Besonders auffällige und große Ohrringe sind derzeit in Sachen Schmuck so etwas wie das Must-have der Modefrauen weltweit. Und auf Instagram aktuell Hauptbestandteil des ultimativen Selfie-Trends.
Was waren das noch für Zeiten, als Frauen sich den neuesten Tratsch mittels der „Stillen Post" und nicht via WhatsApp-Nachrichten mitgeteilt hatten. In den 80er-Jahren waren sie beim Flüstern fast zwangsläufig mit einem damals nahezu unverzichtbaren Schmuck-Accessoire in Berührung gekommen, das lang und unübersehbar vom Ohrläppchen bis zu den Schultern herabbaumelte. Seit einigen Saisons sind die Riesen-Ohrringe wieder in Mode gekommen. Dabei haben sie Jahr für Jahr immer noch ein kleines bisschen an Volumen und ausgefallener Optik zugelegt – und im kommenden Herbst/Winter werden sie wohl endgültig die Grenzen des überhaupt noch Möglichen erreichen.
Und was waren das noch für Zeiten, als frau der gesamten Social Media Community noch à la minute ihre neueste Accessoire-Errungenschaft via Selfie vorstellen konnte. Vorbei, vorbei, denn inzwischen sind laut dem Magazin „Vogue" die XXL-Statement-Ohrringe zum neuen Must-have bei Instagram avanciert. Auch in der Pinterest-Community führt an ihnen derzeit kein Weg vorbei, weshalb sie von der Plattform logischerweise zu einem der angesagtesten Trends des Jahres deklariert wurden. „Was Schuhe für Carrie Bradshaw waren, sind Statement-Ohrringe für die Stan-Smith-Generation", so das Branchenmagazin „Business of Fashion". Kein Wunder daher, dass sie von fast allen Promi-Ladys heiß geliebt werden – von Rockröhre Pink über Supermodel Bella Hadid bis hin zur First Daughter Ivanka Trump. Wobei für alle das gleiche Motto gilt: Protzen und klotzen statt kleckern, sprich die schlichten, feinen, eleganten Perlenohrringe sollten bis auf weiteres im Schmuckkästchen im hintersten Teil des Kleiderschranks verwahrt bleiben. Die übergroßen Hänger gibt es in den verschiedensten Ausführungen oder Variationen.
Prinzipiell gilt: Alles ist erlaubt, Hauptsache groß (am besten schulterlang oder schulterstreifend), farbenfroh und auffällig. Ob mit Pom Poms, Schleifen, Federn (Oscar de la Renta), Perlen, Quasten, Strasssteinen, Kettchen oder Metallnetzen ausstaffiert, das alles ist letztlich vollkommen egal, es kommt ganz allein auf die richtige Länge an. Praktisch: Die Länge des Ohrschmucks streckt den Hals optisch und damit die gesamte Silhouette. Stilvolle Modemädchen verzichten ganz bewusst darauf, dem Schmuck, der nicht nur paarweise, sondern auch als Single-Variante getragen werden kann, durch ein schrilles Make-up die Show stehlen zu wollen. Allenfalls etwas Concealer gegen Augenringe und einen Hauch Mascara, dazu nur noch etwas Lippenstift oder ein zarter Gloss-Auftrag. Auch die Frisur und das restliche Outfit sollten eher dezent bleiben. Statt wilder Mähne sollte frau sich eher für einen Bob-Schnitt, einen Dutt, einen Chignon, einen Top-Knot oder einen hohen Pferdeschwanz entscheiden, auch offene Wellen können noch angehen. Was die Klamotten betrifft, so lassen schlichte Shirts, Off-Shoulder-Blusen, Camisole-Tops oder lässige Lederjacken dem Schmuck jede Menge Raum zur freien Entfaltung.
