Wer das kleine Falt-Booklet aus der CD-Hülle von „Szikra" zieht, der wird von einem Dutzend Männer angeschaut. Es sind Alec Kopyt, Theo van Tol, Jasper de Beer, Gijs Levelt, Job Chajes, Janfie van Strien, Joop van der Linden, Aron Eredics, dessen Brüder Salamon, Benjamin und David sowie Attila Buzas. Die ersten sieben sind die Amsterdam Klezmer Band, die letzten fünf Söndörgö.
Bitte wer? Okay, es dürften ein paar Erklärungen nötig sein. Zunächst zu den Gemeinsamkeiten der Akteure: Beide Bands sind seit gut zwei Jahrzehnten aktiv und sie spielen Traditionsmusik, man darf auch Folk sagen, Folklore bitte nicht. Und sie verbindet in einem ganz besonderen Maße: musikalische Abenteuerlust, Lebenslust, Tanzlust, enorme Spielfreude. Scheuklappen, nein danke.
Bestimmt auch noch viel mehr, doch kommen wir nun zu den Unterschieden: die Amsterdam Klezmer Band begann (tatsächlich in Amsterdam) als Straßen-Combo, wurde aber bald schon für Partys und Feste gebucht. Sie spielt einen Mix aus Klezmer, Gypsy Swing und Balkan Pop – und ist auch modernen Klangerrungenschaften gegenüber nicht abgeneigt. Sie spielen hauptsächlich Perkussionsinstrumente, Gitarre und Bass und insbesondere diverse Blasinstrumente sowie ein Akkordeon.
Söndörgö kommen aus Ungarn und verschrieben sich anfangs südslawischer Folk-Musik mit Klassik-Nähe – in der Tradition eines Bela Bartok. Alsbald mutierten auch sie zu partytauglichen Musikern, die längst für große Festivals gebucht werden. Ihre Kerninstrumente? Neben einer Handvoll (!) Tamburas (einem mandolinenähnlichen Saiteninstrument) spielen auch hier Bläser und das Akkordeon wichtige Rollen. Zusätzliche Tonerzeuger heißen Tapan, Hulusi, Kaval oder Darbuka.
Wer möchte, darf das googeln, man kann aber nun auch einfach endlich dieses turbulente, verwegene, in Opulenz schwelgende, berauschende, bisweilen entfesselte, unglaublich energiegeladene Album auflegen und einer dann ja doch irgendwie erstaunlich naheliegenden Kollaboration lauschen. Übrigens: „Szikra" heißt „Funke". Nun, der springt bei diesem Hörerlebnis wahrhaftig über.