Die schönste Nebensache der Welt kann nur so richtig genießen, wer vorher nachgedacht und sich um die Verhütung gekümmert hat. Die Pille gilt als besonders sicher, Kondome schützen zusätzlich vor ansteckenden Krankheiten, sind aber nicht jedermanns Sache. Und was ist mit den Errungenschaften des Digitalzeitalters? Aktuelle Verhütungsmittel mit ihren Vor- und Nachteilen im Überblick.
Nach wie vor ist die Pille die unangefochtene Nummer eins beim Thema Familienplanung. Aktuell zeichnet sich ein Trend ab, dass viele Frauen auf hormonelle Verhütungsmethoden verzichten wollen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Thema Verhütung in den meisten Fällen an der Frau hängen bleibt. Zumindest wenn es über die Benutzung eines Kondoms hinausgeht. Männer wie Frauen fühlen sich durch den dünnen Latex-Überzug oft eingeschränkt und suchen – gerade in längeren Beziehungen – nach einer sicheren Möglichkeit zu verhüten, die das Empfinden nicht beeinflusst.
Bei allen Verhütungsmethoden ist es von Vorteil, sie mit dem behandelnden Frauenarzt zu besprechen. Er kennt alle Alternativen und weiß, was zur jeweiligen Patientin passt. Die nachfolgend genannten Verhütungsmethoden schützen bei sachgemäßer Anwendung nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, eine einzige auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Antibabypille
Wirkungsweise: Hormone gaukeln dem Körper eine Schwangerschaft vor und verhindern so den Eisprung.
Vorteile: Die Sicherheit, die sie bei korrekter Anwendung gewährleistet, ist unübertroffen. Der Zyklus ist regelmäßig.
Nachteile: Kann neben den bekannten Nebenwirkungen bei Frauen mit Migräne mit Aura nicht eingesetzt werden. Das Schlaganfall-Risiko ist um ein Vielfaches erhöht. Kaum ein Arzt fragt nach dieser Krankheitsgeschichte.
Kondom
Bei korrekter Anwendung bietet das Kondom einen sicheren Schutz. Ein Präservativ wird unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr über den erigierten Penis gerollt und nach dem Geschlechtsverkehr einfach wieder abgestreift.
Vorteile: Im Gegensatz zu Verhütungsmitteln schützt es nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern als einziges Verhütungsmittel auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Der hohe Unsicherheitsfaktor beim Pearl-Index beruht in erster Linie auf Fehlverhalten bei der Anwendung, falscher Kondomgröße und falscher Lagerung der Kondome (Frost/Hitze/mechanischer Stress). Durch ein Kondom können viele Männer die Erektion länger aufrechterhalten.
Nachteile: Kondome können als störend oder gar unangenehm empfunden werden, da sie den direkten Hautkontakt verhindern. Auch das Überziehen wird oft als lästige Unterbrechung und Störfaktor im Liebesspiel angesehen, das die Erektion hemmen beziehungsweise vermindern kann. Latex-Allergien stehen der Verwendung von latexhaltigen Kondomen im Weg. Es gibt aber auch latexfreie Alternativen aus Polyurethan. Diese sind dünner, besonders gefühlsecht und geruchlos, allerdings auch deutlich teurer als Latex-Kondome. Der Latex-Geruch wird zudem von vielen Menschen als unangenehm empfunden. Hier helfen Kondome mit künstlichem oder gar keinem Geruch.
Verhütungsring
Wirkungsweise: Der Verhütungsring oder Vaginalring wirkt prinzipiell wie die Pille. Der Verhütungsring setzt jeden Tag eine bestimmte Menge an Östrogen und Gestagen
frei. Über die Scheidenwand gelangen diese beiden Hormone in den Blutkreislauf und verhindern somit einen Eisprung. Außerdem machen die Hormone den natürlichen Schleim im Gebärmutterhals zäh und erschweren den Spermien damit den Weg in die Gebärmutter. Die Hormone beeinflussen zusätzlich die Schleimhaut und verhindern so die Einnistung einer befruchteten Eizelle.
Vorteile: Die Wirkstoffabgabe ist regelmäßig und kontinuierlich. Der Hormonspiegel bleibt dadurch gleichmäßig, was eine gute Verträglichkeit bedingt. Zwischenblutungen kommen nur selten vor. Auch die Dauer und der Beginn der Periode in der ringfreien Woche verlaufen sehr regelmäßig.
Der vielleicht wichtigste Punkt ist, dass die Wirksamkeit des Rings bei Magen-Darmerkrankungen gewährleistet bleibt. Er kann temporär für den Geschlechtsverkehr entnommen werden, sodass der Partner mit Sicherheit nichts spürt. Der Vaginalring kann für bis zu drei Stunden herausgenommen werden. Die empfängnisverhütende Sicherheit ist dabei weiterhin gegeben, sofern er anschließend wieder 24 Stunden ununterbrochen eingesetzt bleibt.
Nachteile: Der Wiedereinsatz kann vergessen werden. Da der Vaginalring ebenfalls Hormone abgibt, können hormonbedingte Nebenwirkungen auftreten, auch wenn dies eher selten der Fall ist.
Hormonspirale
Wirkungsweise: Die Hemmungen vor dem Einlegen der Ärzte nimmt ab. Bei den meisten klappt es sehr gut, auch wenn das Gewebe noch fester und der Gebärmutterhals enger ist. Bei der Hormonspirale handelt es sich um einen kleinen T-förmigen Körper aus Kunststoff, der ein Gelbkörperhormon (Gestagen) enthält. An einem Ende der Spirale befindet sich der Rückholfäden, mit Hilfe dessen der Arzt die Spirale wieder entfernt.
