Die Gegensätze könnten kaum größer sein: Dort, wo tagtäglich das geschäftige Treiben des Saarbrücker Flughafens stattfindet, treffen zwei Welten aufeinander. Denn man kann in unmittelbarer Nähe des Flughafengeländes auch Wanderer entdecken, die auf den Spuren alter Brunnenanlagen durch das idyllische Ensheimer Wogbachtal laufen.
Bis Ende der 80er-Jahre war selbst ortskundigen Einheimischen die Existenz einiger Brunnen im Wogbachtal nicht bekannt. Die Brunnen im Tal unterhalb des Saarbrücker Flughafens wurden im Zeitraum zwischen 1840 und 1980 von Bürgern der umliegenden Dörfer angelegt. Die Idee zur Brunnenrestaurierung stammt aus dem Jahr 1990. Man wollte die Brunnen wieder herstellen und sie anschließend mit einem Wanderweg verbinden. Der MGV Liederkranz Ensheim war hierbei die treibende Kraft, da der Bau einiger Brunnen nachweislich auf Initiative des Männergesangsvereins – durch verschiedene Kleingruppen aus dem Verein – zurückzuführen ist. Die Idee war geboren, die Brunnen wurden nach und nach verschönert oder restauriert. Die Streckenführung verbindet die Brunnen im Tal miteinander, der Liederkranz-Brunnenweg war geboren.
Später bildete sich der „Freundeskreis der Brunnen im Ensheimer Tal". Ein weiterer Brunnenweg wurde installiert. Inzwischen führt nur noch ein Weg zu einzelnen Brunnenanlagen: Der Ensheimer Brunnenweg, der auch zu einem Premiumweg avancierte.
Der Weg beginnt am Wanderparkplatz im „Ensheimer Gelösch" nördlich des Flughafens Saarbrücken-Ensheim. Sechs Stelen aus Holz und Stahl markieren das Eingangsportal vor den Toren der Landeshauptstadt. Gleich nach dem Start plätschert zur Rechten der Wogbach, der dem idyllischen Tal seinen Namen gab. Unmittelbar hinter dem Ausflugslokal „Wogbachtal-Hütte" verlassen wir den breiten Weg, der durchs Tal führt und folgen der Beschilderung nach rechts. Eine weitere Stele mit der Wegmarkierung zeigt uns die Richtung. Ein steiler Anstieg steht an. Auf schmalem Pfad windet sich der Weg nach oben. Nachdem wir massive Bundsandsteinfelsen passiert haben, ist der schwere Anstieg fast geschafft.
Im schattigen Wald, fast parallel zur Landstraße 108 (L 108), die den Saarbrücker Flughafen mit St. Ingbert verbindet, führt nun der Wanderweg für lange Zeit über breite Forstwege. Nach geraumer Zeit findet sich am Wegesrand der erste Brunnen. Über eine Treppenanlage findet man ihn rechter Hand, etwa acht Meter im Hang.
1922 wurde eine Quelle gefasst
In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg hatten acht Sänger des MGV die Idee, einen Brunnen zu bauen. 1922 wurde eine Quelle gefasst und die Brunnenanlage in der heute noch erhaltenen Form fertiggestellt. Der Name des Brunnen, Jaukwefa-Brunnen, setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Erbauer zusammen.
Die Wegführung verläuft zunächst weiterhin parallel zur L 108 Richtung Naturschutzgebiet Rheinfels. Sobald wir am Staffler Hang angekommen sind, geht’s bergab. Schon bald erreichen wir den Felsenbrunnen mit kleinem Wasserfall zwischen mächtigen Bundsandsteinfelsen. Anschließend folgen in kurzen Abständen der Luitpold-Brunnen an einem kleinen Waldsee, der Eva-Brunnen sowie der Franz-Wieber-Brunnen. Der 1931 gebaute Wieber-Brunnen erinnert an den Pionier der christlich-sozialen Bewegung. Der am 24.3.1858 geborene Wieber war Gründer des christlichen Metallarbeiterverbandes. Auf dem Brunnen ist der Leitspruch des Gewerkschafters zu lesen: „Dem Ärmsten die Hilfe am ersten."
Brunnen erinnert an Krankenschwester
Bis zu den Fischweihern des Angelsportvereins Ensheim ist es nicht mehr weit. Bevor wir diese erreichen, passieren wir den Frieda-Ruhe-Brunnen, der an die Krankenschwester Frieda Ruhe erinnert, die in der Zeit des Ersten Weltkrieges aufopferungsvoll tätig war.
Vor den Fischweihern nehmen wir den Weg nach rechts, wandern entlang des Wassers, und gelangen nach geraumer Zeit zum Ensheim-Brunnen, der sich etwas versteckt in einer Talsenke befindet. Wir erreichen den Brunnen über felsige Treppenstufen.
Zurück zum Weg: Nach wenigen Minuten passieren wir nochmals die Fischweiher, gelangen ins Wogbachtal und halten uns rechts. Die Wegtrasse führt für wenige Augenblicke entlang des plätschernden Wogbachs. Dann müssen wir zum Ende der Wanderung nochmals hochsteigen. Auf schmalem Pfad führt der Weg aus dem Tal nach oben. Ein weiterer Brunnen befindet sich auf dem Wegabschnitt nach oben. Im Hang rechter Hand der Lärchenbrunnen, der 1981 vom Vogelschutzverein Ensheim-Eschringen angelegt worden ist.
Wenig später folgen wir der Wegführung in einer Spitzkehre nach unten. Über einen steil ins Tal abfallenden Pfad verlieren wir schnell an Höhe und gelangen im Abstieg zum Hermann- Kahlenbach-Platz, benannt nach dem Musiker Hermann Kahlenbach. 1929 wurde er in der Nähe von Bergisch-Gladbach geboren, studierte an der Musikhochschule Köln Klavier und Posaune. 1962 wechselte Kahlenbach vom Orchester des Landestheaters Detmold zum Rundfunk-Sinfonie-Orchester nach Saarbrücken. Zahlreiche Kompositionen und Arrangements – meist für moderne Unterhaltungsliteratur für Blasorchester – machten ihn bundesweit bekannt. So schrieb er unter anderem Stücke für die Berliner Philharmoniker, für die Rheinland-Pfalz-Musikanten und viele große Unterhaltungsorchester.
Holzbrücke über einen Bach
1977 übernahm Kahlenbach als Dirigent die Stadtkapelle Saarbrücken, der er anschließend 22 Jahre vorstand. Die saarländische Landesregierung verlieh ihm 1987 den Titel des Kammermuikers. 1989 gründete er das St.Ingberter Jazz-Orchester „Hermanns Bigband", dessen Bandleader er bis zu seinem Tod 2002 war.
Oft stand Kahlenbach in den Wiesen und Talauen zwischen Bischmisheim und Ensheim, nicht weit entfernt vom heutigen Hermann-Kahlenbach-Platz und übte auf seiner geliebten Posaune.
Im weiteren Verlauf des Weges überqueren wir mittels Holzbrücke einen Bach und befinden uns rasch am Matzenbrunnen, der hier bereits 1913 gebaut wurde.
Über einen schmalen Pfad verlassen wir den Brunnen und sind nach wenigen Minuten am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen.