Ein mächtiges Mini-Miteinander: In der erfolgreichen Fortsetzung des Marvel-Film-Feuerwerks schickt Actionkomödien-Spezialist Peyton Reed in „Ant-Man and the Wasp" abermals Paul Rudd und Evangeline Lilly in einen gefährlichen Mikrokosmos, um die Welt zu retten.
Wer klein, sehr klein schrumpfen will, muss groß beginnen, um gigantisch aufzuhören, wie dieses mutige Miniatur-Duo mit Herz, Hirn, Humor und Hingabe beweist: Zwei unendlich lange Jahre sind vergangen, seit Scott Lang (Paul Rudd) Captain America und seinen Heroen folgte, um mit ihnen als Ant-Man in „The First Avenger: Civil War" dem berüchtigten Iron Man und seiner Meute den Garaus zu machen. Leider verstieß er dabei gegen das eherne Gesetz, das Superhelden strikt untersagt, eigenmächtig einzuschreiten. Deswegen verbüßt er nun seine Strafe als unfreiwilliger Statist samt schmucker Fußfessel im heimeligen Hausarrest.
Die lähmende Alltagsmonotonie wird höchstens durch gelegentliche Besuche seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) unterbrochen. Zu allem Übel gesellt sich die strikte Kontaktsperre zu Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und dessen Tochter Hope (Evangeline Lilly). Die beiden sind jedoch eh nicht auf Scotts Anwesenheit erpicht, stehen sie doch als Kreativköpfe der leider nicht legalen Ant-Man-Technologie ganz oben auf der Fahndungsliste des FBI und genießen deshalb Dauerfluchtstatus.
Doch begnadete Wissenschaftler lassen das Erfinden nicht. In ihrem mobilen Forschungslabor hecken sie einen neuen, waghalsigen Plan aus: Seit Scotts wundersamer Schrumpfung zum Mega-Winzling hoffen beide, Hopes Frau Mama Janet (Michelle Pfeiffer) retten zu können. Die hatte sich drei Jahrzehnte zuvor ins Nirvana der Quantenebene gebeamt und ist seitdem im subatomaren Hades spurlos verschwunden.
Als Scott abermals Hank wegen Janet kontaktiert, entführt Hope ihn kurzerhand wenige Tage vor Ablauf seiner Strafe aus seinem Heimknast. Er soll ihr bei der Suche helfen. Und so hat das lebhafte Trio fortan nicht nur die forsche Staatsgewalt im Nacken, sondern obendrein einen obskuren Waffenhändler (Walton Goggins) sowie eine unheimliche Horrorfrau (Hannah John-Kamen), die ebenfalls ein reges Interesse an Hopes und Hanks Mission hegt. Was folgt, ist ein wahnwitziger und rasanter Parforceritt in mikroskopisch kleine Untiefen, die dem Betrachter die Haare zu Berge stehen und den Angstschweiß die Stirn herunterfließen lassen.
Beeindruckende Bilderberge versetzte Peyton Reed („Trennung mit Hindernissen") schon 2015 im furiosen Vorgänger, indem er einen der überraschendsten Superheldenfilme des Jahrzehnts produzierte. Die meisterliche Melange aus Heist-Krimi, Popcorn-Comedy und Science-Fiction-Action konnte nicht nur hartgesottene Fans des Marvel Cinematic Universe (MCU) und schärfste Kritiker überzeugen. Diesmal überrundet er sich jedoch selbst. Die völlig schräge Illusion der sonst so alltäglichen Utensilien verknüpft er mit perfekt getimter Action und augenzwinkerndem Humor. Es wird noch intensiver mit den Extremen jongliert. Wolkenkratzer schrumpfen auf Miniaturmaßstab und PEZ-Plastikspender erreichen schwindelerregende Ausmaße; hier montiert zum perfekten CGI-generierten Dekor für wilde Verfolgungssequenzen und atemberaubenden Action-Sequenzen. Zum Brüllen komisch wird es dann vor allem in jenen Szenen, in denen Ant-Mans Helden-Outfit in den entscheidenden Momenten streikt.
Winzling ist Unterhaltungs-Gigant
Wie schon im ersten Teil ist jedoch der charmante Sympathiegarant Paul Rudd das As der andersartigen Asse. Er bleibt irgendwie „normal", geerdet, locker und lustig, sowohl als Gegenpart zum süffisanten und arroganten Erfindergenius Michael Douglas, als auch in stillen und sensiblen Momenten mit seiner Tochter Abby Ryder Fortson. Kein Wunder also, dass das neueste Familienfeuerwerk zum Filmstart mehr als 161 Millionen Dollar in die Kinokassen spülte, 76 Millionen davon allein in den US-amerikanischen Lichtspielpalästen. Das bedeutete auch Platz eins in den US-Charts. Damit verbesserte sich die Fortsetzung um satte 33 Prozent gegenüber seinem Vorläufer, der 2015 runde 57,3 Millionen am US-Start-Wochenende verbuchen konnte.
Mit „Ant-Man and the Wasp" kommt sich die ursprüngliche Formation der legendären Avengers einen Schritt näher, zumindest was die Namen angeht. Wo Hank Pym die erste „Inkarnation" des Ant-Man darstellt, war dessen Freundin und spätere Frau Janet van Dyne die erste Wasp; in den Comics auch die einzige. Beide gehören zur Urbesetzung der Avengers, auch bekannt als „Earth‘s Mightiest Heroes". Ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten sie 1963 im Comicheft „The Avengers #1" von Stan Lee und Jack Kirby. Und wer sich diese tricktechnisch messerscharfe Neuverfilmung ansieht, wird vollends überzeugt sein, dass dieser Megawinzling auch noch in weiteren 50 Jahren ein Mega-Unterhaltungsgigant bleiben wird.