Die Hormonspirale stellt einen Störfaktor für die Einnistung der Eizelle dar. Außerdem ruft der Fremdkörper eine spezielle Entzündungsreaktion der Gebärmutterschleimhaut hervor, die eine Einnistung erschwert.
Zu der mechanischen Verhütung, die der Kupferspirale ähnelt, gibt die Hormonspirale laufend eine geringe Menge Hormone ab. Dieses Gestagen entfaltet seine Wirkung in erster Linie an Ort und Stelle.
Vorteile: Die Spirale kann fünf Jahre in der Gebärmutter liegen. In dieser Zeit müssen sich die Anwenderinnen keine Gedanken über die Verhütung machen. Auch Stärke und Dauer der Menstruation sind vermindert. Es gibt mittlerweile auch kleinere Modelle für Frauen, die noch keine Kinder bekommen haben.
Nachteile: Über sie hat man in den letzten Wochen regelrechte Horrormeldungen vernommen – sie würde in vielen Fällen zu schweren Depressionen führen. Kann bei Frauen mit Migräne mit Aura nicht eingesetzt werden. Berichtet wird von gestagenbedingten Störungen wie depressiver Verstimmung, Akne oder Kopfschmerzen. Selten kann das Körpergewicht etwas ansteigen.
Kupferspirale
Wirkungsweise: Die einzige zuverlässige und dauerhafte Verhütungsmethode, die hormonfrei arbeitet. Die Wirkweise des Kupferdrahtes ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Fest steht aber, dass sie die Gebärmutterschleimhaut in ihrer Beschaffenheit so verändert, dass Samenzellen nicht mehr richtig zum Ei gelangen und sollte es doch passieren, kann sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten.
Vorteile: Nach dem Einsetzten verbleibt die Spirale für drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter und muss nur in Halbjahresabständen auf den korrekten Sitz kontrolliert werden. Sie greift nicht in den natürlichen Zyklus ein.
Nachteile: Beim Einsetzten kann es zu Schmerzen kommen. Auch während der Menstruation kann es zu vermehrten Regelschmerzen kommen und die Blutung verstärkt sich unter Umständen. Bei Frauen mit starken Regelschmerzen oder ohnehin starker Blutung ist von der Kupferspirale abzuraten. Jedoch ist es ein Irrglaube, dass man erst entbunden haben sollte, bevor eine Spirale gesetzt werden kann. Der Zyklus wird, wenn er es vorher nicht war, nicht regelmäßiger.
Zyklus-Apps
Im Handy-Appstore gibt es diverse Apps, die diese Verhütungsmethode unterstützen. Es ist hilfreich, sich ein bisschen bei Google nach den Bewertungen schlau zu machen. Die vereinfachte Form ist ein gewöhnlicher Zykluskalender, der in Frauenarztpraxen ausliegt. Bei einer solchen App (zum Beispiel „Life") kann man nicht nur das tägliche Befinden im Zyklus eintragen, sondern auch Bemerkungen, wann man welche Beschwerden hat und so weiter. Die App zeigt der Nutzerin dann, wann sie ihre fruchtbaren Tage hat und auf Kondome zurückgreifen muss, zeigt neutrale Tage und jene, an denen eigentlich bei ungeschütztem Verkehr nichts passieren kann. Diese Methoden setzen einen sehr regelmäßigen Zyklus voraus. Zur persönlichen Orientierung sind sie aber allemal sinnvoll.
Einige Apps nehmen es etwas genauer, denn sie berechnen die fruchtbare Zeit anhand der sogenannten NFP-Methode. Hinter der Abkürzung verbirgt sich die „natürliche Familienplanung", bei der die Körpertemperatur direkt nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen gemessen und der sogenannte Zervixschleim allmorgendlich untersucht wird. Dieser wird im Gebärmutterhals gebildet.
Diese beiden Angaben, kombiniert mit der Zykluslänge, lassen eine genauere Aussage darüber zu, wann die Frau schwanger werden kann. Das setzt aber voraus, dass die Frau ihren Körper sehr gut kennt und die Methode richtig anwendet.
Vorteile: Die Methode ist völlig natürlich. Außer einer App und der Motivation, jeden Tag reinzuschauen und seine Einträge zu machen, braucht es nichts. Man kann sich ein Stimmungsbild erarbeiten und nachvollziehen, wie man sich zu welchem Zeitpunkt während des Zyklus fühlt.
Nachteile: Wer keinen regelmäßigen Zyklus hat, sollte keinen ungeschützten Verkehr haben, da das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft zu groß ist. Unregelmäßigkeiten im Zyklus werden auch nicht erfasst. Das Problem ist nämlich, dass viele Apps den Zeitpunkt des Eisprungs rein statistisch auf Grundlage der mittleren Zykluslänge errechnen. Der tatsächliche Eisprung kann davon abweichen.
Verhütungs-Computer
Bei der Anwendung muss die Nutzerin täglich den Hormongehalt im Urin kontrollieren. Der Computer erfasst dann die Daten und gibt rotes oder grünes Licht für geschützten beziehungsweise ungeschützten Geschlechtsverkehr. Es gibt solche Geräte beispielsweise von Persona oder Clearblue.
Vorteile: Mit der Zeit erkennt man das Zyklusbild und kennt den eigenen Körper besser.
Nachteile: Da der Computer auf Nummer sicher geht, ist die Anzahl „grüner" Tage, an denen auf ein Kondom verzichtet werden kann, sehr gering (etwa vier Tage im Monat). Die Teststäbchen sind, wie die Erstanschaffung des Computers, nicht sehr erschwinglich.