Das People-Magazin „Die Bunte" ist der Meinung, dass sich aktuell betreffs der Schmuckvorlieben das Augenmerk der Fashionistas von pompösen Ketten auf Riesen-Ohrgehänge verlagert habe: „XXL-Statement-Ohrringe sind nämlich gerade das Must-have bei den Fashionistas und verleihen jedem Outfit eine persönliche Handschrift."
Das französische Magazin „Vogue" hingegen verweist darauf, dass die schulterlangen Teile die kurze Regentschaft der Ohrklemmen oder Ear Cuffs beendet haben. (Tolle Designer-Modelle haben aktuell Acne Studios, Saint Laurent, Gucci, Alexander McQueen, Naeem Khan, Dion Lee oder Christian Siriano im Programm). Obwohl zwischen beiden optisch ja eine gewisse Verwandtschaft besteht, weil beide ja gewissermaßen die Riesen-Varianten des Ohrrings sind und frau auch mit der unübersehbaren Glitzerklemme am Ohrläppchen garantiert zum Hingucker auf jeder Party oder jedem möglichen Event werden wird.
Einer allein tuts auch beim Mono-Trend
Besonders angesagt sind Hoop-Ohrringe im XL-Format. Die Riesen-Kreolen waren auch schon mal in den 80er- und 90er-Jahren der absolute Renner bei modebewussten Frauen gewesen. Zu Beginn der Nullerjahre sind sie aber von der Fashion-Bildfläche verschwunden. Star-Bloggerin und Streetstyle-Ikone Chiara Ferragni fährt voll auf die XL-Hoops ab. Auf den Laufstegen für den Sommer 2018 hatten Designermarken wie Y/Project, Balenciaga, Giorgio Armani oder Cushnie et Ochs diese Ohrschmuck-Variante präsentiert. Interessant, dass es derzeit immer mehr Kreolen aus Kunststoff/Acryl gibt, die mit simplem Design und Retro-Charme begeistern. Wer sich einen leichten Nerd-Touch verleihen möchte, sollte sich Teile aus marmoriertem Acryl in Hornoptik kaufen.
Für einen zeitlosen Boho-Chic gepaart mit exotischer Lebensfreude und modernem Glamour-Effekt stehen lange Ohrringe mit Quasten. Einige Designer wie Jacquemus (Spirale), Roksanda (ZickZack) oder Isabel Marant (Kreis) haben aber auch extralange Ohrringe mit geometrischen Formen aller möglichen Art in ihrem Sortiment. Sie wirken meist sehr sophisticated. Manche kunstvollen Umsetzungen der Ohrringe wie bei Rejina Pyo oder Kalmar erinnern an federleichte Mobiles. Lange Chandelier-Ohrringe, die ihren Namen den riesigen Kronleuchtern des 17. Jahrhunderts verdanken, sind ebenso angesagt wie lange Ball Drop-Ohrringe oder eher klar-schlichte Linear Drop-Ohrringe. Riesen-Glitzer-Klunker wie von Saint Laurent, Alessandra Rich oder Christopher Kane nicht zu vergessen.
Im kommenden Winter geht es größenmäßig bis ans Ende des Machbaren. Vor allem bei Loewe und Jacquemus in Sachen Kreolen, bei Elie Saab, Balenciaga und Naeem Khan mit Perlen, Blumenelementen und Kristallen. Prabal Gurung, Saint Laurent und Faustine Steinmetz präsentierten Schmuckstücke, die sogar schon fast über die Schultern hinausreichten und die problemlos auch als Mono-Teile ausgeführt werden können. Alexander McQueen setzt ohnehin auf asymmetrisches Design, ebenso Chanel, Burberry oder Ashish. Marnis flatternde Feder-Ohrringe enden erst weit unter dem Schlüsselbein, so auch die Kreationen von Marine Serre, die aus Tüchern, großen Ringen und Hängern komponiert wurden. Auch schwingende XXL-Quasten mit klassischen Fäden bei Versace oder in metallischer Version bei Ermanno Scervino waren auf den Catwalks wieder vertreten.