Zum zwölften Mal finden sich Künstler und Kunsthandwerker am St. Ingberter Wahrzeichen zusammen, um ihre Exponate verschiedener Genres zu präsentieren: „Kunst am Beckerturm" nennt sich die Ausstellung, die ab Ende August an zwei Wochenenden stattfinden wird.
Die saarländische Kulturlandschaft ist breit aufgestellt und lässt daher für Interessierte kaum Wünsche offen. Da stellt sich die Frage, worin sich die „Kunst am Beckerturm" von diversen anderen Ausstellungen unterscheidet. Die Antwort ist von Mitbegründerin Astrid Woll-Herrmann schnell gegeben: „Wir sind eine Gruppe von Künstlern, die Wert auf einen gewissen Anspruch legt. Unsere Gemeinschaft wächst von Jahr zu Jahr. Außerdem sind die Räumlichkeiten an sich schon einen Besuch wert." Woll-Herrmann bezog ihr Atelier auf dem Areal rund um den Beckerturm im Jahr 2002. Viele Künstler sind hier ansässig. Und als im Laufe der Zeit immer mehr dazukamen, entstand die Idee zu einem Zusammenschluss der Kunstschaffenden, die in einer gemeinsamen Ausstellung ihre Exponate zeigen wollten.
Ein erster Blick in den Beckerturm offenbart schon, weshalb sich diese Räumlichkeiten so gut anbieten. Das Gebäude wurde 1931 architektonisch im Bauhausstil errichtet. Bis 1997 wurde hier noch das beliebte Becker-Bier gebraut. Industrie trifft Kunst. Die vorhandenen Räume sind groß und lichtdurchflutet. Die rauen Böden bilden einen Kontrast zu den überwiegend farbenfrohen Malereien. Aber auch die Skulpturen und Schmuckstücke fügen sich in das Gesamtkonzept ein, als wären sie dafür gemacht. In den vergangenen Jahren stand außerdem das Nebengebäude der ehemaligen Brauerei zur Verfügung, das durch seinen Industrie-Charme alles abrundete. Ein Schmankerl der Ausstellung ist, dass Norbert Dettweiler an den Ausstellungstagen zusätzliche Führungen anbietet, in denen er die Räumlichkeiten und deren Geschichte lebendig werden lässt und die historischen Fakten eingehend erläutert.
Ein Zusammenschluss, der befruchtet
Aber zurück zu den Künstlern. Im Jahr 2006 wurden also Nägel mit Köpfen gemacht und die erste Ausstellung, damals bestehend aus Werken von sieben Kunstschaffenden, ins Leben gerufen. Der Anklang beim Publikum war schon zu Beginn groß, und so kamen immer mehr Künstler dazu, die sich beteiligen wollten. „Die Auswahl darüber, wer neben uns ‚Stammkünstlern‘ mit ausstellen kann, treffen wir gemeinsam. Natürlich muss die Kunst einem gewissen Niveau gerecht werden, aber auch menschlich müssen wir als Team zusammenpassen", sagt Astrid Woll-Herrmann.
Es gibt viel zu sehen: Malerei, Skulpturen beziehungsweise Plastiken, Keramik, Schmuck und auch Möbelrestauration – das Spektrum ist wahrlich breit gefächert und lässt keine Wünsche offen, denn selbstverständlich können die Ausstellungsstücke käuflich erworben werden. Und auch kleinere Souvenirs für Spontankäufe sind dabei. Zum Beispiel die Arbeiten von Susanne Weidmann, die noch relativ neu in der Gruppe ist. Sie trifft mit ihren lebensfrohen Botschaften auf Wohnaccessoires sowie Dekorationselementen aus Beton den Nerv der Zeit. Wie die meisten der Aussteller arbeitet sie nebenberuflich an ihren Arbeiten, hat schon einige Kreativ-Bücher zu den Themen Beton und Handlettering herausgebracht. „Meine Arbeiten gehören zu den erschwinglichen zum Mitnehmen. Mir gefiel von Anfang an die Vielfältigkeit der Ausstellung, mit ein Grund weshalb ich ein Teil des Ganzen werden wollte." „Wir befruchten uns durch unser Miteinander gegenseitig", wirft Woll-Herrmann ein und ergänzt: „Wir inspirieren uns gegenseitig für kommende Projekte, und man spürt, dass alle mit Herzblut dahinterstehen. Es ist eine Bereicherung für uns alle, und ich glaube, das sieht man der Ausstellung auch an." Woll-Herrmann hat sich der Malerei verschrieben. Die Herangehensweise an ihre abstrakte Kunst ist besonders interessant. So sagt sie: „Meine Ideen kommen mir durch das, was ich in meiner Umwelt wahrnehme. Vor allem spielt aber auch eine lyrische Wahrnehmung mit ein, ebenso wie gehörte Töne. Wenn ich Musik höre, übertrage ich das Gehörte ins Visuelle – meine Bilder. Mal reduzierter, mal weniger ‚laut‘. Ich scheue aber auch nicht die Gegenständlichkeit und male außerdem nach Themenvorgaben, wenn ich für geplante Ausstellungen Arbeiten fertige."
Ein breit gefächertes Spektrum an Kunst
Auf sieben Etagen und zirka 700 Quadratmetern zeigen die etwa 20 Künstler, darunter eine große Gruppe von Speckstein-Künstlern, wie sie ihre kreativen Ideen in Kunst bündeln. Schmuckdesignerin Antje Stolz beispielsweise hat es mit ihren Stücken, tragbare Kunst sozusagen, schon nach New York geschafft und durfte dort ausstellen. Karlheinz Schindler und Richard Schorn zeigen ihre Fotografien. Neben der Truppe der „Specksteinzeit" kommen noch zahlreiche Gäste, darunter Daniel Mülder, Katja Hess oder Sabrina Pauli-Eifler, die ihre Malerei präsentieren. Dieter List, Karin Klein und Doris Haubrichs zeigen Relief-Kunst, Keramik und Emaille. Heidi Schwalb und Astrid Hilt stellen ihre Skulpturen aus, Uli Osten und andere zeigen, was man aus Filz, Wolle und Genähtem erschaffen kann.