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WAS MACHT EIGENTLICH...

Chris Andrews
Foto: picture alliance / AP Photo

… Chris Andrews?

Sein „Yesterday Man" war ein absoluter Ohrwurm der 60er und verkaufte sich weltweit über 100 Millionen Mal. Seit Anfang Juni feiert der 75-jährige Londoner in seiner Wahlheimat Deutschland Erfolge mit seiner autobiografischen Musik-Revue.

Als Chris Andrews seinem Freund Bill Wyman von den Rolling Stones 1965 den gerade für Sandie Shaw komponierten, von ihr aber abgelehnten Titel „Yesterday Man" vorspielte, sagte der Stones-Bassist sofort: „Sing das Ding doch selber." Gesagt – getan: Der junge Londoner Komponist, der zuvor schon für Adam Faith („The firts time", „It‘s alright") und Sandie Shaw (insgesamt 15 Top-20-Hits) sein Hit-Potenzial unter Beweis gestellt hatte, wurde mit einem Schlag als Interpret und „Yesterday Man" weltbekannt. Allein im ersten Erscheinungsjahr verkaufte sich der Hit über zehn Millionen Mal, bis heute sind es zehnmal so viele geworden. Obwohl Andrews weiterhin vor allem für andere komponierte, landete er Mitte der 60er-Jahre noch drei, vier eigene Hits. Sein „Pretty Belinda" ging 1969 sogar in neun Sprachen rund um den Erdball.

Zahlreiche Auszeichnungen

Chris Andrews mit France Gall 1971 in einem Studio.
Chris Andrews mit France Gall 1971 in einem Studio. Foto: picture alliance / Hanns J. Hema

Nach über 50-jähriger Bühnenpräsenz hat Chris Andrews zusammen mit seiner Frau Alexandra ein biografisches Musical zusammengestellt, das im Mai 2018 in Deutschland Premiere feierte. Unter dem Titel „Yesterday Man – The First Time & Tomorrow" bietet Andrews mit seinem Ensemble einen schwungvollen Einblick in die eigene Musik-Geschichte. „Die positive Resonanz von Publikum und Presse haben mich nun absolut überzeugt, dass die Show mit uns Künstlern, der Rock‘n‘Roll-Tanzgruppe, den Kindertänzern und unserer kleinen Nichte als jungem Chris auf jedem Fall weitergehen wird. Aktuell werden Gespräche über Gastspiele im Frankfurter Raum, Hamburg und auch England geführt", verriet Andrews im FORUM-Interview. Noch heute ist er weltweit unterwegs: „Wenn ich auf der Bühne stehe und das Publikum begeistern kann, ist es für mich das Größte. Trotzdem habe ich jedes Mal Lampenfieber."

Mit seinen Kompositionen schafft Andrews es immer wieder, anderen Künstlern zum Erfolg zu verhelfen. Seine Interpreten landen Charterfolge von Australien bis Südafrika, von Amerika bis Skandinavien. Am erfolgreichsten aber sind Andrews-Titel in England, Benelux, Österreich, der Schweiz und natürlich in seiner Wahlheimat Deutschland. 2008 erschien seine CD „Country Boy" und 2009/2010 feierten zwei Partyversionen eines seiner Hits wieder Charterfolge: „Pretty Belinda Schlauchboot" hat Andrews im Duett mit Tobee produziert, ebenso die „Pretty Belinda Skilift"-Version, die auch auf auch auf den Stimmungs-Kompilationen „Ballermann-Hits" und „Après-Ski-Hits" zum großen Erfolg wurde. 2010 brachte Andrews seine Maxi-CD „Africa" heraus, der 2011 anlässlich seines 50-jährigen Bühnenjubiläums die CD „Fifty-Fifty" mit altem und neuem Material folgte.

2014 stellte Andrews rund um seinen neuen Titel „Still Rockin‘ and Ravin‘" ein aktuelles Rock‘n‘Roll-Programm zusammen, das in London Premiere feierte. Sein bisher letztes Album war 2006 „Morning Light". Im Vorjahr stieg Andrews an der Seite des schwedischen Gitarristen und Boppers-Sängers Peter Jezewski in die schwedischen Album-Top-Ten ein: Für „Best of 40 Years" hatte er drei Titel komponiert und mit Jezewski gemeinsam eingesungen. Ebenfalls im Duett schaffte er es mit der Schweizer Sängerin Michelle Kissling und dem deutsch-englischen Titel „Es geht leichter mit Musik" auf einen hervorragenden Platz 15 der Schlagercharts, wo Kissling auch mit dem Andrews-Song „Jodel-Rock" punkten konnte.

Für seine vielen Erfolge hat Andrews zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem 2016 den Solidarfonds-Award und 2017 den Ehren-Award der „Schlager-Radio-Show" fürs Lebenswerk. Der „Yesterday-Man" arbeitet aber immer weiter: So veröffentlichte er Anfang dieses Jahres im Alleingang den Song „Barbarella", für den er demnächst ein Video produzieren wird. „Ich freue mich auch schon wieder auf die ‚Stars for Christmas`-Show, die ich jedes Jahr zu Weihnachten präsentiere", blickt Andrews auf die kommenden Monate voraus, in denen er vor allem an Wochenenden in den deutschsprachigen Ländern sowie in England und Schweden auftreten wird.

Island-Pferde als Ausgleich

Ehrenamtliches Engagement zeigt Andrews vor allem für Kinder: Als Botschafter der Organisation „Kinderlachen" sammelt er fünfstellige Summen durch den Verkauf von signierten Alben befreundeter Rock-Stars. 2016 konnte er dafür Bill Wyman und 2017 den Queen-Gitarristen Brian May gewinnen. „Außerdem unterstütze ich das Taffy-Projekt gegen Kindesmissbrauch und noch einige andere Projekte, denn als Person in der Öffentlichkeit sollte man da ein Vorbild sein."

Seine Freizeit verbringt Andrews gerne mit seiner Frau, einem schönen Buch und einem guten Glas Wein zu Hause im Garten. „Und ich fahre gerne Rad, und wir sind natürlich oft bei unseren fünf Isländer-Pferden. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, auch mal nebenbei – im Urlaub am Strand oder sonst wo – zu komponieren." Seit Kurzem besitzt er neben der englischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft und fühlt sich wohl damit: „Ich bin mit einer deutschen Frau verheiratet, lebe seit 14 Jahren fest in Deutschland und zahle hier meine Steuern", sagt Andrews, der sich aber derzeit etwas Sorgen macht, welche Folgen der Brexit für ihn haben wird.

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