Einer der besten Album-Titel der letzten Jahre war sicher „Sometimes I Sit And Think And Sometimes I Just Sit" (manchmal sitze ich und denke nach und manchmal sitze ich nur). Doch Courtney Barnett’s 2015er-Debüt gefiel nicht nur deshalb, es offenbarte auch famos direkten Indie-Rock, bezauberte mit wunderbar lässiger Saiten-Pracht und erfrischend rumpeliger Rhythmik sowie präzise coolem Gesang, sprich: mit lang vermissten Rock’n’Roll-Tugenden.
Die Briten, Amerikaner und insbesondere die Menschen ihrer Heimat Australien begriffen das mal wieder früher als die Bewohner von good old Germany. Wer aber nun bereits mit dem Nachfolger ein Opus Magnum raushaut, darf gewiss als Großtalent gelten. Schon wie uns „Hopefullessness" (welch tolles Wort!) unheilvoll empfängt, lässt die Größe erahnen.
Gitarren- und Bass-Saiten, verschlingen sich förmlich gegenseitig, das Schlagwerk zischelt und pocht, und Barnett jammert – nun, ja: ultracool.
Im Verlauf entwickelt dieses Song-Monster ordentlich Dynamik, um letztlich in delikatem Feedback zu münden. Mit großer Dringlichkeit rumpelt und pulsiert, fiept und klackert „City Looks Pretty" durch die Boxen (auch nicht schlecht: Kopfhörer). Früher sagte man zu so etwas Garagen-Rock. Vom Gestus her kommen einem Chrissie Hynde (The Pretenders), Liz Fair und eine offensive Lucinda Williams in den Sinn. Klingt vielversprechend, oder? Während „Charity" freuen wir uns über einen herrlich weiten Melodiebogen und erst die euphorisierende Zeile „You must be havin’ so much fun" – zu magischen Saiten-Riffs …
„Need A Little Time (from me and you)" schaltet einen Gang zurück, tönt besinnlich. Dieses auffordernde Innehalten tut auch dem Hörer gut.
Zweimal immerhin darf zwischendurch dann auch die Gitarre jubeln. Für vergleichbare musikalische Gänsehautsalven sorgen erst wieder die letzten beiden Tracks von „Tell Me How You Really Feel". Auf „Walkin’ On Eggshells" brilliert erstmals ein Piano und „Sunday Roast" klingt so spröde und saftig zugleich wie besagte Lu Williams zu ihren besten Zeiten.