Der souveräne Titelgewinn war am Ende nichts wert. Der 1. FC Saarbrücken tritt erneut in der Regionalliga an. Das Team von Dirk Lottner zählt wieder zu den heißen Titelkandidaten.
Ausgangslange
Mit 82 Punkten wurde der FCS souveräner Meister der Regionalliga Südwest, scheiterte aber in den Relegationsspielen an 1860 München. Das Saarlandpokal-Finale ging gegen die SV Elversberg verloren. Dennoch schaffte es der Verein, relativ zeitig zur Tagesordnung überzugehen. Nach der Vertragsverlängerung von Trainer Dirk Lottner konnte Sportchef Marcus Mann zügig den Kader komplettieren. Der FCS gab nur zwei Stammspieler ab, diese Personalien haben es aber in sich – waren es doch mit Patrick Schmidt und Kevin Behrens die beiden Toptorjäger.
Der Trainer
Trotz des verpassten Aufstiegs waren sich die Verantwortlichen einig, dass es mit Dirk Lottner weitergehen soll. Der 46-Jährige genießt im Umfeld des Vereins großes Vertrauen und kommt auch bei den Spielern gut an. Lottner, als Profi war er der Typ Edeltechniker, hat dem FCS eine attraktive Spielweise verpasst, übt sich aber in Selbstkritik, wenn er sagt, dass sein Team in der Rückrunde zu viele Gegentore bekommen hat. Auf seiner ersten langfristigen Trainerstation ist Lottner stets bereit, sich zu hinterfragen und Dinge zu korrigieren. Es wäre keine Überraschung, sollte sich der FCS in dieser Saison defensiv kompakter präsentieren. Lottners Stärke ist es zudem, den qualitativ hochwertigen Kader bei Laune zu halten.
Die Mannschaft
Tor: Lottner hat angekündigt, das Ende der Vorbereitung abwarten zu wollen. Ricco Cymer, als Nummer zwei nicht wirklich zufrieden mit seiner Situation, meldet Ansprüche an. Dennoch deuten die Zeichen darauf hin, dass Daniel Batz erneut als Nummer eins in die Runde gehen wird. Der Ex-Elversberger fremdelte zunächst mit dem lebhafteren Umfeld in Saarbrücken, hat sich mittlerweile aber ein gutes Standing erarbeitet. „Er hat eine gute Runde gespielt, ist zweimal als Torwart Meister geworden. Das spricht für ihn", sagt der Trainer.
Abwehr: Lottner spricht davon, fünf hervorragende Innenverteidiger zu haben. Neuzugang Benjamin Kessel, im Vorjahr Stammspieler in Kaiserslautern, wurde als kopfballstarker Führungsspieler verpflichtet und ist gesetzt. In der Viererkette kann er Rechtsverteidiger spielen, allerdings spricht seine Spielweise eher für eine Dreierkette. In dieser ist Steven Zellner, dem Lottner eine „extrem gute Frühform" attestiert, gesetzt. „Zelle ist unverzichtbar", sagt Lottner und legt Wert auf die Feststellung, dass Oliver Oschkenat einen enormen Leistungssprung gemacht hat. Ob er oder Marco Kehl-Gomez in der Startelf stehen werden, dürfte sich erst kurzfristig entscheiden. Sollte der FCS mit einer Dreierkette spielen, wären die vorgezogenen Außenpositionen an Mario Müller und Tobias Jänicke vergeben. In der Viererkette ist Müller links ebenso fix wie Kessel rechts. Jänicke würde dann auf der offensiven Außenbahn spielen. Für die Rechtsverteidiger-Position gibt es zudem mit Oldie Alex Mendy und Sascha Wenninger, der trotz einiger Schwankungen insgesamt eine starke Runde spielte, Alternativen mit Stammelf-Potenzial.
Mittelfeld: Auf der Doppelsechs ist Kapitän Manuel Zeitz ein Fixpunkt. Um den freien Platz neben ihm streiten sich Marco Holz und Fanol Perdedaj. Lottner sieht das gelassen: „Das ist eine Position, wo es öfter mal zu Sperren kommt. Jeder wird oft genug zum Einsatz kommen." Die große Überraschung der Vorbereitung ist Youngster Lukas Quirin. Das Eigengewächs trat rotzfrech und unbekümmert auf und steht in der Hierarchie bereits vor Neuzugang Fatih Köksal, der aufgrund eines Muskelfaserrisses weite Teile der Vorbereitung verpasste. In der Offensive hat Lottner eine nahezu unbegrenzte Auswahl. In einem System mit Viererkette sind die Außenpositionen an Markus Mendler (links) und Jänicke (rechts) vergeben. Spielt der FCS mit Dreierkette wird Mendler ins Zentrum rücken. Dann könnte Lottner Markus Obernosterer oder auch Köksal als weiteren „Zehner" hinter eine Einzel-Spitze stellen. Martin Dausch, der ebenfalls ein Spielmachertyp ist, fällt zunächst aus. Neuzugang Gillian Jurcher ist ein klassischer Außenstürmer, dem eher das 4-4-2 entgegenkäme. In diesem System könnte er, wie Mendy auch, beide offensive Außenpositionen besetzen.
Angriff: Die Fußstapfen von Schmidt und Behrens sind groß. Allerdings hört man zwischen den Zeilen auch, dass der Weggang des Individualisten Behrens auch die Möglichkeit bietet, taktisch flexibler und disziplinierter zu agieren. Klar ist, dass das auf Schmidt zugeschnittene Spiel, wodurch dessen Schnelligkeit zur Geltung kam, so nicht kopiert werden kann. Hohe Priorität hatte die Vertragsverlängerung von Sebastian Jacob, den Sportchef Mann „als den vielleicht besten Fußballer bei uns", bezeichnet. Der 25-Jährige war zunächst krank, zog sich dann einen Faserriss zu und wird die ersten Spiele ausfallen. Für den 1. FCS ist das ein enormes Problem, denn Lottner bescheinigte ihm „eine Bombenverfassung". Mit Marcel Carl wurde ein schneller, kopfballstarker Spieler von Astoria Walldorf verpflichtet. Der 25-Jährige spielt allerdings erstmals unter Profibedingungen und muss sich an die erhöhte Trainingsintensität gewöhnen. Königstransfer im Angriff ist Joe Vunguidica, der nach zwei unglücklichen Jahren in Sandhausen beim FCS einen neuen Anlauf nimmt. Diese Personalie ist sicherlich ein Schlüssel dafür, damit der FCS eine erfolgreiche Saison spielt. Ob Einerspitze plus zwei Zehner oder eine Doppelspitze mit Carl und Vunguidica: Lottner hilet sich bis zum Schluss bedeckt.
So könnten sie spielen
Batz – Kehl-Gomez, Zellner, Kessel – Müller, Jänicke – Zeitz, Holz – Mendler, Obernosterer - Vunguidica.
Prognose
Für den FCS ist ein guter Start wichtig. Entscheidend wird auch sein, ob die Verantwortlichen die schier endlose Serie an Muskel-Verletzungen zeitnah in den Griff bekommen. Gelingt das, wird der FCS erneut um die Meisterschaft mitspielen.