährige wechselte in diesem Sommer aus der Zweiten Liga Brasiliens zum ägyptischen Club Pyramids FC, der neuerdings von einem saudischen Multimillionär unterstützt wird.
Er will den Verein zum besten Club des Landes und des Kontinentes machen. Deshalb hat er laut dem Fußballportal „transfermarkt.de" wohl auch etwas mehr als fünf Millionen für das brasilianische Talent ausgegeben.