Der 1. FC Saarbrücken startet mit einer Zweiten Mannschaft in der Kreisliga. Das stößt nicht überall auf Gegenliebe. Die Zielsetzung ist klar: Der Aufstieg muss her.
Jörg Alt ist in diesen Tagen viel unterwegs. Als Erster Vorsitzender des 1. FC Saarbrücken ist er für die neuformierte Zweite Mannschaft verantwortlich. „Es ist eine Herausforderung, eine ganz neue Mannschaft anzumelden. Es gab viel Regelungsbedarf." Die größte Herausforderung ist es derzeit, einen geordneten Trainings- und Spielbetrieb zu organisieren. Denn der große Kunstrasenplatz auf dem FC-Sportfeld wird derzeit saniert. „Bis Ende August soll alles fertig sein, so lange müssen wir ausweichen", sagt Alt. Trainieren kann die Mannschaft von Coach Sammer Mozain in Quierschied, wo der FCS einen eigenen Rasenplatz unterhält. Doch kann das Team dort auch spielen? „Das ist eine spannende Frage. Wir spielen in der Kreisliga A Süd, die Statuten würden das hergeben. Aber wir müssen das auf der Staffeltagung besprechen und natürlich auch mit der Sportvereinigung Quierschied abstimmen. Im äußersten Notfall, werden wir den Antrag stellen, dass wir zunächst nur Auswärtsspiele haben werden. Das ist vom Aufwand her innerhalb des Stadtverbands überschaubar", sagt Alt und stellt klar: „Die Zweite wird ihre Heimat im Sportfeld haben. Das steht außer Frage."
Vor vier Jahren meldete der FCS die Zweite Mannschaft, die damals aus der Oberliga abgestiegen war, ab. Unter Trainer Bernd Eichmann wurden zuvor mehrere Hunderttausend Euro für Saarland- und Oberligaspieler ausgegeben, der Ertrag war gering. Negativer Höhepunkt: Damalige Spieler der U23 lehnten eine Einladung zur Teilnahme am Trainingsbetrieb der Ersten Mannschaft ab.
Aufstieg ist eingeplant
„Viele Dinge sind sicher nicht glücklich gelaufen. Die Kosten waren enorm hoch, es war nachvollziehbar, dass der Verein einen Schnitt machen wollte", sagt der heutige Sportliche Leiter Marcus Mann, der aber keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass er diesen Schnitt anders vollzogen hätte. „Man hätte sicherlich mit einer deutlich billigeren und jüngeren Mannschaft den Neustart in der Saarlandliga machen können." Dies wollte der FCS im vergangenen Jahr dann nachholen, als er das Spielrecht der DJK Bildstock übernehmen wollte. Der Saarländische Fußballverband lehnte dies nach heftigen Protesten der Basis ab. Dennoch entschloss sich das Präsidium im vergangenen Sommer zu einer Neuanmeldung in der Kreisliga. „Nicht jeder im Verein war begeistert davon. Aber jeder trägt es jetzt kameradschaftlich mit", sagt Alt, „wir werden den Beweis antreten müssen, dass wir keine Kirmestruppe sind. Natürlich ist uns klar, dass wir nicht überall auf Gegenliebe stoßen werden." Wichtig ist dem Vorsitzenden des FCS die Feststellung, „dass wir nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen werden". Gerüchten, der FCS hätte für den Amateurfußball horrende Summen aufgerufen, weist Alt zurück: „Das ist absoluter Schwachsinn. Keiner unserer Spieler bekommt auch nur einen Cent Grundgehalt. Wir zahlen Siegprämien, aber das ist auch nur ein Taschengeld."
Verantwortlich für die Mannschaft ist der frühere Profi Sammer Mozain, 33, mit seinen beiden Co-Trainern Philipp Häfner, 25, und Ertal Üslü 39. „Sammer hat eine enorme Bindung zum FCS und hat sich sofort bereit erklärt, als Spielertrainer einzusteigen. Philipp war in jungen Jahren ein talentierter Oberligaspieler, bis ihn eine schwere Krebserkrankung getroffen hat. Er ist Gott sei Dank wieder gesund und war ja bei uns schon als Jugendtrainer im Einsatz. Er möchte künftig den Fokus mehr auf die Trainerlaufbahn legen, ist natürlich aber zunächst ein wichtiger Spieler. Da geplant ist, dass Sammer und er auf dem Platz stehen, ist Ertal quasi als ruhender Pol auf der Bank mit dabei", sagt Alt.
Das Team besteht mittlerweile aus 19 Spielern, die beiden Spielertrainer Mozain und Häfner eingeschlossen. Auf der Torwartposition kamen ebenfalls namhafte Spieler zum FCS. Rick Hess kam vom Oberligaaufsteiger Dillingen zu den Malstattern, Marco Morgenthaler von Saarlandliga-Aufsteiger Rastpfuhl. Ebenfalls höherklassig aktiv gewesen ist der neue Kapitän des FCS II Manuel Niebuhr, der fast seine komplette Jugend im blau-schwarzen Trikot absolvierte und auch in der Junioren-Bundesliga am Ball war. Komplettiert wird die Abwehr dann von Marc Klein, der neu zum Team gestoßen ist, dem Pfälzer Til Didion, Esat Hadia, der von den Sportfreunden Saarbrücken kam und dem jungen Mehmet Cukur, der mit 19 Jahren zu den jüngsten im Team zählt. Lediglich Fabio Romano, der ebenfalls schon für den FCS aktiv war, ist als 2000er-Jahrgang noch jünger.
Sportlich und bescheiden auftreten
Im Mittelfeld wurde die Mischung zwischen Jung und Alt beibehalten. Enis Muqaj, der zuvor in Dirmingen aktiv war, gehört mit 25 Jahren zu den Erfahrenen, während die Gerhard Brüder Tobias und Jonas zu den Jüngeren zählen. Thorsten Carl kam vom SV Walpershofen, Christian Penth von der DJK Elversberg. Der 19-jährige Filippo Paxia kommt aus Hostenbach. Nico Klein, der mit Saar 05 II im vergangenen Jahr in die Verbandsliga aufgestiegen ist, vervollständigt das Mittelfeld. Im Sturm sorgen derweil der 19-jährige Connor Harding, der vom SV Leitersweiler kommt, und Carsten Sträßer, der aus Neuweiler zu den Malstattern gewechselt ist, für Tore.
„Wir haben eine gesunde Mischung aus ganz jungen und einigen erfahrenen Spielern. Alle habe eine Bindung zum Verein, viele stehen samstags bei den Spielen der Ersten Mannschaft in der Fankurve. Wir nehmen die Herausforderung an und wollen aufsteigen", sagt Alt.
Allzu lange soll die „Zweite" nämlich nicht in den unteren Ligen krebsen: „Mit der Anerkennung des Nachwuchsleistungszentrums wollen wir perspektivisch Nachwuchsspielern wieder eine Chance geben, sich für die Erste Mannschaft zu empfehlen. Das wird sicherlich noch ein paar Jahre dauern, aber wir müssen auch langfristig denken", sagt Alt und wird ein wenig pathetisch: „Wir korrigieren gerade eine Todsünde. Dass wir nun einige Zeit bluten müssen, ist vielleicht die gerechte Strafe." Dennoch sieht er die Tingeltour auch als Chance für den FCS an. „Wir können den Verein an der Basis präsentieren. Die Mannschaft wird bescheiden und sportlich auftreten und sich einem fairen Wettbewerb stellen."