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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ingrid Steeger
Foto: imago / Spöttel Picture

… Ingrid Steeger?

In den 70er-Jahren schaffte sie als Mitglied der „Klimbim"-Familie den Wechsel von der Softporno-Darstellerin zur erfolg­reichen Komödiantin. Heute spielt die 71-Jährige gelegentlich noch Theater und engagiert sich für Tierschutz, für geistig Behinderte und aidskranke Kinder.

Zum Glück geht es Ingrid Steeger jetzt wieder besser. Im März war sie vom Notarzt mitten in der Nacht in eine Münchener Klinik eingewiesen worden. Dort wurden eine starke Blut-Anämie und ein Magengeschwür diagnostiziert. „Es war kurz vor knapp", sagt das ehemalige „Klimbim"-Nummerngirl, das eine Woche auf der Intensivstation lag und mit Bluttransfusionen gerettet werden konnte. Das sei aber inzwischen überstanden: „Ich bin ein zäher Floh." Als Ursache ihres Schwächeanfalls nennt Steeger, dass sie zuletzt nicht regelmäßig und dazu noch schlecht gegessen habe. „Das muss sich jetzt ändern, die Ärzte haben mir gesagt, wie hart ich an der Grenze war." Für ihr Magengeschwür macht sie auch die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten Dieter Wedel verantwortlich, denn zu ihr sei er immer gut gewesen.

Ihre Kindheit war unglücklich

„Dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar!" Mit diesem Spruch wurde Ingrid Steeger zwischen 1973 und 1979 in der Comedy-Serie „Klimbim" von Michael Pfleghar zum Fernsehstar. Mit dem zweiten Teil dieses Spruchs betitelte die Berlinerin 2014 auch ihre Autobiografie und brachte sich damit wieder in Erinnerung. Nach den arbeitsreichen 70er-Jahren mit vielen Rollen in Fernsehserien und in Softporno-Streifen wie „Schulmädchen-Report" und dem Quoten-Hit „Klimbim" mit seinem Nachfolger „Zwei himmlische Töchter" wurde es zwei Jahrzehnte etwas ruhiger um die bekannte Ulknudel mit Sex-Appeal. Nur in den mehrteiligen Dieter-Wedel-Produktionen „Wilder Westen inklusive" (1988) und „Der große Bellheim" (1992) konnte Ingrid Steeger noch mal persönliche Karriere-Höhepunkte erleben. Auf ein paar wenige Fernsehrollen und einige Gastspiele in Boulevard-Komödien im neuen Jahrtausend folgte dann ab 2005 sogar eine Zeit längerer Arbeitslosigkeit. Kurz zuvor hatte sie sogar noch mal mit den „Klimbim"-Kollegen Horst Jüssen, Elisabeth Volkmann, Peer Augustinski und Wichard von Roell in „Die Klimbim-Familie lebt!" auf der Bühne gestanden.

Als sexy Blondchen wurde Ingrid Steeger, hier mit Elisabeth Volkmann (links), in „Klimbim“ bekannt.
Als sexy Blondchen wurde Ingrid Steeger, hier mit Elisabeth Volkmann (links), in „Klimbim" bekannt. - Foto: picture alliance / Keystone 

2011 gab es ein kleines Comeback für Steeger: In der Komödie Kassel stand sie in „Jackpot" auf der Bühne, im Jahr darauf an gleicher Stelle in „Gatte gegrillt". Von November 2012 bis Februar 2013 war sie im Kölner Theater am Dom in der Komödie „Der Kurschattenmann" zu erleben, bevor sie 2014 im Solinger Kammerspielchen „Herzgeschichten – Erotisches und heiter Besinnliches von Goethe bis Marilyn Monroe" präsentierte. Mit diesen Stücken und mit unterhaltsamen Lesungen geht sie auch heute manchmal noch auf Tour. Wegen ihres Klinikaufenthaltes vor drei Monaten musste Steeger eine gerade geplante Theater-Tournee absagen.

Ingrid Steeger hat gelernt, mit Höhen und Tiefen umzugehen. Unglückliche Kindheit mit Missbrauch und Missachtung, danach freizügiges Leben, viele falsche Männer, Wohlstand und Hartz IV. Über ihre problematischen Männer-Beziehungen plauderte sie 2004 in dem Buch „Meine Mannschaft". Heute hat sie ihre Ruhe gefunden: Mit ihrer Hündin Eliza Doolittle lebt sie zurückgezogen in einer Schwabinger 40-Quadratmeter-Wohnung, für die sie selbst die Miete aufbringen kann. Trotz eines lädierten Knies („Weil ich mich bei Klimbim immer so viel überschlagen musste") geht sie viel spazieren und hat viele Freunde. „Das ist in meinem Alter, ohne Familie, ohne Mann und Kinder, das Wichtigste", betonte sie anlässlich ihres 70. Geburtstages im Vorjahr. Dass sie jetzt noch ihren Traummann finden könnte, glaubt Steeger nicht mehr: „Ich will keinen Sex mehr haben müssen. Aber es wäre schön, einen unterhaltsamen, netten Mann zu haben. Einen schwulen Mann würde ich vielleicht heiraten." Sie weiß, dass sie „Klimbim" viel zu verdanken hat. Da das Publikum die Serie nicht vergessen hat, bleibt auch Steeger in Erinnerung. Wegen ihrer Ehrlichkeit, die nicht immer nur zu ihrem Vorteil war, habe das Publikum sie ins Herz geschlossen. Dass es dennoch kaum noch Rollenangebote gibt, führt Steeger auf ihr Alter zurück, das man in dieser Branche einer Frau weniger verzeihe als einem Mann. Sie schließt nicht aus, dass sie dem Beispiel vieler Kolleginnen doch noch folgen und sich einer Schönheitsoperation unterziehen könnte. Aber wenn, dann ästhetisch und maßvoll: „Ich will nicht aussehen wie 40, aber ich will so aussehen, dass man sagt: Okay, wir können sie noch einsetzen." Ihre jungen Kolleginnen beneidet sie aber dennoch nicht, da es zu viel Nachwuchs gäbe und dieser auf Castings meist schlecht behandelt werde. Zudem sei durch die „gigantischen" sozialen Medien der Druck noch größer geworden. Älterwerden sei auf jeden Fall nicht schön und die Gefahr der Vereinsamung groß. Im Vorjahr verriet sie, dass sie sich als Grabstein bereits eine große steinerne Schnecke ausgesucht hat. Und als Inschrift würde ihr das altbekannte „und find es wunderbar!" gefallen.

Kaum Rollenangebote

Ingrid Steeger engagiert sich für den Tierschutz, unterstützt einen Chiemgauer Gnadenhof für Tierveteranen und einen Verein zur Rückführung entlaufener Hunde. Außerdem hilft sie gerne geistig Behinderten, aidskranken Kindern und Obdachlosen.

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