Das filmische Urvieh und Charaktermonster ist nicht nur vor der Kamera leidenschaftlich. De Niros gesellschaftspolitisches Engagement befeuert die Schlagzeilen.
Am 14. Juni 2018 platzte eine mediale Bombe: „Ich will eines sagen: Fuck Trump", tönte De Niro laut US-Medienberichten auf der Bühne und warf zwei geballte Fäuste triumphierend in die Höhe. Dafür erntete er stehende Ovationen, eine halbe Minute lang. Dann fügte er hinzu: „Es heißt nicht länger: Weg mit Trump! Es heißt: Fuck Trump!" Bei der Live-TV-Übertragung war die Schimpfkanonade nicht zu hören, denn US-Sender senden selbst bei Liveübertragungen für die Zensur zeitversetzt, um Derartiges zu vermeiden. Über Trumps Lieblingsmedium Twitter breitete sich De Niros Hasstirade aber aus wie eine Pandemie.
Der Schauspieler war noch nie enthusiastischer Trump-Jünger. Schon 2011 verglich der Hollywood-Titan den Milliardär mit einem Autodealer, und kurz vor der US-Wahl 2016 erklärte er in einem Wahlkampfspot: „Trump sagte, er wolle jemandem ins Gesicht schlagen, ich würde ihm zu gerne ins Gesicht schlagen!" Nur 24 Stunden später legte De Niro nach und titulierte Trumps Gebaren auf dem G7-Gipfel in Kanada als „große Schande" und entschuldigte sich für dessen Attacken auf den Premier Justin Trudeau.
Er hebt die Fäuste gegen Trump
Im aktuellen Zwist ließ Trumps Reaktion nicht lange auf sich warten: De Niro habe als Schauspieler „zu viele Schläge von echten Boxern auf den Kopf bekommen", hetzte der US-Präsident auf dem Rückflug von seinem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Singapur. De Niro sei „ein Individuum mit sehr geringem IQ, wach auf, Punchy!", ätzte Trump weiter.
Dabei ist De Niro als überzeugter Demokrat eher vaterländisch programmiert. 1988 gründete er zusammen mit seiner Partnerin Jane Rosenthal seine eigene Produktionsgesellschaft namens Tribeca Productions. Sein erstes Projekt war 1991 Martin Scorseses Revenge-Thriller „Kap der Angst". Im Jahr 2002 zelebrierte das renommierte Tribeca Film Festival seine Premiere, um das Stadtgebiet Lower Manhattan nach den verheerenden Anschlägen vom 11. September 2001 zu revitalisieren.
So wurde die Boxer-Hommage „Klitschko" am 24. April 2011 in Anwesenheit von Vitali und Wladimir Klitschko beim Tribeca Film Festival vom 20. April bis 1. Mai 2011 in New York uraufgeführt. Schon ein Jahr zuvor gewann dort das deutsche Rachedrama „Die Fremde" von Feo Aladag mit Sibel Kekilli als Beste Hauptdarstellerin. Tribeca glänzte ohnehin mit eigenen Produktionen wie „In den Straßen der Bronx", bei dem De Niro Regie führte, „Good Fellas" oder „Marvins Töchter". Auch startete 1992 „Tribeca Television" mit der hochgelobten Serie „Tribeca", unter der Produzentenägide von De Niro. Ein weiterer Publikumscoup landete 1998 ebenso die Miniserie „The Bull", ein Biopic über die Mafia-Größe Sammy „The Bull" Gravano.
Miese Kritiken heimste dagegen im selben Jahr der frühere US-Präsident Bill Clinton ein. De Niro setzte sich massiv gegen dessen Anklage (Amtsenthebungsverfahren) ein; 2006 antwortete er in der Show „Hardball with Chris Matthews" auf die Frage, wen er sich als Präsidenten vorstellen könnte, mit „Hillary Clinton und Barack Obama". Den adelte er auf dessen Veranstaltung in New Jersey am 4. Februar 2008 mit seinem Auftritt. Als Umweltaktivist outete sich De Niro 2012, indem er der Kampagne „Artists Against Fracking" beitrat.
Und im Zuge der jüngsten Missbrauchsskandale um Hollywood-Mogul Harvey Weinstein cancelte Amazon eine mit Harvey Weinstein und seiner Produktionsfirma geplante, mit 160 Millionen Dollar budgetierte, Prestigekomödie. Die Hauptdarsteller Julianne Moore und De Niro ließen wissen, dass man die Entscheidung „aus Respekt vor allen Betroffenen für das Beste" halte. Aber insgeheim wird De Niro jenes gedacht haben, was er einmal über Trump abließ: „Es macht mich rasend, dass dieses Land diesem Idioten erlaubt hat, so weit zu kommen."